Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
Vom Netzwerk:
grasten drei Pferde. Hinter der Ranch standen eine Scheune, die älter als das Haus zu sein schien, und eine freistehende Garage, deren offenes Tor zeigte, daß sie bis auf ein Schneemobil leer war. An der Außenwand der Garage war Brennholz aufgeschichtet. Das einzige Lebenszeichen waren die Pferde.
    Nun, wo sie hier war, verkrampften sich Barries Magennerven vor Nervosität. Die Landschaft um sie herum war rauh und einschüchternd. Angesichts der Berge kam sie sich klein und unbedeutend vor – eine Einschätzung, die Gray Bondurant bestimmt teilen würde. Als sie aus ihrem Mietwagen stieg, fragte sie sich, mit welchen Worten sie sich vorstellen sollte. Nach dem wenigen, was sie über ihn gehört und gelesen hatte, war kaum zu erwarten, daß er sie mit offenen Armen empfangen würde.
    Ihre Nervosität war umsonst gewesen: Er war nicht daheim. Das wurde ihr klar, nachdem sie mehrere Minuten lang vergeblich geklingelt und an die Haustür geklopft hatte.Verdammt. Sie hatte sich geistig auf eine Begegnung mit dem ehemaligen Marineinfanteristen eingestellt. Sie hatte schon zuviel Zeit und Geld geopfert, um gleich wieder den Rückzug anzutreten. Sogar die vernünftige Idee, vorerst nach Jackson Hole zurückzufahren, gefiel ihr nicht.
    Sie beschloß, hier auf Bondurants Rückkehr zu warten, und ließ sich auf der Veranda in den Schaukelstuhl mit Flechtsitz sinken. Der Blick auf die Teton Range war so atemberaubend, daß es ihr zunächst genügte, hier zu sitzen und zu schaukeln, während sie dieses Naturwunder betrachtete. Aber es dauerte nicht lange, bis sich ein weiteres Naturphänomen bemerkbar machte – diesmal ein biologisches. Sie brauchte eine Toilette.
    Nachdem sie noch eine Viertelstunde abgewartet hatte, ließ sie ihre Umhängetasche auf dem Schaukelstuhl liegen und
kehrte zur Haustür zurück. Da die Garage offenstand, konnte es gut sein, daß die Haustür ebenfalls unversperrt war. Und so war es auch.
    Die Haustür führte direkt in einen riesigen Wohnraum. Unverkleidete Balken trugen die hohe Decke. Ein gewaltiger offener Kamin beherrschte die gemauerte Rückwand des Raumes. Die Einrichtung war eindeutig maskulin. Die Polster der massiven Sitzmöbel waren mit tannengrünem Wildleder bezogen. An den Fenstern hingen keine Vorhänge. Wollene Webteppiche, die an übergroße Satteldecken erinnerten, bedeckten den Hartholzboden. Es herrschte absolute Stille, in der nicht einmal das Ticken einer Uhr zu hören war. Im Wohnraum roch es schwach nach Holzrauch und … und nach Mann.
    Dieser männliche Duft war so stark, so deutlich, daß Barrie sich rasch umsah, fast als erwartete sie, Bondurant aus dem Nichts hinter sich auftauchen zu sehen.
    Sie schalt sich töricht, durchquerte hastig den Wohnraum und betrat ein großes Schlafzimmer. Auch hier waren alle Oberflächen hart – mit Ausnahme des ungemachten Bettes, an dem Barrie bewußt vorbeisah. Sie verschwand in dem danebenliegenden Bad.
    In der Halterung über dem Waschbecken steckte eine einzelne Zahnbürste. Ein Regal enthielt zusammengelegte frische Handtücher. Innen an der Tür hing ein Hemd an einem Messinghaken. Barrie konnte dem Impuls nicht widerstehen, es kurz anzufassen. Baumwolle. Ungestärkt. Bequem.
    Das Bad war ziemlich gut aufgeräumt, obwohl ihr auffiel, daß der Schraubverschluß eines Rasierwassers wegen Nichtbenutzung staubig war. Barrie war versucht, den Spiegelschrank zu öffnen und einen Blick hineinzuwerfen, überlegte sich jedoch, daß das ein grober Eingriff in Bondurants Privatsphäre gewesen wäre.

    Nachdem sie das WC benützt hatte, wusch sie sich die Hände und trocknete sie mit dem Handtuch ab, das in einem verchromten Ring an der Wand hing. Es war noch leicht feucht. Vor nicht allzu langer Zeit hatte er Gesicht oder Hände daran abgetrocknet. Barrie fand das irgendwie beunruhigend und hatte wieder ein merkwürdiges Gefühl im Magen. Sie war sich der Persönlichkeit des Hausbewohners erneut sehr stark bewußt, als wäre er irgendwo in der Nähe – nur eben unsichtbar.
    Diese Stille und Einsamkeit brachten sie auf verrückte Gedanken, sagte Barrie sich.
    Auf dem Weg zurück durchs Schlafzimmer versprach sie ihrem unsichtbaren Gastgeber, sobald sie einen Schluck Wasser getrunken habe, werde sie aus dem Haus verschwinden.
    Die Küche war leicht zu finden. Im

Weitere Kostenlose Bücher