Blindes Vertrauen
betäuben, die sie bei diesen Worten durchzuckten. »David wäre bestimmt dagegen. Die First Lady darf zu keinem Psychiater gehen.«
»Das läÃt sich vertraulich arrangieren. Wer könnte es dir auÃerdem verübeln, daà du Hilfe holst, wenn du sie am nötigsten brauchst? Ich werde mit David darüber reden.«
»Nein!«
»Schätzchen â¦Â«
»Bitte, Daddy, er soll sich nicht noch mehr Sorgen machen. Ich komme irgendwie darüber hinweg. Es dauert nur ein biÃchen länger, als wir alle gedacht haben.«
Vanessa hatte auf den Knien des Meisters â Senator Cletus Armbruster â gelernt, Politik zu machen. Als sie sich eine gute Nacht wünschten, hatte sie ihm das Versprechen abgenommen, nicht mit David über ihren Gesundheitszustand zu reden.
Um sich zu beruhigen, spülte sie ein weiteres Valium mit einem groÃen Schluck Wein hinunter, bevor sie ins Bad schwebte und Nachthemd und Morgenrock anlegte. Sie versuchte, im Bett sitzend ein paar Briefe zu schreiben, konnte jedoch ihren Füller nicht richtig halten. Dann wollte sie anfangen, den neuen Bestseller zu lesen, von dem alle Welt sprach, aber es fiel ihr schwer, sich auf die Buchstaben zu konzentrieren und die Worte zu verstehen. Als sie eben aufgeben und ihre Nachttischlampe ausknipsen wollte, klopfte jemand an die Schlafzimmertür. Sie stand auf und ging zur Tür.
»Vanessa?«
Sie öffnete die Tür. »Hallo, Spence.«
»Hast du geschlafen?«
»Ich habe gelesen.« Spencer Martin machte sie unweigerlich nervös. Sie fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Was willst du?«
»Der Präsident hat mich gebeten, nach dir zu sehen.«
»Tatsächlich?« fragte sie sarkastisch.
»Er bedauert, daà er dich heute abend allein lassen muÃte.«
»Warum sollte dieser Abend anders als alle anderen sein?«
Spencer Martin zuckte mit keiner Wimper. Frechheit allein genügte nicht, um ihn zu provozieren. Selbst wenn er gereizt war, lieà er sich nichts anmerken. Das hatte er während seiner Ausbildung trainiert.
Zu Nixons Mannschaft hatte Gordon Liddy gehört, dessen eine Handfläche in der Mitte vernarbt war, wo er sie über eine Kerzenflamme gehalten hatte, bis das Fleisch verbrannt war. Spencer Martin brauchte sich nicht vor Liddy zu verstecken; er war selbst eine unheimliche Gestalt. Und für den Präsidenten unersetzlich.
»Kann ich irgend etwas für dich tun?«
»Zum Beispiel?«
»Was du möchtest.«
»Bemühe dich bitte nicht.«
»Ich versichere dir, es wäre keine Mühe. Wie fühlst du dich?«
»Beschissen. Wie fühlst du dich?«
»Du bist durcheinander. Am besten rufe ich Dr. Allan an, damit er rüberkommt.«
»Den brauche ich nicht!« widersprach sie heftig. »Was ich brauche â¦Â« Sie machte eine Pause, um ihre Kräfte zu sammeln. »Was ich brauche, ist jemand in diesem Haus, der zur Kenntnis nimmt, daà ich einen Sohn hatte und daà er tot ist.«
»Das haben alle zur Kenntnis genommen, Vanessa. Wozu immer wieder darauf zurückkommen? Welchen Zweck hat es, auf der Tatsache herumzureiten, daà dein Sohn â¦Â«
»Sag seinen Namen, du Dreckskerl!« Sie stürzte sich auf Spencer und packte ihn an den Aufschlägen seines perfekt geschnittenen Sakkos. »David und dir fällt es schwer, seinen Namen auszusprechen,
habâ ich recht? Euer schlechtes Gewissen hindert euch daran. Sag ihn!« kreischte sie. »Los, sag ihn sofort!«
Ein Secret-Service-Agent kam hereingestürzt. »Mr. Martin, ist irgendwas nicht in Ordnung?«
»Die First Lady fühlt sich nicht wohl«, antwortete Spencer. »Rufen Sie Dr. Allan an, er möchte sofort kommen.«
Spencer schob sie ins Schlafzimmer zurück und schloà die Tür. »Willst du mich hier einsperren, Spence?«
»Durchaus nicht. Falls du dich vor dem Personal lächerlich machen willst ⦠bitte sehr«, sagte er und deutete gelassen auf die Schlafzimmertür.
Vanessa verfiel in mürrisches Schweigen, goà sich jedoch trotzig ein weiteres Glas Wein ein. Bis der Arzt kam, hatte sie es ausgetrunken und war beim nächsten.
»Sie ist betrunken, George«, stellte Spencer Martin fest.
Als Dr. Allan sie untersuchen wollte, strampelte sie und wehrte sich. »Vanessa, solange Sie diese Medikamente nehmen, dürfen Sie nicht so viel
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