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Blindlings

Blindlings

Titel: Blindlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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Füße. »Wir machen einen Spaziergang. Sie stecken Ihre verbundene Hand in die Tasche und spielen ausnahmsweise den englischen Gentleman, der Sie nicht sind.
    Eine falsche Bewegung, und ich erschieße Sie ohne Rücksicht auf Verluste, und wenn es mitten auf der Hafnarstraeti ist. Sie sind sich hoffentlich darüber klar, daß Kennikin mit der Entführung Elins genau das Falsche getan hat.« Cooke sprach gegen die Wand: »In Schottland habe ich Sie davor gewarnt.
    Ich habe Ihnen geraten, sie nicht in die Sache zu verwickeln.«
    Ich konnte es mir nicht verkneifen zu spotten: »Wie besorgt Sie sind. Aber wenn ihr etwas zustößt, sind Sie ein toter Mann.
    Vielleicht haben Sie meine Einstellung zum Töten vorhin richtig beurteilt, aber jetzt verlassen Sie sich besser nicht darauf, denn ein abgeschnittener Fingernagel von Elin ist mir wichtiger als Ihr gesamter feister Wanst. Es wäre besser für Sie, wenn Sie mir das glauben. Ich beschütze das, was zu mir gehört.« Ich sah, wie er schauderte. »Ich glaube Ihnen«, erwiderte er ruhig.
    Cooke hatte mich also verstanden. Er wußte, daß er hier auf etwas Ursprünglicheres als Patriotismus oder Loyalität eines Mannes gegenüber seiner Gruppe gestoßen war. Dies saß viel tiefer. Ich hätte ihn vielleicht nicht umgebracht, nur weil er Spion war, doch hätte ich ohne zu zögern jeden umgebracht, der sich zwischen Elin und mich stellte. Ich ging auf die Tür zu. »Gut, nehmen Sie Ihren Hut, dann gehen wir.«
    Ich begleitete ihn in den Korridor, befahl ihm, die Tür zu verschließen, und nahm den Schlüssel an mich. Ich hatte sein Jackett über meinen Arm gelegt, um die Pistole zu verbergen, und blieb nur einen Schritt weit hinter ihm auf der rechten Seite. Wir verließen das Hotel und wanderten durch die Straßen Reykjaviks zu der Stelle, wo Nordlingers Wagen stand.
    »Sie fahren«, sagte ich. Das Einsteigen glich einem verzwickten Ballett. Während ich aufschloß und Cooke hinters Lenkrad rutschen ließ, durfte ich ihn keinen Augenblick aus den Augen lassen. Zugleich mußte unser Verhalten den Passanten einigermaßen normal erscheinen. Schließlich saß er vorne auf dem Fahrersitz und ich hinter ihm. »Fahren Sie los«, befahl ich.
    »Aber mein Hand!« protestierte er. »Ich glaube nicht, daß ich das kann.«
    »Sie werden fahren. Mir ist es egal, wie weh es Ihnen tut, aber Sie werden fahren, und zwar keinen Moment lang schneller als fünfzig Stundenkilometer. Und kommen Sie ja nicht auf die Idee, den Wagen in einen Graben zu steuern oder ihn auf andere Weise in Schrott zu verwandeln. Der Grund, weshalb Sie das nicht tun werden, ist das hier.« Ich berührte seinen Nacken mit dem kalten Pistolenlauf. »Die Waffe bleibt die ganze Zeit über auf Sie gerichtet. Stellen Sie sich vor, Sie seien ein Gefangener und ich einer von Stalins Jungens in der schlimmen alten Zeit. Die bewährte Hinrichtungsmethode war damals ein unerwarteter Schuß in den Hinterkopf, stimmt’s?
    Wenn Sie es wagen, aus der Reihe zu tanzen, dann ist Ihnen die Kugel sicher. Fahren Sie schon los, aber vorsichtig. Mein Zeigefinger ist allergisch gegen plötzliches Rucken.«
    Ich brauchte ihm nicht zu sagen, wohin es ging. Er fuhr die Tjarnargata entlang, am Tjörnin-See mit seinen zahllosen Enten und an der Universität vorbei, hinein nach Miklabraut und aus der Stadt hinaus. Cooke schwieg die ganze Zeit über, und als wir Reykjavik hinter uns gelassen hatten, behielt er folgsam die befohlene Geschwindigkeit von fünfzig Stundenkilometern bei. Allerdings geschah das vermutlich weniger aus Gehorsam als wegen der Schmerzen, die ihm das Schalten der Gänge bereitete. Nach einer Weile tat er den Mund auf. »Was wollen Sie damit erreichen, Stewart?«
    Ich antwortete nicht, denn ich untersuchte gerade den Inhalt seiner Brieftasche. Sie enthielt nichts von Interesse – keine Pläne für die neueste Langstreckenrakete oder irgendwelche Laserstrahlen, wie man es von einem anständigen Meisterspion und Doppelagenten hätte erwarten können. Das dicke Bündel Banknoten und die Kreditkarten ließ ich in meiner eigenen Brieftasche verschwinden – ich war bei diesem Unternehmen knapp bei Kasse -, und falls Cooke entkam, würde er wenigstens die Einschränkung seiner finanziellen Bewegungsfreiheit als Handikap empfinden.
    Er versuchte es noch mal. »Kennikin wird Ihnen kein Wort glauben. Er läßt sich nicht bluffen.« »Aber von Bluff ist gar keine Rede.« »Es wird Ihnen nicht gelingen, Kennikin davon zu

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