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Blindlings

Blindlings

Titel: Blindlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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können als ich, und diese holprige Fahrt war auch nicht gerade die beste Medizin gewesen.
    Vielleicht würde es schwierig sein, dem Doktor zu erklären, wie Elin zu einer Schußwunde gekommen war, aber schließlich passieren ja manchmal Unfälle, und mit etwas Geschick würde ich das schon hinkriegen. Ich blieb zwei Stunden sitzen, rauchte, grübelte und betrachtete den Fluß. Aber am Ende war mir trotz allen Kopfzerbrechens keine Erleuchtung gekommen.
    Das Auftauchen des amerikanischen Helikopters war ein neues rätselhaftes Ereignis, das nirgendwo in das Puzzle zu passen schien. Ein Blick auf meine Uhr zeigte mir, daß es kurz nach neun war. Nachdem ich meine herumliegenden
    Zigarettenstummel beerdigt hatte, griff ich nach dem Gewehr und brach auf.
    Sobald ich stand, sah ich etwas, das mich erstarren ließ –
    nämlich eine Staubwolke in einiger Entfernung vom Fluß. Ich legte die Waffe wieder hin und schaute durch den Feldstecher.
    Vor der aufwirbelnden Staubwolke konnte ich, vorläufig noch als winzigen Punkt, ein Fahrzeug erkennen. Es sah aus wie ein Flugzeug, das einen Kondensstreifen hinter sich herzieht. Ich sah mich um. In der Nähe des Flusses gab es keine Möglichkeit, sich zu verstecken, aber ungefähr zweihundert Meter weiter entdeckte ich ein Lavariff, ein Überbleibsel längst vergangener vulkanischer Kräfte. Das würde Schutz bieten. Ich rannte darauf zu.
    Das Fahrzeug entpuppte sich als ein Willys Jeep - der auf seine Weise ebenso geeignet für dieses Land ist wie mein Land-Rover. Er verlangsamte seine Fahrt, als er sich dem Fluß näherte, und hielt am Ufer an. Die Nacht war so ruhig, daß ich sogar das Schnappen des Türgriffs hören konnte, als ein Mann ausstieg und ans Wasser trat. Er drehte sich um und sagte etwas zu dem Fahrer. Obwohl ich die Worte nicht verstehen konnte, wußte ich, daß er weder Isländisch noch Englisch sprach. Es war Russisch.
    Der Fahrer stieg aus, blickte auf das Wasser und schüttelte den Kopf. Gleich darauf standen vier Männer am Ufer und schienen heftig zu diskutieren. Ein zweiter Jeep tauchte auf, und weitere Männer kletterten heraus, um sich mit dem Problem zu beschäftigen, bis es schließlich insgesamt acht Leute waren. Zwei vollbesetzte Jeeps. Einen der Burschen –
    denjenigen, der so energische Gesten machte und der Boß zu sein schien - glaubte ich zu erkennen.
    Ich hob den Feldstecher an die Augen, und ich konnte sein Gesicht in der Dämmerung deutlich erkennen. Elin hatte unrecht gehabt. Es war kein ungerechtfertigtes Risiko gewesen, den Fluß doch noch zu überqueren – und die Rechtfertigung lag in diesem Gesicht. Da war die Narbe, die vom Ende der rechten Braue bis zum Mundwinkel verlief, da waren die Augen, grau und hart wie Kieselsteine. Nur das ehemals schwarze Haar war jetzt graumeliert, das Gesicht war gedunsen, und am Hals begannen sich kleine Hautwülste zu bilden. Wir beide, Kennikin und ich, waren vier Jahre älter geworden, aber ich fand, ich hatte mich besser gehalten als er.
    Fünftes Kapitel
     
    1
     
    Ich streckte die Hand nach dem Gewehr aus und zögerte dann.
    Das Licht war nicht sehr gut und wurde zunehmend schlechter, die Waffe war mir fremd und hatte nicht den richtigen Lauf, um einen Mann mit Sicherheit auf diese Entfernung zu treffen.
    Ich schätzte die Distanz auf knapp dreihundert Meter ein.
    Wenn es mir trotzdem gelingen würde, einen Treffer zu landen, dann nur durch reinen Zufall.
    Wenn ich meine eigene Waffe gehabt hätte, so hätte ich Kennikin genauso leicht töten können, wie man ein Stück Wild erlegt. Einmal hatte ich ein abgerundetes Bleigeschoß in eines dieser Tiere hineingejagt, worauf es noch achthundert Meter weiterrannte, bevor es tot zusammenbrach. Und das mit einer faustgroßen Ausschußwunde. Ein Mensch käme nicht mehr so weit - sein Nervensystem ist zu empfindlich, er ist dem Schock nicht gewachsen.
    Aber ich hatte nun mal mein Gewehr nicht bei mir, und es war sinnlos, auf gut Glück loszuballern. Damit hätte ich Kennikin lediglich verraten, daß ich in der Nähe war. Und vielleicht war es besser, wenn er das nicht wußte. Ich ließ die Waffe sinken und konzentrierte mich auf die Szene am gegenüberliegenden Ufer. Die Diskussion war bei Kennikins Eintreffen verstummt, und ich wußte auch warum. Schließlich hatte ich mit ihm zusammengearbeitet. Kennikin hatte nichts für überflüssiges Geschwätz übrig. Er befaßte sich mit vorgetragenen Einwänden – und wehe, wenn sie unzutreffend waren – und

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