Blindes Vertrauen
verrennst. Und in andere.«
»Aber diese Sache ist anders. Völlig anders.«
»Und so soll es auch bleiben. Nach einer Serie von Fiaskos bist du eben dabei, etwas Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Kannst du dir den Aufschrei vorstellen, den deine Theorien auslösen müssen, sobald sie bekanntwerden?«
»Kannst du dir vorstellen, was für ein gewaltiger Karriereschub mir bevorsteht, wenn meine Theorien sich als richtig erweisen?«
»Bevor du anfängst, von einem eigenen Nachrichtenmagazin zu phantasieren, solltest du dir darüber klarwerden, was du hast. Eine Vermutung, Barrie. Das ist alles. Eine Vermutung, die im Journalismus null wert ist.«
»Nein, das stimmt nicht«, widersprach sie nachdrücklich. »AuÃer man ist zufällig dabei, wenn jemand von einer Brücke springt, ein Flugzeug abstürzt oder ein Mörder gefaÃt wird, während er noch mit rauchender Waffe über seinem Opfer steht, beginnt jede gute Story mit einer Ahnung, mit einer instinktiven Vermutung, die einem sagt, daà hinter einer Sache mehr steckt, als auf den ersten Blick zu erkennen ist.
Du wirst es vielleicht nicht glauben, Daily, aber meine Motive sind nicht nur egoistisch. Ich mache mir Sorgen um Vanessa. Bei unserer ersten Begegnung war sie am Rand eines Nervenzusammenbruchs. Nehmen wir mal an, ich hätte völlig unrecht und sie hätte ihr Baby wirklich durch Krippentod verloren. Vielleicht hat ihr Schmerz sie zum Wahnsinn getrieben. Wenn ihr Verhalten fürs WeiÃe Haus peinlich würde â wäre es dann nicht möglich, daà man sie irgendwohin abgeschoben hat, wo die Ãffentlichkeit sie nicht mehr zu sehen bekommt?«
»Du denkst, daà der Präsident sie gegen ihren Willen einsperren läÃt?«
So ausgedrückt, klang ihre Hypothese lächerlich. »Das wäre völlig unplausibel, nicht wahr?«
»Nicht unplausibler als alles andere, was wir bisher diskutiert haben.« Er dachte einen Augenblick darüber nach. »Macht hat ihre ganz spezielle Psychologie, das ist bekannt. Die Geschichte lehrt uns, daà es Präsidenten gegeben hat, für die der Zweck jedes Mittel geheiligt hat. Ich vermute, daà sich das auch auf den Hausarrest einer emotional gestörten First Lady, die den Amtsinhaber auf seinem Weg zur Wiederwahl behindern könnte, erstrecken würde.«
Sie fuhr zusammen. »Gott, unsere Theorien werden ja immer schlimmer.«
»Es sind trotzdem nur Theorien, Barrie.«
»Hör auf, mich ständig daran zu erinnern«, murmelte sie.
»Das ist mein Job.«
»Du bist nicht mehr mein BoÃ.«
»Klar. Ich bin bloà dein Freund. Hör zu, Barrie.« Er machte eine Pause, um mehrmals keuchend Atem zu holen. »Du hast jetzt von allen Seiten Anerkennung erfahren. Warum schonst du dich nicht ausnahmsweise mal ein Weilchen?«
Diesen Tonfall konnte sie nicht leiden. »Psychologiestunde,
Daily? Wird es Zeit, in Barries Kopf nachzusehen, was sie antreibt?«
»Das weià ich schon lange. Und was noch wichtiger ist: Du weiÃt es auch.«
»Wozu dann darüber reden?« fragte sie aufgebracht.
»Kannst du mir in die Augen sehen und mir versichern, daà dein unbezähmbarer Drang, diese gefährliche Story zu verfolgen, nichts damit zu tun hat, daà du dir die Anerkennung der beiden Menschen sichern willst, die â¦Â«
»Klar kann ich dir in die Augen sehen und dir das versichern. Und ganz abgesehen von meinen Motiven â diese Story muà einfach an die Ãffentlichkeit gebracht werden, findest du nicht?«
»Falls es tatsächlich eine Story gibt, dann schon«, stimmte er widerstrebend zu.
»Okay, dann hör auf, die Narben aus meiner Kindheit zu erwähnen, und hilf mir.«
»Wie?«
»Wer würde mit mir reden? Senator Armbruster?«
Daily schüttelte den Kopf. »Selbst wenn er innerlich anderer Meinung wäre, würde er die offizielle Linie vertreten und bis zum letzten verteidigen. Er ist durch und durch Politiker. Er würde niemanden kritisieren, den seine Partei ins WeiÃe Haus geschickt hat â nicht mal Jack the Ripper. Und seinen Schwiegersohn erst recht nicht. SchlieÃlich hat er David Merritt praktisch im Alleingang ins WeiÃe Haus gebracht.«
»Okay. Wer sonst kennt die Merritts gut genug? Vielleicht ein ehemaliger Vertrauter, mit dem sie sich verkracht haben. Oder jemand, derâ¦Â«
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