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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Privaträume noch nicht verlassen. Armbruster sagte, er werde warten. Er wurde ins Oval Office geleitet und mit Kaffee versorgt. Er hatte seine zweite Tasse schon fast ausgetrunken, als David Merritt mit energischem Schritt den Raum betrat. Der Präsident wirkte wie immer fit, aber an diesem Morgen auch etwas gereizt.
    Â»Entschuldige, daß du warten mußtest, Clete. Was gibt es denn Dringendes? Danke«, sagte er zu der Sekretärin, die ihm eine Tasse Kaffee hinstellte. »Sie können uns jetzt allein lassen.«
    Armbruster war von Natur aus ungeduldig. Er war seit vier Uhr wach. Er hatte sich angezogen, die Washington Post gelesen und die Zeit totgeschlagen, bis er den Präsidenten zu einer seiner Meinung nach vernünftigen Stunde aufsuchen konnte. Die erzwungene Warterei hatte seine Laune nicht gerade verbessert.
    Jetzt vergeudete er keine Zeit. »Ich möchte meine Tochter sehen. Heute.«
    Â»Du warst gestern in Highpoint, habe ich gehört.«
    Â»Der Quacksalber, der sich als ihr Arzt ausgibt, hat dir bestimmt auch gemeldet, daß er mich nicht zu ihr gelassen hat.«
    Â»Auf Vanessas eigenen Wunsch, Clete. Nimmst du eigentlich dein Blutdruckmittel? Dein Gesicht ist knallrot.«
    Die unerschütterliche Gelassenheit seines Schwiegersohns
erhöhte seinen Blutdruck noch mehr. »Hör zu, David, ich will wissen, was Vanessa fehlt. Wozu diese Isolierung? Wozu eine ausgebildete Pflegerin? Wenn sie tatsächlich so krank ist, gehört sie ins Krankenhaus.«
    Â»Beruhig dich, Clete, bevor wir dich ins Krankenhaus bringen müssen.« Merritt führte den Senator zu einem Sofa und setzte sich neben ihn. »Vanessa hat ziemlich viel getrunken. Alkohol und ihre Medikamente passen nicht zusammen. George und ich haben sie drauf angesprochen, und sie war einverstanden, sich wegen ihrer Abhängigkeit behandeln zu lassen.«
    Â»Abhängigkeit? Muß man es inzwischen schon so nennen?«
    Â»Klinisch vermutlich nicht. Aber Vanessa hat diesen Ausdruck selbst benutzt. Sie hat erkannt, daß sich ein paar Gläser Wein pro Tag zu einem ernsteren Problem auswachsen können, wenn man nicht rechtzeitig etwas dagegen tut.«
    Â»Warum hat sie sich nicht mir anvertraut? Warum hast du es nicht getan?«
    Â»Ich wollte mit dir darüber reden«, behauptete David. »Ich wollte deinen Rat einholen, aber Vanessa hat darauf bestanden, daß du nichts erfahren darfst.«
    Â»Warum nicht?«
    Â»Sie hat sich geschämt, Clete.« Merritt stand auf und goß sich Kaffee nach. »Vanessa wollte dich auf keinen Fall enttäuschen. Du bist ihr großes Idol, weißt du.«
    Â»Und das beruht auf Gegenseitigkeit. Sie ist sonst immer mit ihren Problemen zu mir gekommen, und ich habe sie alle in Ordnung gebracht.«
    Vanessa war erst dreizehn gewesen, als ihre Mutter tödlich verunglückt war, aber Clete war nicht in Panik geraten, als er vor der Aufgabe stand, seine Tochter im Teenageralter allein großzuziehen. Vanessa war schon immer Daddys Mädchen gewesen.
Er hatte sie seit ihrer Geburt angebetet und ihre Kindheit weit mehr geprägt als seine Frau.
    Vielleicht hatte er sie ein bißchen verzogen, aber das war sicher entschuldbar. Manche Menschen – und Vanessa zählte zu ihnen – schienen nur auf der Welt zu sein, um verwöhnt zu werden. Und als ihre Krankheit diagnostiziert worden war, war das für Clete nur noch ein Grund mehr gewesen, die mittlerweile Zwanzigjährige zu beschützen und zu verwöhnen.
    Â»Vielleicht hatte sie das Gefühl, es sei an der Zeit, ihre Probleme selbst zu lösen«, fuhr David fort. »Oder vielleicht wollte sie nicht, daß du dir Sorgen machst. Jedenfalls hat sie mich gebeten, dir nicht mehr zu sagen, als wir der Öffentlichkeit mitteilen  – was natürlich die Wahrheit ist. Sie hat sich zurückgezogen, um ihren Verlust zu verarbeiten.«
    Â»Für wie lange?«
    Â»Jedenfalls so lange, bis George sie wieder stabilisiert hat. Das entspricht Vanessas eigenen Wünschen. Sie möchte wieder die First Lady sein, die sie gewesen ist, bevor sie das Baby bekommen hat. Sobald die Medikamente wieder richtig wirken, spricht auch nichts dagegen. Augenblick!« sagte er und kam damit Armbrusters nächstem Kommentar zuvor.
    Merritt griff nach der Fernbedienung seines Großbildfernsehers, der bisher ohne Ton gelaufen war. Während ihres Gesprächs war Clete aufgefallen,

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