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Blindlings

Blindlings

Titel: Blindlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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Mensch, der erfolgreich den Übergang von Newtons Lehren zur Quantenphysik kapierte und bewältigte, ohne aus dem Takt zu geraten, war jederzeit für alles Neue empfänglich. Lee Nordlinger gehörte nicht zu diesen Leuten, aber ich war bereit, jede Wette einzugehen, daß der Erfinder dieses geheimnisvollen Geräts dazu gehörte. Ich fand den Wagen und legte Gewehre und Munition in den Kofferraum. Nach wie vor trug ich Jack Cases Pistole im Halfter, so daß nichts mehr den guten Sitz meiner Jacke verdarb. Aber davon abgesehen sah ich immer noch nicht sonderlich repräsentabel aus. An der Stirn hatte ich Brandwunden, die von den Torfstückchen aus Kennikins Kamin herrührten. Dann war da ein Riß in einem meiner Ärmel, der davon herrührte, daß mich in Geysir eine Kugel gestreift hatte. Ich sah von oben bis unten immer mehr wie ein Landstreicher aus - aber immerhin wie ein frisch rasierter Landstreicher.
    Während ich langsam in Richtung des Internationalen Flughafens fuhr, grübelte ich über all das nach, was Nordlingerüber das Gerät nicht hatte sagen können. Lee zufolge war es ein unlogisches Gerät. Diese Tatsache machte es wiederum für die Wissenschaft wichtig. So wichtig, daß Männer deshalb sterben mußten, daß ihnen die Beine weggeschossen wurden und sie in kochendem Wasser verbrühten.
    Ein Gedanke ließ mich besonders schaudern. Kurz bevor es mir gelungen war, aus dem Haus am Thingvallavatn zu entkommen, hatte ich Kennikins letzten Worten entnommen, daß meine Person inzwischen wichtiger war als das kleine Gerät. Er wollte mich sogar umbringen, bevor er das Gerät in Händen hatte, und obwohl er annehmen mußte, daß das Gerät, sobald ich tot war, für alle Zeiten verschwunden bleiben würde. Ich hatte Nordlingers Bestätigung, daß das Gerät von außerordentlicher wissenschaftlicher Wichtigkeit sein mußte.
    Wieso konnte meine Person dann noch wichtiger sein? In dieser trübseligen technologischen Welt geschieht es nicht oft, daß ein einzelner Mensch wichtiger wird als eine wissenschaftliche Entdeckung. Vielleicht waren wir im Begriff, in eine Welt geistiger Gesundung zurückzukehren? Doch das konnte ich einfach nicht glauben.
    Man konnte das Büro der Icelandair auch durch einen Seiteneingang betreten und so die Schalterhalle vermeiden. Ich parkte den Wagen und ging hinein. An der Tür prallte ich aufs angenehmste mit einer Stewardeß zusammen, und nachdem ich mich entschuldigt hatte, fragte ich sie: »Ist Elin Ragnarsdottir hier?« »Elin? Die sitzt im Warteraum.«
    Ich trat dort ein. Sie sprang auf. »Alan, du warst ewig lange weg.«
    »Es hat länger gedauert, als ich dachte.« Ihr Gesichtsausdruck war angespannt. Sie schien sehr beunruhigt.
    »Hast du Schwierigkeiten gehabt?« »Nein, ich nicht. Hier ist die Zeitung.« »Was ist denn los?«
    »Es ist besser… es ist vielleicht besser, wenn du die Zeitung liest.« Sie wandte sich ab.
    Ich faltete die Zeitung auseinander, und mein Blick fiel auf ein Foto auf der ersten Seite. Es war die exakte Wiedergabe meines sgian dubh. Darunter stand in dicken, schwarzen Buchstaben: ›HABEN SIE DIESES MESSER GESEHEN?‹
    Es hatte im Herzen eines Mannes gesteckt, der in einem Wagen auf der Zufahrt zu einem Haus in Laugarvatn sitzend entdeckt worden war. Man hatte ihn als den englischen Touristen John Case identifiziert. Das Haus und der Volkswagen, in dem Case aufgefunden worden war, gehörten Gunnar Arnarsson, der im Augenblick mit der Leitung einer Pony-Expedition betraut und unterwegs ist. Offensichtlich war in das Haus eingebrochen worden und man hatte es durchsucht.
    Da Gunnar Arnarsson und seine Frau Sigurlin Asgeirsdottir abwesend waren, war nicht festzustellen, ob etwas gestohlen worden war. Beide wurden aufgefordert, sich mit der Polizei in Verbindung zu setzen.
    Das Messer hatte eine so ungewöhnliche Form, daß die Polizei die Zeitung ersucht hatte, ein Foto davon zu veröffentlichen. Jeder, der dieses Messer oder ein ähnliches gesehen hatte, sollte dies bei der nächsten Polizeistation melden. Daneben war noch ein weiterer kurzer Artikel, in dem das Messer korrekt als schottisches sgian dubh bezeichnet wurde, gefolgt von pseudohistorischem Bla-bla.
    Außerdem suchte die Polizei einen grauen Volvo mit einer Reykjaviker Nummer. Jeder, der ihn gesehen hatte, sollte das sofort melden. Die Wagennummer war angegeben.
    Ich sah Elin an. »Schöne Schweinerei, was?« »Ist es der Mann, den du in Geysir aufgesucht hast?« »Ja.« Ich dachte daran, wie

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