Blindlings
Sie?« »Ich habe das Mädchen.«
Stille folgte. Ich spürte, wie mein Herz gegen die Rippen schlug. Cooke wurde bleich, als er sah, wie mein Finger krampfhaft den Abzug umschloß. »Wo war sie?« flüsterte ich.
Cooke hustete nervös. »Wo haben Sie sie gefunden?« »Im Flughafen von Keflavik - im Büro von Icelandair versteckt.
Wir wissen, daß ihr Bruder da Pilot ist, und ich kam auf die Idee, dort nachzusehen. Wir haben sie ohne jede Mühe herausgeholt.«
Das klang wahrscheinlich. »Wo ist sie?« flüsterte ich in Cookes Ohr und preßte ihm die Pistole in den Nacken. Ergab die Frage weiter. »Am üblichen Ort«, sagte Kennikin.
»Wann kann ich Sie erwarten?« »Sie fahren sofort hin«, murmelte ich und drückte den Lauf noch kräftiger in seinen Fettwulst. Er schauderte spürbar.
»Ich komme sofort hin«, sagte Cooke, und ich unterbrach die Verbindung, indem ich die Gabel herunterdrückte. Danach sprang ich schnell zurück für den Fall, daß er irgendwas im Schilde führte. Aber er lag einfach da und starrte auf das Telefon. Am liebsten hätte ich geschrien, aber dazu war jetzt keine Zeit. »Cooke«, sagte ich. »Sie haben sich getäuscht - ich kann Sie töten. Das wissen Sie jetzt, oder nicht?«
Zum erstenmal spürte ich Angst in ihm. Seine Backen zitterten, und seine Unterlippe bebte, so daß er aussah wie ein dicker Junge, der gleich in Tränen ausbrechen wird.
»Wo ist der übliche Ort?«
Er starrte mich haßerfüllt an und schwieg. Ich steckte in der Klemme. Wenn ich ihn umbrachte, konnte ich nichts mehr aus ihm herausholen. Andererseits war es besser, ihn nicht zu sehr zu verwunden, wenn ich wollte, daß er, ohne großes Aufsehen zu erregen, durch Reykjavik gehen konnte. Da er aber mein Problem nicht kannte, sagte ich: »Zwar werden Sie noch am Leben sein, wenn ich mit Ihnen fertig bin, aber wahrscheinlich wären Sie dann lieber tot.«
Ich schoß haarscharf an seinem linken Ohr vorbei, und er zuckte heftig zurück. Wieder war der Schuß erstaunlich leise.
Vermutlich hatte er die Patronen präpariert und ihnen Pulver entzogen, um den Lärm zu dämpfen. Das ist ein uralter Trick, wenn man schießen möchte, ohne alle Blicke auf sich zu lenken.
»Ich bin ein guter Schütze«, bemerkte ich, »aber so gut nun auch wieder nicht. Ich habe genau dahin geschossen, wohin ich wollte, aber nur Sie kennen die Zielgenauigkeit dieser Waffe.
Vermutlich hat sie einen leichten Linksdrall. Wenn ich versuche, Ihr rechtes Ohr anzukratzen, laufen Sie Gefahr, eine Kugel in den Schädel zu bekommen.«
Ich hob die Pistole etwas an und zielte. Seine Nerven gaben nach. »Hören Sie um Himmels willen auf!« Dieser Form eines russischen Roulettes war er nicht gewachsen.
Ich zielte weiter auf sein rechtes Ohr. »Wo ist der ›übliche Ort‹?«
Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. »In Thingvallavatn.«
»Das Haus, in das ich nach Geysir gebracht wurde?« »Ja.«
»Hoffentlich stimmt das«, sagte ich. »Denn ich habe keine Zeit, sinnlos in Südisland herumzujagen.« Ich senkte die Waffe, worauf sich auf Cookes Gesicht Erleichterung breitmachte. »Fangen Sie nicht gleich an zu jubilieren«, warnte ich ihn. »Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ich Sie hierlasse?«
Ich ging zu dem Gestell am Fußende des Bettes, öffnete Cookes Koffer und nahm ein frisches Hemd heraus, das ich ihm zuwarf. »Reißen Sie ein paar Streifen ab und verbinden Sie Ihre Hand. Bleiben Sie auf dem Boden und kommen Sie ja nicht auf die raffinierte Idee, mit dem Hemd nach mir zu werfen.«
Während er es ungeschickt in Streifen riß, kramte ich in seinem Koffer und fand zwei Pistolenmagazine mit 32er Munition. Ich schob sie in meine Tasche und ging zum Schrank, um Cookes Mantel herauszuholen, dessen Taschen ich bereits durchsucht hatte. »Stellen Sie sich mit dem Gesicht zur Wand und ziehen Sie das hier an.« Ich behielt ihn, auf jeden Trick gefaßt, scharf im Auge. Eine einzige falsche Bewegung meinerseits würde er zu seinem vollen Vorteil nutzen. Ein Mann, dem es gelungen war, bis ins Herz des britischen Geheimdienstes vorzudringen, war mit Sicherheit hochintelligent. Die Fehler, die ihm unterlaufen waren, hätten ihm normalerweise kaum geschadet. Darüber hinaus hatte er sein Bestes getan, die Scharte auszuwetzen, indem er mich zur Strecke brachte. Wenn ich nicht sehr vorsichtig war, konnte er den Spieß immer noch umdrehen. Ich nahm seinen Paß und seine Brieftasche und steckte beides ein. Dann warf ich ihm seinen Hut vor die
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