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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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enthielt ein Drittel dieser Räumlichkeiten keinerlei Bücher.
    In solchen Fällen waren die Regale mit einer Sammlung von Bronzefiguren oder Keramik gefüllt. Oder mit DVDs. Dennoch wurde der Raum als Bibliothek bezeichnet.
    Ein weiteres Drittel dieser Bildungstempel enthielt Bücher, die wegen ihres hübschen Einbands erworben worden waren. Natürlich sollten sie Belesenheit demonstrieren, aber wenn ein naiver Besucher versuchte, sich über irgendeins der Bücher
zu unterhalten, ließ sich der Gastgeber entweder über die betreffende Verfilmung aus oder zog sich zur Hausbar zurück, um noch einen Drink zu mixen.
    Unsere Bibliothek hingegen enthielt Bücher, die wir gelesen hatten oder noch lesen wollten, ferner einen Schreibtisch, ein Sofa, zwei Sessel und mehrere Beistelltischchen, aber Shearman Waxx enthielt sie nicht. Offenbar war er durch die Tür gegangen, die ins Wohnzimmer führte.
    Als ich über die Schwelle trat, nahm ich hinter der Schwingtür zum Esszimmer eine Bewegung wahr. Waxx ging an dem Geschirrschrank vorbei, der die Grenze zur Küche darstellte, und verschwand durch die Hintertür aus dem Haus.
    Als ich endlich das Esszimmer erreicht hatte, sah ich den ungebetenen Besucher durchs Fenster hindurch. Er ging am Haus entlang auf den Vorgarten zu.
    Ich lief zum nächsten Fenster und klopfte an die Scheibe, als er vorbeiging, doch er würdigte mich keines Blicks.
    Entnervt stellte ich die Vase auf den Boden und hastete ins Wohnzimmer zurück. Obwohl Waxx nicht rannte, sondern nur mit schnellen Schritten dahinmarschierte, hatte er die dortigen Fenster hinter sich gelassen, bevor ich eines erreichen konnte, um erneut zu klopfen.
    In der Bibliothek angelangt, sah ich ihn schließlich durch den Vorgarten auf einen schwarzen Cadillac zugehen, der am Straßenrand stand.
    »Nein, nein, nein!«, murmelte ich, während ich durch den Flur zur Haustür lief. »Du entkommst mir nicht, du hinterlistiges Aas!«
    Als ich aus dem Haus auf die Treppe trat, saß Waxx bereits am Lenkrad seines monströsen SUV.
    Wieder trat eine ungeheure Stille ein. Die reglose Luft fühlte sich so dicht an, als hätte man sie komprimiert, und der
Himmel war flach wie eine Scheibe und von bleierner Farbe. Im grauen Licht des Spätnachmittags hingen die Wedel der Phönixpalmen so bewegungslos da wie aus Eisen gegossen.
    Später konnte ich mich nicht daran erinnern, den Motor des Wagens gehört zu haben. Das Monstrum bewegte sich langsam auf die Fahrbahn zu und glitt davon wie ein Geisterschiff auf einem fremdartigen Meer.
    Auf dem Rasen hockte ein Schwarm schwarzer Krähen, die das Vorbeifahren des Kritikers offenbar überhaupt nicht gestört hatte. Als ich hingegen von der Treppe auf den Weg trat, flatterten die Vögel so hektisch auf, dass mein Trommelfell vibrierte.
    In der Hoffnung, Waxx erwischen zu können, wenn er am Stoppschild vor der nächsten Kreuzung bremste, rannte ich auf die Straße. Der Kritiker beschleunigte jedoch, ohne auf das Schild zu achten, so dass jede weitere Verfolgung zwecklos war.
    Kreischend stiegen die Krähen in den trüben Himmel empor, bis ich sie aufgrund der Höhe nicht mehr hörte; als ich zum Haus zurückging, schwebte eine einzelne schwarze Feder an meinem Gesicht vorbei.
    Kaum war ich durch die Tür getreten, als ich einen feinen, aber widerwärtig metallischen Geruch wahrnahm. Im Flur schwoll er zu einem Gestank an, und in der Küche war er kaum mehr auszuhalten.
    Der Backofen war auf die höchste Stufe gestellt. Aus den Lüftungsschlitzen an der Unterkante stiegen graue Rauchfäden auf.
    Ich bückte mich, schaltete das Gerät aus und spähte durch die Scheibe. Umgeben von fahlem Rauch, flackerten Flammen.
    Des Sauerstoffs beraubt, ging das Feuer rasch aus. Ich klappte die Tür auf und wedelte die Dämpfe weg, die mir in die Nase stiegen.

    Im Backofen lag ein kleiner silberner Bilderrahmen mit einem Foto. Die mit Filz bedeckte Rückwand hatte sich entzündet. Das Deckglas war gesprungen, das Bild darunter leicht verfärbt.
    Dieser Rahmen stammte von dem Schreibtisch in meinem Arbeitszimmer. Auf dem Foto waren Penny, Milo, Lassie und ich abgebildet.
    In der Herrentoilette des Restaurants hatte Waxx das Wort Verdammnis ohne besondere Betonung ausgesprochen. Das Bild im Backofen fügte ein Ausrufezeichen hinzu.

9
    Nachdem ich durchs ganze Haus gegangen war, um sämtliche Fenster und Außentüren abzuschließen, stellte ich die Alarmanlage an. Erst dann wagte ich es, Milo mit Lassie in seinem Zimmer

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