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Blindlings

Blindlings

Titel: Blindlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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Schreibtisch erhob sich. »Wir leiten mal Strom durch und sehen, ob es vielleicht ›The Star-Spangled-Banner‹ spielt.« »Kann ich mitkommen?«
    »Warum nicht?« meinte Nordlinger leichthin. »Auf in die Werkstatt.« Während wir den Korridor entlanggingen, frage er:
    »Woher haben Sie das Ding?« »Jemand hat es mir gegeben«, bemerkte ich zurückhaltend.
    Er warf mir einen nachdenklichen Blick zu, schwieg jedoch.
    Wir gingen durch eine Schwingtür am Ende des Korridors und traten in einen großen Raum, dessen Werkbänke mit elektronischen Geräten vollgestellt waren. Lee winkte einem Feldwebel, der zu ihm herüberkam.
    »Hallo, Chef. Ich habe hier etwas, das untersucht werden müßte. Haben Sie eine Testbank frei?« »Klar, Commander.«
    Der Feldwebel sah sich im Raum um. »Nehmen Sie Nummer fünf. Ich glaube, die brauchen wir im Moment nicht.«
    Ich blickte zur Testbank hinüber. Sie war voller Hebel, Tasten und Bildschirme, die mir überhaupt nichts sagten.
    Nordlinger setzte sich. »Setzen Sie sich doch. Wir wollen mal sehen, was passiert.« Er befestigte Klemmen an den Polen des Geräts und hielt dann inne. »Einiges wissen wir bereits mit Sicherheit. Es ist kein Teil von einem Flugzeug. Dort verwendet man keine so hohe Spannung. Aus denselben Gründen ist es vermutlich auch nicht für ein Schiff bestimmt.
    Es kann sich also nur um ein Bodengerät handeln. Es ist für das normale nordamerikanische Stromsystem geschaffen -
    möglicherweise wurde es sogar in Kanada hergestellt. Eine Menge kanadischer Firmen benutzen Bauteile, die in amerikanischen Firmen angefertigt werden.«
    Ich ermunterte ihn fortzufahren. »Könnte es Bestandteil eines Fernsehers sein?«
    »Jedenfalls von keinem Fernseher, den ich kenne.« Er legte ein paar Hebel um. »Hundertzehn Volt - fünfzig Watt… es ist keine Ampere-Angabe dabei, wir müssen also vorsichtig sein.
    Fangen wir ganz unten an.« Er drehte vorsichtig an einem Knopf, und eine dünne Nadel begann an einer Skala kaum merklich zu zittern. Er sah auf das Gerät hinab. »Es steht unter Strom, aber der reicht nicht mal aus, um bei einer Fliege eine Herzattacke auszulösen.« Er schwieg und sah auf. »Das Ding ist einfach verrückt. Ein Wechselstrom ist bei diesen Bauteilen nicht üblich. Lassen Sie uns mal sehen - anscheinend haben wir es mit drei Verstärkerphasen zu tun, und das ergibt keinen Sinn.«
    Er nahm einen an einer elektrischen Leitung befestigten Stromprüfer. »Wenn wir den hier ansetzen, müßten wir eine Sinuswelle auf dem Oszillographen bekommen.« Er blickte auf. »…Was auch zutrifft. Nun wollen wir mal sehen, was passiert, wenn wir den Strom in dieses komische Ding hineinleiten.«
    Er berührte es sachte mit dem Stromprüfer, und die grüne Kurve auf dem Oszillograph hüpfte und bildete ein neues Muster. »Eine Rechteckwelle«, Nordlinger schüttelte den Kopf. »Dieser Stromkreis dort fungiert bis jetzt als Chopper –
    was an sich schon verdammt merkwürdig ist, aus Gründen, auf die ich im Augenblick nicht eingehen will. Nun wollen wir mal sehen, was mit dem Strom geschieht, der aus dem Ding zurück und in diesen Leitungswirrwarr fließt.«
    Er hantierte erneut mit dem Spannungsprüfer, und die Oszillograph-Kurve hüpfte wieder, bevor sie sich beruhigte.
    Nordlinger stieß einen leisen Pfiff aus. »Sehen Sie sich bloß diesen Salat hier an!« Die grüne Linie wurde zu einer phantastischen Wellenlinie verdreht, die rhythmisch hüpfte und bei jedem Sprung die Form veränderte. Nordlinger sah mich kopfschüttelnd an. »Es bedarf einer gründlichen Fourier-Analyse, um der Sache auf den Grund zu kommen. Auf jeden Fall kommen die Impulse aus diesem Ding da.« »Und was schließen Sie daraus?«
    »Nicht das geringste, verdammt«, schimpfte er. »Jetzt versuche ich es einmal mit der Ausgangsstufe. Allem Bisherigen nach müßte es nun auf dem Oszillographen nichts als Knoten geben - vielleicht explodiert er.« Er senkte den Spannungsprüfer, und wir starrten gebannt auf den Bildschirm.
    »Worauf warten Sie?« fragte ich.
    »Auf gar nichts.« Nordlinger blickte verdutzt auf den Schirm. »Es gibt keinen Output.« »Ist das schlimm?«
    Er sah mich nachdenklich an. »Es ist unmöglich.«
    »Vielleicht ist was kaputt«, überlegte ich. »Sie verstehen nicht«, entgegnete Nordlinger. »Ein Stromkreis ist genau das, was der Name besagt - ein Kreis. Wenn man ihn irgendwie unterbricht, hört er auf zu fließen.« Wieder setzte er den Spannungsprüfer an. »Hier ist ein

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