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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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seine Einstellung zu verraten, kippte er Häme über das Buch und Joshs gesamtes Werk.
    Joshs Frau Mary sagte: »Lass gut sein.«
    Diesen Spruch haben Frauen schon gebracht, als wir noch in Höhlen lebten, und die Männer haben damals bestimmt genauso darauf reagiert wie heute.
    Statt es gut sein zu lassen, schrieb Josh dem Chefredakteur der Zeitschrift und informierte ihn über die Briefe, die er bekommen hatte. Der Chefredakteur verteidigte seinen Kollegen und deutete an, Josh habe die Korrespondenz womöglich gefälscht.
    Dadurch ermutigt, druckte der Katholikenfeind seinen nächsten Brief auf dem offiziellen Briefpapier der Zeitschrift aus. Der Umschlag war mit der Frankiermaschine des Verlags freigemacht.
    Als Josh dem Chefredakteur diese Beweise zukommen ließ, erhielt er keine Antwort. Ein Jahr später jedoch, als sein nächstes Buch herauskam, wurde es in der betreffenden Zeitschrift nicht von demselben Kritiker besprochen.
    Die Rezension war allerdings genauso gehässig wie die erste, denn sie stammte von einem anderen Fanatiker, der mit dem ersten befreundet war und nun ebenfalls anfing, Josh ätzende Briefe zu schicken.
    Wieder riet ihm Mary, die Sache gut sein zu lassen. Diesmal hörte Josh auf sie. Allerdings knirschte er seither im Schlaf
so heftig mit den Zähnen, dass er eine Schiene aus Kunststoff tragen musste.
    »Keiner dieser Burschen ist jemals bei Josh zu Hause aufgetaucht«, wandte Penny ein. »Das beweist, dass ich Recht habe - ihre einzigen Waffen waren Worte.«
    »Also meinst du, Waxx wird hier nicht noch einmal auftauchen?«
    »Wenn er ein echter Irrer wäre, hätte er dich dann nicht schon erschossen?«
    »Hört sich plausibel an«, sagte ich. »Aber …«
    »Auf jeden Fall können wir ihn nicht bei der Polizei anzeigen. Ich habe ihn ja nicht gesehen, bloß du. Er würde also einfach leugnen, dass er hier gewesen ist.«
    »Wenn das Ganze bloß nicht so absurd gewesen wäre!«
    »Er ist offenbar ebenso arrogant wie exzentrisch«, sagte sie. »Irgendetwas, das du gesagt hast, muss ihn in Rage gebracht haben.«
    »Ich habe mich bloß entschuldigt, weil Milo ihn um ein Haar angepinkelt hätte.«
    »Dann hat er etwas missverstanden. Jedenfalls hat er es dir nun heimgezahlt. Wahrscheinlich wird er jetzt nichts Schlimmeres mehr tun, als jedes Buch, das du schreibst, ordentlich zu verreißen.«
    »Schöne Aussichten.« Ich sah ihr in die Augen. »Du meinst also wirklich, es ist vorbei?«
    Penny zögerte. »Ja«, sagte sie dann.
    Als Wahrheitsdetektor funktionierte ihr Jägerblick in beiden Richtungen. Als sie nicht blinzelte, wusste ich, dass sie es ernst meinte.
    »Cubby, er meint, du hast ihm hinterherspioniert und damit seine Privatsphäre verletzt«, sagte sie. »Deshalb hat er nun deine verletzt. Und nun, Schatz, lass gut sein.«

    Ich seufzte. »Ja, klar. Ich lasse es gut sein.«
    Pennys Lächeln hätte eine ganze Kleinstadt erleuchten können.
    Gemeinsam bereiteten wir verschiedene Salate, Ravioli und Fleischklößchen zu. Milo hatte nicht die leiseste Ahnung, dass wir uns vor dem Abendessen Kekse und Milch reingedrückt hatten, aber Lassie hatte mit ihrem feinen Geruchssinn in unserem Atem eindeutig die Wahrheit entdeckt, denn ihre verschiedenfarbigen Augen sagten: schuldig .
    Später in dieser Nacht hatte ich Schwierigkeiten einzuschlafen. Als ich endlich doch schlief, befand ich mich in einem weiteren Traum, in dem ich mutterseelenallein und verloren durch die Gegend ging. Wieder war ich in jener unendlich großen Bibliothek mit den gewundenen Regalen.
    In Erwartung einer bedeutsamen Entdeckung war ich eine Weile durch die Gänge gewandert, als ich um eine Biegung an einen Ort kam, wo die Regale keinerlei Bücher enthielten. Zur Schau gestellt wurden stattdessen große, zugekorkte und mit Wachs versiegelte Einweckgläser, in denen sich eine Sammlung abgetrennter Köpfe in Konservierungsflüssigkeit befand.
    Vom Boden bis zur Decke lugten hinter jeder neuen Biegung Männer- und Frauenköpfe aus ihren Glasbehältern, mit weiten, erstarrten Augen. Keines der Gesichter trug einen Ausdruck von Qual oder Entsetzen, sie sahen eher erstaunt oder nachdenklich drein.
    Diese körperlosen Scharen, die erstickt in Formaldehyd schwebten, verstörten mich aus naheliegenden Gründen, aber auch aus einem Grund, den ich nicht erkennen konnte. Als es mir dämmerte, dass ich sie zumindest teilweise kannte, schlug mir das Herz bis zum Hals, weil ich mich gegen die bevorstehende Enthüllung wehrte.

    Da ich

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