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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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erst kürzlich bei Victoria’s Secret gekauft.
    Aber sie war kein Wäschemannequin. Sie war auch keine Vanessa Armbruster Merritt. Vielleicht meinte das Halbdunkel es gut mit ihr und milderte den Unterschied etwas ab.
    Gray und sie merkten gleichzeitig, daß das Wohnmobil langsamer wurde. Barrie sah zu ihm hinüber. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Wir können noch längst nicht da sein. Warum hält er jetzt?«
    Â»Vielleicht muß er tanken?«
    Â»Ich weiß nicht«, sagte er und spähte durch einen Vorhangspalt. »Draußen ist nichts zu sehen.«

    Das Wohnmobil fuhr noch langsamer und hielt dann. Das Radio verstummte, als der Fahrer den Motor abstellte. Seine Tür öffnete sich quietschend. Das Fahrzeug schwankte leicht, als er ausstieg.
    Â»Na, Zuckerpüppchen«, hörten sie ihn sagen. »Wartest du schon lange?«

39. Kapitel
    Daily nahm seinen Auftrag als Köder ernst.
    Kurz nachdem er sich im Parkhaus von Gray und Barrie getrennt hatte, fiel ihm eine graue Limousine auf, die ihm mehrere Blocks weit in sicherem Abstand folge. Nachdem Daily auf seinem Zickzackkurs durch die Stadt mehrmals willkürlich abgebogen war, wußte er ganz sicher, daß er erneut beschattet wurde.
    Vielleicht hatte Gray richtig vermutet, daß in seinen Wagen ein Peilsender eingebaut war. Vielleicht hatten die Dreckskerle auch nur Glück gehabt und ihn wiederentdeckt. Vielleicht war Merritts Geheimpolizei allgegenwärtiger, als selbst Gray ahnte. Das war eine beängstigende Möglichkeit. Andererseits war es wenig wahrscheinlich, daß diese Typen einen kranken alten Emphysematiker auf offener Straße anhalten würden. Daily fühlte sich verhältnismäßig sicher.
    In der ersten Stunde machte ihm die Verfolgungsjagd noch Spaß, aber irgendwann wurde die Monotonie übermächtig. Nachdem er innerhalb von fünf Minuten dreimal gegähnt hatte, stellte er sein Autoradio auf einen Sender ein, der Rapmusik brachte – aus dem einfachen Grund, weil er sie leidenschaftlich haßte. Wenn ihn dieser widerwärtige Krach nicht wach und munter hielt, half auch nichts anderes mehr.
    Als sein Magen zu knurren begann, fuhr er bei McDonald’s an den Autoschalter und bestellte Big Macs für sich und Dolly. Der Jüngling hinter dem Schalter sah, daß Dailys Beifahrerin eine Aufblaspuppe war, aber er äußerte sich nicht dazu, und Daily gab keine Erklärung ab. Der Junge sollte ihn lieber für pervers als für subversiv halten.

    Daily parkte vor dem Restaurant und beobachtete geistesabwesend das Kommen und Gehen anderer Gäste, während er seinen Hamburger mit Fritten aß. Da er keinen großen Appetit hatte, aß er von allem nur die Hälfte. Er hätte schwören können, daß Dolly ihn mißbilligend anstarrte, als er die Reste in einen Abfallkübel warf.
    Er hatte keine Lust, gleich weiterzufahren, deshalb blieb er mit untätig im Schoß liegenden Händen sitzen und beobachtete weiter die Klientel von McDonald’s. Besonders interessierten ihn die Paare mit kleinen Kindern. Diese glücklich wirkenden Familien waren der lebende Beweis dafür, daß das Ideal nicht ganz unerreichbar war. Aber anstatt darüber Freude zu empfinden, fühlte Daily sich beim Anblick der Kleinen mit den Happy Meals unsagbar traurig.
    Er war sich wieder einmal darüber im klaren, das wirklich Wichtige im Leben versäumt zu haben. Er hätte die niedliche kleine Lehrerin heiraten sollen, die so verrückt nach ihm gewesen war. Daily war ebenso verrückt nach ihr gewesen. Gleich am ersten Abend ihrer Bekanntschaft hatte er sich Hals über Kopf in ihre rehbraunene Augen und ihre sanfte Art verliebt. Ein einziges Lächeln von ihr genügte, damit er sich wie ein Millionär fühlte.
    Aber er hatte ihre Liebe als selbstverständlich hingenommen und sie schlecht behandelt, weil ihm Überstunden oft wichtiger waren als eine Verabredung zum Abendessen. Auf seiner Jagd nach einer guten Story hatte sie stets weit abgeschlagen den zweiten Platz belegt. Zwischen einem Kinobesuch mir ihr und der Verfolgung einer heißen Fährte hatte es nie ernsthafte Konkurrenz gegeben.
    Sie hatte sich als wahrer Schatz erwiesen und ihn bewundernswert lange ertragen. Aber er hatte ihre Geduld einfach zu sehr strapaziert. Da hatte sie ihn aufgegeben und einen anderen
geheiratet: einen Mann, der stetiger und aufmerksamer

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