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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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gelesen, sich die Talk-Shows angesehen. Sie kannte die psychologischen Deutungen. Für Mädchen, die von ihren Vätern abgelehnt wurden, gab es zwei Hauptentwicklungslinien: Sie wurden Nymphomaninnen, die bei jedem Mann, der ihnen über den Weg lief, Liebe und Anerkennung
in irgendeiner Form suchten, oder sie lehnten Männer völlig ab – meistens zugunsten anderer Frauen.
    Barrie hatte keins von beiden getan.
    Sie war kein Flittchen geworden, das sich nach männlicher Anerkennung sehnte, weil es allein daraus sein Selbstwertgefühl bezog. Und sie hatte auch nicht den anderen Weg eingeschlagen. Ihren sexuellen Appetit konnten nur Männer wecken. Wenn sie mit einem zusammen war, den sie körperlich attraktiv, halbwegs charmant und hinreichend intelligent fand, machte Sex ihr viel Spaß. Ihre eiserne Regel dabei war jedoch, daß sie Zeitpunkt, Ort und Bedingungen jeder Beziehung bestimmte. Sie gab den Ton an.
    Bis zu der sexuellen Episode von heute morgen.
    So hatte sie noch nie den Kopf verloren. Sich bedenkenlos, spontan und rücksichtslos einer Leidenschaft hinzugeben war gefährlich für die Psyche. Ein abschreckendes Beispiel dafür war ihre eigene Mutter. Barrie hatte sich geschworen, deren fatalen Fehler, blindlings zu lieben und diese Liebe mißbrauchen zu lassen, auf keinen Fall zu wiederholen.
    Barrie würde ihren Körper mit Männern teilen, wenn ihre Begierde und die Umstände es erlaubten. Aber sie hatte sich geschworen, niemals zuzulassen, daß dabei ihr Kopf – und erst recht nicht ihr Herz – in Verwirrung geriet.
    Â 
    Gray wachte noch rechtzeitig auf, um das Kissen auf sein Gesicht herabkommen zu sehen.
    Er wollte instinktiv nach der Pistole unter seinem Kopfkissen greifen, aber seine Arme waren durch die Knie des auf seiner Brust hockenden Angreifers festgenagelt. Er strampelte und wehrte sich. Er bäumte sich auf. Er rang verzweifelt nach Atem, ohne Luft zu bekommen.
    Und das Schwein lachte dabei.

    Gray erkannte dieses Lachen in dem Sekundenbruchteil, bevor das Kissen zur Seite geworfen wurde. Über ihm erschien Spencer Martins grinsendes Gesicht. »Du bist hier draußen im Wilden Westen verweichlicht, alter Junge.«
    Gray stieß ihn weg und wälzte sich aus dem Bett. »Verdammter Idiot! Ich hätte dich umbringen können.«
    Â»Verwechselst du da nicht etwas?« fragte Spencer noch immer lachend. »Ich hätte dich umbringen können.«
    Â»Was zum Teufel fällt dir eigentlich ein, dich hier einzuschleichen und solche Spielchen zu treiben? Himmel, wie spät ist es überhaupt? Ich muß pissen.«
    Â»Freut mich auch, dich wiederzusehen, Gray.« Spencer folgte ihm bis an die Badezimmertür. »Du hast ein paar Pfund abgenommen.«
    Gray nahm seine Jeans vom Haken hinter der Tür. Während er sie anzog, begutachtete er seinen früheren Kollegen. »Du hast ein paar angesetzt. Der Chefkoch des Weißen Hauses versteht seine Sache anscheinend noch immer.«
    Spencer grinste unbeirrbar weiter. »Weißt du, was mir am meisten gefehlt hat, seit du nicht mehr da bist?«
    Â»Mein Charme?«
    Â»Dein völliger Mangel an Charme. Die meisten Leute kriechen mir in den Hintern. Ich bin der vertraute Berater des Präsidenten und sein bester Freund. Ich kann so grob sein, wie ich will, die Leute versuchen trotzdem, mir in den Hintern zu kriechen. Aber du nicht, Gray. Du behandelst jeden gleich. Wie ein Stück Scheiße«, fügte er hinzu.
    Â»Bist du deshalb hier? Weil du Sehnsucht nach mir hast?«
    Er führte Spencer durch das Haus in die Küche. Über dem Herd hing die einzige Uhr, die er im Haus hatte. Ein Blick darauf zeigte Gray, daß es bald Tag werden würde. Vor vierundzwanzig Stunden hatte er in diesem Raum Barrie Travis zu Besuch.
Die beunruhigende Symmetrie dieser Ereignisse fiel ihm auf.
    Â»Ein Spaßvogel bist du nie gewesen, Gray. Aber es war immer gut, dich in der Nähe zu haben. Du hast deinen Zweck erfüllt.«
    Gray warf Spencer einen vielsagenden Blick zu. »Tja, das hab’ ich wohl. Ich war immer da, wenn jemand mich gebraucht hat.« Er starrte ihn sekundenlang durchdringend an, bevor er sich abwandte. »Kaffee?«
    Â»Bitte. Hast du auch was zu essen da?«
    Er bereitete ein ähnlich herzhaftes Frühstück wie das gestrige zu, das er Barrie vorgesetzt hatte. Als sie dann aßen, war nur das Klappern der Bestecke auf

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