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Blindlings

Blindlings

Titel: Blindlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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betraf, so war mir klar, daß ich von Kennikin keine Gnade erwarten konnte, wenn er mich erwischte. Elin wandte den Blick von mir ab und schaute auf die kleine Lichtung, die im schwindenden Licht ruhig dalag. Nur das schläfrige Zwitschern der Vögel, die sich eine Schlafstätte suchten, unterbrach die Stille. Sie schauderte und schlang die Arme um ihren Körper. »Du kommst aus einer anderen Welt - einer Welt, die ich nicht kenne.« »Es ist eine Welt, vor der ich dich schützen möchte.« »War Birkby verheiratet?«
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte ich. »Mir ist nur ein Gedanke gekommen. Wenn Cooke der Meinung gewesen wäre, Birkby hätte eine bessere Chance, an Kennikin heranzukommen, dann hätte er ihm gesagt, er solle mich umbringen, und das aus demselben Grund. Manchmal denke ich, es wäre besser so gewesen.« »Nein, Alan!« Elin beugte sich vor und nahm meine Hand. »So etwas darfst du nicht denken!« »Keine Sorgen, ich habe keine
    Selbstmordambitionen«, erwiderte ich. »Jedenfalls weißt du jetzt, warum ich Cooke nicht leiden kann und ihm mißtraue –
    und weshalb mir dieser spezielle Job so verdächtig erscheint.«
    Elin sah mich eindringlich an, dabei umklammerte sie meine Hand. »Alan, hast du außer Birkby sonst noch jemanden umgebracht?« »Ja«, erwiderte ich schwerfällig.
    Ihr Gesicht erstarrte und sie ließ meine Hand los, dann nickte sie langsam. »Ich muß über sehr vieles nachdenken, Alan. Ich mache einen Spaziergang.« Sie stand auf. »Alleine, wenn du nichts dagegen hast.« Ich sah ihr nach, wie sie zwischen den Bäumen verschwand, nahm die Flasche, wog sie in der Hand und überlegte, ob ich noch etwas trinken sollte. Ein Blick auf den Inhalt zeigte mir, daß die Flasche nach mehrmaligem Einschenken bereits halb leer war. Ich stellte sie wieder hin.
    Ich hatte es nie gut gefunden, meine Probleme in Alkohol zu ersäufen, und dies war wohl kaum der richtige Moment, um damit anzufangen.
    Ich wußte, was mit Elin los war. Es ist ein ganz schöner Schock für eine Frau, wenn sie erfährt, daß der Mann, mit dem sie schläft, ein staatlich lizenzierter Killer ist, egal, wie lobenswert der Grund sein mag. Außerdem gab ich mich nicht der Illusion hin, daß Elin diesen Grund als sonderlich löblich empfinden würde. Was konnte eine friedliche Isländerin schon über die schmutzigen Hintergründe des unaufhörlichen, geheimen Krieges zwischen den Nationen wissen?
    Ich stellte das benutzte Geschirr zusammen und begann, es abzuwaschen. Wie würde Elin reagieren? Alles, was für mich sprach, waren die gemeinsam verbrachten Sommer und die Hoffnung, daß diese Tage und Nächte des Glücks in ihren Überlegungen Gewicht haben würden. Ich hoffte, daß das, was sie von mir als Mann, als Liebhaber und als menschliches Wesen kannte, mehr zählen würde als meine Vergangenheit.
    Ich räumte alles auf und zündete mir eine Zigarette an. Das Abendlicht am Himmel verebbte, und die lange Dämmerung, so wie sie im Sommer in nordischen Ländern üblich ist, brach an. Es wurde nie richtig dunkel - und da es schon fast Mittsommernacht war, verschwand die Sonne nur für wenige Stunden. Ich sah Elin zurückkommen, ihre weiße Bluse schimmerte zwischen den Bäumen. Als sie sich dem Land-Rover näherte, blickte sie zum Himmel. »Es wird spät.« »Ja.«
    Sie bückte sich zu den Schlafsäcken hinab, zog die Reißverschlüsse auf und verband sie so miteinander, daß ein einziger großer Sack entstand. Als sie sich mir zuwandte, waren ihre Lippen zu einem halben Lächeln geöffnet. »Komm ins Bett, Alan«, sagte sie, und ich wußte, daß nichts verloren war und alles gut werden würde.
    Später in der Nacht hatte ich eine Idee. Ich zog den Reißverschluß auf meiner Seite des Schlafsacks auf und rollte mich hinaus, bemüht, Elin nicht zu stören. »Was tust du?«
    murmelte sie schläfrig. »Ich möchte Cookes mysteriöse Büchse nicht so herumliegen lassen. Ich werde sie verstecken.« »Wo?«
    »Irgendwo unter dem Chassis.« »Hat das nicht Zeit bis morgen?«
    Ich zog einen Pullover an. »Ich mache es lieber sofort.
    Schlafen kann ich sowieso nicht - mir geht die Geschichte andauernd im Kopf herum.« Elin gähnte. »Kann ich helfen -
    eine Taschenlampe halten oder so was?«
    »Schlaf weiter.« Ich nahm den Blechbehälter, eine Rolle Isolierband und eine Taschenlampe und ging zum Land-Rover.
    Während ich die Büchse an der Innenseite der hinteren Stoßstange befestigte, stutzte ich plötzlich, denn meine Finger waren

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