Blindlings
sich eigentlich die Antenne hätte befinden sollen. Der Mann begriff sofort. Er winkte, zog sich zurück und schloß die Tür. Ein paar Sekunden später stieg der Helikopter in die Höhe, drehte den Rumpf, bis die Schnauze in westlicher Richtung stand, und machte sich davon. Langsam verebbte sein Knattern in der Ferne. Ich sah Elin an. »Was er wohl gewollt hat?« »Anscheinend wollten sie mit dir reden. Vielleicht will der Helikopter weiter unten auf dem Fahrweg landen.« »Hier ging es jedenfalls nicht«, erwiderte ich. »Vielleicht hast du recht. Ich hätte jedenfalls nichts gegen eine geruhsame Rückfahrt nach Keflavik.« Ich blickte in die Richtung, in welcher der Helikopter verschwunden war. »Aber niemand hat mir gesagt, daß auch die Amerikaner mit von der Partie sind.«
Elin sah mich von der Seite her an. »Von welcher Partie?«
»Ach, ich weiß nicht, verdammt. Ich wollte, ich wüßte es.« Ich legte das Gewehr in den Wagen zurück. »Laß uns weiterfahren.«
Also fuhren wir auf dem elenden Weg weiter, um eine Kurve nach der anderen, auf und ab – meistens aufwärts -, bis wir schließlich am Rand von Vatnajökull ankamen, in unmittelbarer Nähe des Eises. Von dort aus führte nur noch ein einziger Weg im rechten Winkel abwärts. Da war noch eine unangenehme Stelle, als wir einen abseits gelegenen Berggrat des Trölladyngja hinauffahren mußten, aber danach wurde es besser, und ich holte Elin wieder an Bord.
Ich warf einen letzten Blick zurück auf den Weg, den wir gekommen waren, und war für eines dankbar – nämlich daß es ein heller, sonniger Tag gewesen war. Bei Nebel oder strömendem Regen hätten wir es nicht geschafft. Ich zog die Karte zu Rate, aus der hervorging, daß wir die Einbahnstrecke hinter uns hatten, was mich ungeheuer erleichterte.
Elin sah müde aus. Das Auf-und Abspringen von der Stoßstange und das Weiterwinken war ziemlich anstrengend für sie gewesen.
Ich sah auf die Uhr. »Wenn wir erst mal gegessen und eine Tasse heißen Kaffee getrunken haben, geht’s uns besser. Laß uns mal eine Weile hier halten.« Das sollte sich als ein Fehler herausstellen, doch das merkte ich erst geraume Zeit später.
Wir hatten eine Stunde lang Rast gemacht und gegessen und waren dann anderthalb Stunden lang weitergefahren, bis wir zu einem äußerst wasserreichen Fluß kamen. Ich hielt am Ufer und entdeckte Fahrspuren, die im Flußbett verschwanden. Eine schöne Bescherung! Nachdem ich die vermutliche Tiefe abgeschätzt hatte, bemerkte ich die trockenen Steine am Uferdamm. »Das Wasser steigt noch, verdammt. Wenn wir keine Rast gemacht hätten, so hätten wir ihn vor einer Stunde noch überqueren können. Wer weiß, ob es jetzt noch klappt.«
Vatnajökull heißt nicht zu Unrecht der ›Wassergletscher‹. Er beherrscht das Flußsystem von Ost-und Südisland - ein gewaltiges Reservoir gefrorenen Wassers, das langsam schmelzend das gesamte Land mit einem Netz von Flußläufen überzieht. Ich war für den sonnigen Tag dankbar gewesen, was nun aber Ströme von Wasser bedeutete. Am besten überquert man einen Gletscherfluß im Morgengrauen. Während des Tages, vor allem bei sonnigem Wetter, nimmt das Schmelzwasser zu, um am späten Nachmittag seinen Höhepunkt zu erreichen. Dieser spezielle Fluß hier war noch nicht einmal bei seinem Höchststand angelangt, aber trotzdem schon zu tief, um bedenkenlos überquert zu werden.
Elin blickte auf die Karte. »Wohin willst du noch? Heute, meine ich?«
»Ich möchte auf die Hauptstraße von Sprengisandur. Der Weg geht mehr oder weniger durch, und dann müßten wir von dort aus eigentlich leicht nach Geysir kommen können.«
Sie maß die Entfernung,
»Sechzig Kilometer.« Sie hielt inne und ich sah, wie sich ihre Lippen bewegten. »Was ist?«
Sie blickte auf. »Ich habe ausgerechnet, daß wir bei sechzig Kilometern sechzehn Flüsse überqueren müssen, bevor wir auf die Sprengisandur-Straße kommen.« »Ach du meine Güte«, rief ich aus. Bisher hatte ich es auf meinen Fahrten durch Island nie sonderlich eilig gehabt. Ich hatte die Flüsse nie gezählt, und wenn man einen gerade nicht durchqueren konnte, hatte es keine Rolle gespielt, wenn ich ein paar Stunden Pause machte, bis sich der Wasserspiegel wieder gesenkt hatte. Nun ja, die Zeiten änderten sich.
»Wir müssen hier übernachten«, sagte Elin. Ich starrte auf den Fluß und wußte, daß ich mich rasch entscheiden mußte.
»Ich glaube, wir müssen versuchen hinüberzukommen.«
Elin sah mich
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