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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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in ihrem Spind herum. Zwei Männer in blauen Overalls, wie Gray einen trug, saßen an einem Tisch, tranken Kaffee und fachsimpelten über Motoren mit Turboladern.
    Niemand achtete auf Barrie. Sie durchquerte den Raum, als täte sie das jeden Abend um elf Uhr.
    Hinter der Tür zeigte sich die Klinik wie verwandelt. Jenseits der hellen Sterilität des Aufenthaltsraums lag ein Korridor, der an gedämpfte Stimmen und steife Förmlichkeit denken ließ. Die Wände waren zweigeteilt: unten eine Holztäfelung, oben eine pastellfarbene Tapete mit Prägemuster. Wandleuchter aus Messing verbreiteten gedämpftes Licht. Der Boden war mit Teppich ausgelegt. Barrie folgte dem Korridor, bis er auf einen anderen stieß.
    Rechts oder links? Rechts oder links? Nicht zögern, zielbewußt wirken. Ene, mene, muh. Okay, rechts!
    Der Korridor, für den sie sich entschieden hatte, führte in den vorderen Teil des Gebäudes. Unterwegs sah sie Büros, die jetzt dunkel waren, einen luxuriös eingerichteten Salon mit einem Stutzflügel und einen Wintergarten mit Farnen und tropischen Pflanzen zwischen Rattanmöbeln mit Kissen. Alles sehr elegant, und nichts erinnerte an eine Klinik.
    Die runde Eingangshalle mit der geschwungenen Treppe und einem Oberlicht fünfzehn Meter über dem Marmorboden war ziemlich eindrucksvoll. Mitten in dieser Rotunde stand ein runder
Foyertisch, auf dem ein riesiges Blumenarrangement aus Gladiolen mit über einem Meter langen Stielen thronte.
    Hier war niemand zu sehen außer einem Haustechniker, der vor einer abgeschraubten Steckdose kniete, in der er mit einem Schraubenzieher herumstocherte. Barrie ging um den Tisch herum, um mit ihm zu reden. »Ich könnte glatt zu koksen anfangen, um hier ein paar Wochen bleiben zu dürfen.«
    Â»Könntest du dir nicht leisten«, sagte der Haustechniker, als er aufstand. »Im Erdgeschoß liegen nur Büros und Konferenzräume.«
    Â»Auch die Registratur?«
    Â»Wahrscheinlich. Aber die Aktenschränke sind bestimmt abgesperrt, und ich habe kein passendes Werkzeug mitgebracht. Außerdem würde das zu lange dauern.«
    Â»Was schlägst du also vor?«
    Â»Ich denke an ein Computerterminal«, sagte er. »Hier muß es ein ständig aktualisiertes Patientenverzeichnis geben.«
    Â»Gute Idee. Weiter hinauf?«
    Â»Du nimmst den Aufzug. Ich benutze die Treppe.«
    Â»Okay, wir treffen uns im ersten.«
    Der Aufzug war ein Eisenkäfig, der mehr ästhetische Qualitäten als mechanische hatte. Barrie war dankbar, daß er wenigstens ein Stockwerk schaffte. Sie trat aus der schmiedeeisernen Tür, wandte sich nach links und stand einer Krankenschwester gegenüber, die Barrie ebenso erschrocken anstarrte wie Barrie sie.
    Â»Was tun Sie in diesem Ding? Das ist eine Todesfalle.«
    Â»Ã„h, ich bin neu hier«, antwortete Barrie nervös lachend, was unter diesen Umständen nicht viel Verstellung erforderte. »Nächstesmal nehme ich den Expreßaufzug. Dolly Madison«, sagte sie und streckte die rechte Hand aus. »Bitte keine Witze über meinen Namen. Glauben Sie mir, ich kenne alle!«

    Â»Linda Arnold.«
    Â»Freut mich.«
    Aus dem Augenwinkel heraus sah Barrie, wie Gray die Treppe heraufkam. Er nutzte ihr unfreiwilliges Ablenkungsmanöver aus, um hinter dem Schreibtisch der Stationsschwester zu verschwinden. Sonst war niemand in Sicht.
    Â»Wann haben Sie hier angefangen?« fragte die Schwester.
    Â»Heute ist meine erste Nacht. Ich assistiere Dr. Hadley«, sagte sie, weil sie sich an diesen Namen auf dem Telefonverzeichnis in der Kantine erinnerte.
    Â»Ich dachte, Dr. Hadley hätte ein halbes Jahr Forschungsurlaub genommen.«
    Â»Ja, das hat er.«
    Â»Sie meinen sie.«
    Â»Ich habe sie gesagt.« Barrie legte Linda Arnold eine Hand auf den Arm und beugte sich vertraulich zu ihr hinüber. »Unter uns gesagt, es klappt nicht alles so, wie sie es sich vorgestellt hat. Sie wollte ein Buch schreiben, aber ich bezweifle, daß sie jemals damit zu Rande kommt.«
    Â»Tatsächlich? Das überrascht mich aber. Sie hat schon so viel veröffentlicht.«
    Â»Richtig, richtig«, sagte Barrie und wünschte Dr. Hadley, wer immer sie sein mochte, eine Schreibblockade an den Hals. »Aber diesmal muß sie schwer kämpfen.«
    Â»Tut mir leid, das zu hören. Sie hat so viel zu geben und ist eine so begabte

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