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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Spencers Wort war unbedingt Verlaß.
    In dieser Beziehung war Spencer unersetzlich. Tauchte ein
Problem auf, übernahm er die Lösung. Ohne lange Erklärungen. Ohne Begründung. Ohne Diskussion. Spencer war völlig unkompliziert. Ganz im Gegensatz zu ihrem Freund Gray Bondurant, der darauf bestanden hatte, die genauen Gründe für jede verdammte Anordnung des Präsidenten zu erfahren.
    Wenn entschlossenes Handeln erforderlich war, verlangte David Merritt tatkräftiges Zupacken, ohne sich rechtfertigen zu müssen. Ihm lag daran, daß das Zweckmäßige getan wurde, und er scherte sich dabei den Teufel um die Integrität. Gray jedoch sehr. Für Gray hatte Integrität einen hohen Stellenwert.
    Â»Meiner Ansicht nach ist Barrie Travis nur eine übereifrige Reporterin. Sie hat ihre Viertelstunde im Rampenlicht gehabt  – das ist großzügig gerechnet – und versucht jetzt, aus ihrer flüchtigen Berühmtheit möglichst viel Kapital zu schlagen. Leider wird sie allmählich lästig.« Der Präsident schmunzelte. »Dabei ist sie eine Versagerin, das weiß jeder. Keine Sorge, Spence, sie ist nicht clever genug, um wirklichen Schaden anzurichten.«
    Â»Ich weiß nicht, David«, meinte Spencer besorgt. »Ich halte sie für intelligenter, als die meisten Leute glauben. Wenn ihr nicht dieser grobe Schnitzer passiert wäre, könnte sie heute eine einflußreiche Journalistin sein. Ihre verdammte Hartnäckigkeit sagt uns jede Menge über ihren Charakter.«
    Â»Oder ihren Leichtsinn und ihren blinden Ehrgeiz.«
    Â»In beiden Fällen könnte sie uns schaden, wenn sie weitermacht.«
    Der Präsident musterte seinen Berater. Sie verstanden sich oft ohne Worte. Wie Guerillakämpfer in einem Dschungel voller Feinde konnten sie sich wortlos miteinander verständigen. Blicke genügten, um sich gegenseitig vor möglichen Gefahren zu warnen. So war es auch diesmal.

    Â»Wenn dir dabei wohler wäre, Spence, solltest du die Sache im Auge behalten.«
    Â»Mir wäre dabei wohler.«
    Â 
    Barrie starrte die stenografische Mitschrift ihres Telefongesprächs mit Präsident Merritt nachdenklich an. Weder daran, was er gesagt, noch daran, wie er es gesagt hatte, fand sie das geringste auszusetzen. Es war ein freundlicher kleiner Schwatz gewesen. Er hatte ihre Bitte um ein Exklusivinterview entschieden, aber freundlich abgelehnt, was sie jedoch nicht enttäuscht oder auch nur überrascht hatte. Ihre Bitte war ohnehin nur ein Vorwand gewesen. Eigentlich hatte sie angerufen, um sich nach der First Lady zu erkundigen.
    Seit jenem stürmischen wolkenverhangenen Tag, an dem sie sich mit Vanessa Merritt zum Cappuccino getroffen hatte, war Barrie in ganz Washington auf der Suche nach dem Drama, das sie witterte. Bisher ohne Erfolg. Ihre Quellen waren versiegt. Da der Piepser, den sie Tag und Nacht trug und dessen Nummer nur Daily und ihre Informanten kannten, kein einziges Mal piepste, verstieß sie gegen die ungeschriebenen Regeln und rief ihre Informanten selbst an. Niemand wußte etwas. Danach war sie bereit gewesen, sich einzugestehen, daß ihre Phantasie wieder einmal mit ihr durchgegangen war.
    Dann hatte der rätselhafte Vorfall mit Anna Chen ihren Verdacht erneut geweckt. Und gleich am nächsten Morgen hatte Dalton Neely eine Pressekonferenz einberufen, um bekanntzugeben, Mrs. Merritt werde sich für unbestimmte Zeit aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Nach dieser schockierenden Einleitung hatte er eine kurze Mitteilung des Präsidenten verlesen:
    Â»Senator Armbruster und ich glauben, daß meiner Frau die Verpflichtungen als First Lady nicht genug Zeit gelassen haben, sich von dem tragischen Tod unseres Sohnes zu erholen. Wir
haben ihr deutlich klargemacht, wie wertvoll sie für uns als Mensch und als Patriotin ist. Sie ist es ihren Angehörigen und ihrem Land schuldig, sich körperlich und seelisch völlig zu erholen, bevor sie sich erneut ihren anstrengenden Aufgaben, die sie sich selbst auferlegt hat, widmet. Zu diesem Zweck hat sie sich zu einer längeren Erholungskur zurückgezogen.«
    Danach konnten die Medienvertreter Fragen stellen. Diese Kur werde von Dr. George Allan überwacht, hatte der Pressesprecher auf eine Frage hin erklärt. Er hatte strikt dementiert, daß es sich um eine Entziehungskur wegen Alkohol- oder Drogenmißbrauchs handelte. Barrie selbst hatte das

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