Blindes Vertrauen
»Sie bekommen die Nachrichten ja als allererster.«
»Ja, das stimmt.«
»Also, was läuft im Augenblick?«
Howie suchte in seinem Gedächtnis nach etwas, was diesen eindrucksvollen Mann beeindrucken würde. »Hmmm, nun, mal sehen. Neulich abend habe ich einen Reporter nur wenige Minuten nach der Tat zum Tatort dieses Dreifachmords geschickt. Er hat Nahaufnahmen von den Leichen gemacht, bevor sie zugedeckt wurden.«
Der Mann lächelte schwach und warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
»Und, äh, Augenblick â¦Â«
»Nun, unsere Partie hat mir Spaà gemacht. Sorry, ich muà jetzt weiter.«
»Aber die allergröÃte Sache, die wir in letzter Zeit gemacht haben, war unsere Serie über den plötzlichen Kindstod«, sagte Howie hastig und hoffte, die Aufmerksamkeit des Mannes zurückzugewinnen.
»Ja?«
Bingo! »Die Serie war meine Idee. Quasi als Fortsetzung zu der Sache mit dem Präsidentensohn, wissen Sie.«
»Tragischer Fall.«
»Wir haben ein Interview mit der First Lady bekommen.«
»Das war ein richtiger Coup. Sie gibt nicht allzu viele Interviews, habâ ich recht?«
»WVUE hat es exklusiv gesendet.«
»Wie haben Sie das hingekriegt?«
»Sie wissen doch, wie es ist. Ich habe ein paar Leute angerufen. Sie daran erinnert, daà sie mir einen Gefallen schulden.« Er zuckte mit den Schultern, um anzudeuten, der Umgang mit dem WeiÃen Haus sei für ihn kein Problem. »Wollen Sie noch einen Drink?«
»Nein, danke. Wenn ich mich betrinke, lasse ich mich womöglich auf noch âne Runde und noch âne Niederlage ein.« Der Mann grinste.
Howie erwiderte sein Grinsen. Er hatte keinen wirklichen Freund. Vielleicht war er jetzt dabei, eine Freundschaft zu schlieÃen. Bei dieser Vorstellung wurde ihm fast schwindlig.
»Ich habe das Interview mit der First Lady gesehen«, bemerkte der Mann. »Sehr scharfsinnig. Wie hieà die Journalistin gleich wieder?«
»Barrie Travis.« Howie erzählte seinem neuen Freund, wie es dazu gekommen war, daà er sie eingestellt hatte. »Damals hätte sie sich nicht mal ânen Job kaufen können. Ich habâ mir gedacht, was sollâs? Gib ihr âne Chance und machâ damit ein paar Punkte bei der FCC. AuÃerdem sieht sie ziemlich gut aus.«
Sein neuer Freund schmunzelte. »Wenn wir schon mit ihnen zusammenarbeiten müssen, warum dann nicht die Hübschen einstellen, stimmtâs?«
Howie grinste lüstern. Sein neuer Freund sprach seine Sprache. »Da haben Sie recht, Kumpel.« Er kniff ein Auge zu. »Barrie und ich hatten âne kleine Affäre, aber es ist dann schwierig geworden, weil ich doch ihr Chef war, darum habâ ich die Sache beenden müssen. Sie hat es tapfer hingenommen. Hat mir keine Schwierigkeiten gemacht wie so manche andere. Und sie hat sich zu einer ziemlich guten kleinen Reporterin gemausert. Sie strengt sich an. Vielleicht ein biÃchen ehrgeiziger, als ihr guttut.«
»Tatsächlich? Wie das?«
»Ach, Sie wissen schon. Weil ihre Serie, die in Wirklichkeit ich produziert habe, Erfolg hatte, hält sie sich jetzt für die GröÃte. Sie treibt mich mit einer heiÃen Story, der sie angeblich auf der Spur ist, fast zum Wahnsinn.«
»Wirklich?« Der andere sah jetzt nicht mehr auf seine Armbanduhr. Er lehnte sich bequem zurück und versetzte das Eis in seinem Glas in kreisende Bewegung. »Um welche Story gehtâs denn?«
»Keine Ahnung. Sie rückt nicht damit raus.«
»Ach, kommen Sie! Wem sollte ich es schon weitererzählen?«
»Ehrenwort, ich weià es nicht. Aber sie sagt, wenn diese Story wie erhofft rauskommt, sieht Watergate daneben wie ein Mickymausfilm aus.«
Der Mann wurde eine Spur ernster. »Dann muà sie verdammt heià sein.«
»Heià genug, daà sie ein paar Tage für Recherchen auÃerhalb Washingtons freigenommen hat.«
»Wohin ist sie gefahren?«
Die Stimme des anderen klang plötzlich so scharf, daà Howies Hand auf halbem Weg zwischen der ErdnuÃschale auf dem Tisch und seinem Mund verharrte. Auf einmal hatte er das Gefühl, sich indiskret zu verhalten. Vielleicht sollte er nicht soviel über Barries Story erzählen. »Das hat sie mir nicht verraten.«
Der Mann lächelte wieder. »Nicht mal andeutungsweise?«
»Nicht mal das.«
»Ihre Kleine steckt voller
Weitere Kostenlose Bücher