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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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ihrer Krankheit ein erfülltes Leben zu führen.«
    Â»Bis vor kurzem«, sagte Gray.
    Â»Richtig«, stimmte Barrie zu.
    Â»Man hätte Vanessa in dieser Nacht nicht allein lassen dürfen.«
    Â»Damals wurde berichtet, das Kindermädchen der Merritts habe sich den Abend wegen dringender Familienangelegenheiten freigenommen«, warf Daily ein.
    Â»Aber ihre Bitte ist nicht überraschend gekommen. Die entscheidende Frage lautet: Warum war kein Ersatzmädchen da?« sagte Gray. »Warum hat Vanessa das Baby allein versorgen müssen, warum waren für Notfälle nur David und Spence da, obwohl alle Beteiligten genau gewußt haben, daß Vanessa in Notfällen oft versagt?«
    Â»Als manisch-depressiver Typ muß Vanessa die Gefühle vieler Frauen nach der Geburt eines Kindes verstärkt empfunden
haben. Ressentiments, ein Gefühl von Unzulänglichkeit, der Eindruck, in der Falle zu sitzen, und so weiter.« Barrie sah zu Gray hinüber. »Deswegen wollten Sie Ihren Verdacht für sich behalten, nicht wahr? Sie wollten Vanessa beschützen.«
    Â»Ich habe sie durch mein Schweigen beschützt – aber nicht so, wie Sie meinen. Ich bin nämlich nicht Ihrer Ansicht. Vanessa hat ihr Kind nicht erstickt.«
    Â»Sie verwirren mich«, sagte Barrie gereizt. »Wir sind uns doch einig, daß kein plötzlicher Kindstod vorliegt?«
    Â»Richtig.«
    Â»Das verstehe ich nicht«, sagte sie halblaut. »Wenn Vanessa ihr Kind nicht erstickt hat, wer soll es dann…«
    Sie verstummte abrupt. Sie sah zu Daily hinüber, der die Diskussion verfolgt hatte. Aus seinem Blick sprach die gleiche Erkenntnis, zu der sie soeben gelangt war.
    Sie wandte sich wieder an Gray. »Merritt?«
    Er nickte.
    Â»Aber warum ?«
    Â»Was könnte einen Mann mit tödlichem Haß gegen ein dreimonatiges Kind erfüllen?«
    Darüber brauchte Barrie nicht nachzudenken. »Wenn das Kind nicht von ihm wäre.«
    Er nickte brüsk, wandte sich ab und trat ans Fenster.
    Natürlich! Das erklärte viele bisher offene Fragen. Vanessas Verzweiflung und ihre völlige Hilflosigkeit. Der Verzicht auf eine Autopsie. Die gewalttätigen Versuche, die Story zu unterdrücken. Bondurants Verwicklung in die Sache. Vor allem Bondurants Verwicklung.
    Ihr Blick wanderte langsam zu ihm hinüber. Er kehrte ihr noch immer den Rücken zu und starrte durch einen Spalt zwischen den verschlossenen Vorhängen nach draußen.
    Daily stand auf. »Nun, mit dem Vorwurf, der Präsident der
Vereinigten Staaten sei ein Kindsmörder, dürfte unser Bedarf an Aufregung für einen Abend gedeckt sein. Jedenfalls für einen alten Furz wie mich. Ich gehe wieder ins Bett. Ihr beiden könnt hierbleiben, solange ihr es für richtig haltet.«
    Ein Rad am Wägelchen seines Sauerstofftanks quietschte. Das Geräusch war noch zu hören, während er den Flur entlangging und in seinem Schlafzimmer verschwand. Als er die Tür hinter sich schloß, senkte sich tiefe Stille herab.
    Â»Der Präsident hat sie ermutigt, mir das Interview zu gewähren«, sagte Barrie nachdenklich.
    Â»Um von der Fährte abzulenken. Was ist verdächtiger – eine Sache öffentlich anzusprechen oder sie unter den Teppich zu kehren?«
    Â»Wahrscheinlich haben Sie recht.«
    Â»Darauf würde ich meinen letzten Cent verwetten.«
    Â»Sie haben Angst um Vanessa, nicht wahr?«
    Gray drehte sich um und sah Barrie an, ohne ihre Frage zu beantworten.
    Â»Solange sie halbwegs ausgeglichen erschien«, sagte Barrie, als dächte sie laut nach, »haben Sie Ihren Verdacht in bezug auf den Tod des Babys nicht wahrhaben wollen. Aber als Sie mein Interview mit ihr gesehen haben, ist Ihnen klargeworden, daß sie, selbst wenn man ihre Stimmungsschwankungen mit in Betracht zieht, nicht sie selbst war. Das hat Ihre Zweifel erst recht geweckt. Dann bin ich bei Ihnen aufgekreuzt, und meine Theorie hat bestätigt, was Sie schon lange befürchtet hatten – daß das Baby keinen Krippentod gestorben ist. Spencer Martins Besuch hat die letzten Zweifel beseitigt.
    Jetzt glauben Sie, daß auch Vanessas Leben in Gefahr ist. Falls David Merritt einen Säugling ermordet hat, welche Bedenken hätte er dann noch, seine Frau zu ermorden, um sicherzustellen, daß sein erstes Verbrechen nicht aufgedeckt wird?«

    Â»Nicht die geringsten«, bestätigte Gray.

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