Blindes Vertrauen
auch nicht. In Tabor House hat alles genau nach Plan geklappt. Meine Männer haben ihren Stolz hinuntergeschluckt und sich von Bondurant überwältigen lassen. Wer kann denn ahnen, daà Clete nur wenige Meilen entfernt mit einem Hubschrauber bereitstehen würde?«
»Du hättest es ahnen müssen. Dafür bezahle ich dich. Und wo zum Teufel steckt George? Er hat sich davongeschlichen und muà heimgefahren sein. Ruf ihn an. Frag ihn, ob die Ãrzte im Krankenhaus rückgängig machen können, was er getan hat.«
»Ich habe ihn mehrmals zu Hause angerufen. Die Nummer ist ständig besetzt, und seinen Piepser hat er ausgeschaltet.«
»Er ist Vanessas behandelnder Arzt. Vielleicht ist er ins Krankenhaus gerufen worden«, meinte der Präsident hoffnungsvoll.
»Das ist höchst unwahrscheinlich, David. In Zukunft läÃt Clete ihn garantiert nicht mehr an sie heran.«
»Himmel! Wenn das jetzt nicht klapptâ¦Â«
»Dann lassen wir uns was anderes einfallen«, sagte Spencer beruhigend. »Was wir nicht aus den Augen verlieren dürfen, ist die Tatsache, daà Vanessa eine Gefahr für deine Präsidentschaft geworden ist. Vanessa, du und ich wissen als einzige, was in der bewuÃten Nacht im Kinderzimmer passiert ist. George muà etwas ahnen, aber er könnte seinen Verdacht nie beweisen. Wir müssen irgendwie dafür sorgen, daà Vanessa schweigt. Dann weià niemand mehr davon.«
»AuÃer«, sagte David, indem er Spencer einen nachdenklichen Blick zuwarf, »uns beiden.«
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Der Tag dämmerte herauf, als Präsident Merritt im Krankenhaus eintraf, um seine Frau zu besuchen. Statt wie sonst einen Anzug zu tragen, hatte er sich für Freizeitkleidung und eine Windjacke entschieden, weil er glaubte, seine Besorgnis werde um so glaubwürdiger wirken, je zerzauster er aussehe.
Vor seinem Eintreffen waren Secret-Service-Agenten aufgetaucht. Im Krankenhaus herrschte mühsam kontrolliertes Chaos. Ganze Heerscharen von Reportern gierten nach Meldungen über die neueste Wendung, die die Saga vom Gesundheitszustand der First Lady genommen hatte. Der Präsident betrat das Krankenhaus durch die Küche, benützte einen Personalaufzug und wurde nach oben in ihr Zimmer geleitet.
Als er hineinging, stand sein Schwiegervater an Vanessas Bett. »Wie gehtâs ihr, Clete?« fragte David besorgt.
»Warum fragst du sie das nicht selbst?«
Vanessa schien zu schlafen, aber als David ihre Hand ergriff, schlug sie die Augen auf. Er lächelte sie strahlend an. »Hallo, Liebling, Gott sei Dank, daà dir nichts passiert ist!«
»Hallo, David. Wie nett, daà du mich besuchst«, sagte sie mit von Sarkasmus triefender Stimme.
»David, das ist Dr. Murphy.«
Er nickte geistesabwesend, als Clete ihm den behandelnden Arzt vorstellte. »Was fehlt meiner Frau, Doktor?«
»Meiner Ansicht nach, Mr. President, hat man ihr eine unangemessen hohe Dosis Lithium verabreicht â vor allem in Kombination mit Haldol und anderen Sedativa.«
»Ich dachte, ihre Blutwerte seien ständig überwacht worden.«
Der Arzt zuckte mit den Schultern. »Dr. Leopold hat mir ihr Krankenblatt aus Tabor House zugefaxt. Die verzeichneten Werte sind in Ordnung, aber sie entsprechen nicht den Befunden unseres hiesigen Labors.«
»Wie können Dex Leopolds Mitarbeitern so gravierende Fehler unterlaufen sein?« Niemand äuÃerte eine Vermutung. Tatsächlich kam von Dr. Murphys Seite des Bettes der Patientin nur verlegenes Schweigen. »Welche Prognose stellen Sie?« fragte David munter.
»Sie leidet an Vergiftungserscheinungen. Ich behandle sie mit Tropfinfusionen, um das Gift aus ihrem Körper zu spülen. Das wird einige Tage dauern. Danach verringere ich die Medikamentenzufuhr auf eine wirksame, aber sichere Tagesdosis. Sie sollte ihre Tage nicht wie in Trance verbringen â wie bei ihrer Ankunft.«
»Aber sie erholt sich wieder?«
»Ja, Mr. President.«
»Gott sei Dank!« David drückte Vanessas Hand, führte sie an
seine Lippen und beugte sich dann über seine Frau, um sie sanft zu küssen. Ihre Lippen waren nicht wärmer und williger als die einer Schaufensterpuppe.
Der Arzt entschuldigte sich und lieà die drei allein. Bevor Clete über ihn herfallen konnte, ging David in die Offensive. »Das kostet Dex Leopold den Arsch!«
»Bevor du dich zu sehr
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