Blindes Vertrauen
er einstieg. Als Gray merkte, daà Barrie etwas sagen wollte, legte er einen Finger an die Lippen.
Der Motor stotterte ein paarmal, bevor er schlieÃlich ansprang. Sie spürten einen leichten Ruck, als die Handbremse gelöst wurde. Sobald sie unterwegs waren, begann Countrymusic aus den Lautsprechern des Wohnmobils zu plärren.
»Die Musik ist günstig«, sagte Gray. »Jetzt können wir reden, ohne gehört zu werden.«
»Er arbeitet in Tabor House?«
»Seinem Overall nach ist er wahrscheinlich Techniker oder Hausmeister.«
»Wie sieht sie aus?«
»Die Klinik? Ein umgebauter Landsitz. Georgianischer Stil. Prachtvoller Park mit hoher Mauer. Sehr abgelegen. Mindestens zehn Meilen von der nächsten gröÃeren StraÃe. Rein zufällig kommt dort niemand vorbei. Das Tor an der einzigen Zufahrt wird von einem bewaffneten Posten bewacht.«
»Er soll uns mit reinnehmen«, sagte Barrie, der plötzlich ein Licht aufging.
»Genau.«
»Was ist, wenn der Posten das Wohnmobil kontrolliert?«
»Jeder Angestellte hat einen Aufkleber an der Windschutzscheibe.«
»Ziemlich clever.«
»Heb dir das für später auf, wenn wir wieder heil rausgekommen sind.«
Dieser Gedanke war so ernüchternd, daà sie das Thema wechselte. »Wie ist es mit Armbruster gelaufen?« Nachdem Gray ihr das Gespräch geschildert hatte, erkundigte sie sich: »Traust du ihm?«
»Natürlich nicht. Aber bisher hat er sich an unsere Vereinbarung gehalten. Und ich tue mein Bestes, mich ebenfalls daran zu halten.«
»Ich kann gar nicht fassen, daà sie ihm die Story mit den unfähigen Mitarbeitern abgenommen haben.«
»Clete kriegt jeden rum.«
»Aber trotzdemâ¦Â«
»Notfalls hilft er ein biÃchen nach. Er hat mit den richtigen Leuten geredet und sich unmiÃverständlich ausgedrückt, das war genug. Er will seine Tochter unbedingt zurückhaben. Also ist er bereit, mit dem Teufel â nämlich mit mir â zu paktieren, wenn das Vanessa das Leben retten kann.«
Grays Motiv war Liebe. Darüber hatte Barrie bewuÃt nicht allzuviel nachgedacht. Und sie hatte sich auch nicht gestattet, darüber nachzudenken, wie tief Vanessas Dankbarkeit wohl wäre und welche Form sie annehmen würde, wenn erst einmal alles vorüber war.
Der Idealfall: Vanessa überlebte. Ihre Ehe mit David Merritt ging in die Brüche. Danach könnte Vanessa bis an ihr seliges Ende glücklich mit dem Helden zusammenleben, der sie vor ihrem mörderischen Ehemann gerettet hatte.
Und Barrie hätte, was sie sich wünschte â die langersehnte Exklusivstory, die endlich ihre Karriere vorantreiben und in heute noch unvorstellbare Höhen führen würde. Das war es doch, was sie sich mehr als alles andere wünschte, oder?
Diese Ãberlegungen irritierten sie so sehr, daà sie mürrisch fragte: »Du hast nicht zufällig ein Kartenspiel mitgebracht, damit wir uns die Zeit vertreiben können?«
»Wenn du dich langweilst, kannst du dich schon mal umziehen.« Er nickte zu der Einkaufstüte hinüber. »Da drin ist dein Kostüm für heute abend.«
Die Tragetasche enthielt eine Schwesternuniform â Hose und
Oberteil aus korallenrotem Polyester â, ein Paar weiÃe Schuhe mit flachen Absätzen und einen marineblauen Overall.
»Die Schwestern tragen keine einheitliche Uniform«, sagte Gray, »also fällst du damit nicht auf.«
Barrie kippte den Inhalt der Tüte auf den Teppichboden des Wohnmobils. »Was soll der Overall?«
»Der ist für mich.«
»Flott.« Sie stand auf und griff nach ihrer GürtelschlieÃe. »Willst du dich nicht umdrehen?«
»Nein, aber du kannst es ja tun.«
Wenn er kein Theater daraus machte, würde sie erst recht cool reagieren. Ich kann mindestens so blasiert tun wie er, sagte sie sich,während sie ihre Schuhe abstreifte und ihre Bluse aus dem Hosenbund zog. Zum Glück war es hier hinten im Wohnmobil ziemlich dunkel.
Nachdem sie den Gürtel gelöst hatte, zog sie den ReiÃverschluà ihrer Hose auf und schob sie an ihren Beinen nach unten. Als sie abgestreift war, legte Barrie sie zusammen und packte sie unten in die Tragetasche. Als nächstes knöpfte sie ihre Bluse auf und zog sie aus, so daà sie nur noch Slip und BH trug. Wenigstens paÃten beide zusammen. Wenigstens waren beide neu,
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