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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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dachte, du bist gegen so was, Cubby.«
    »Ich bin nicht dagegen, dass andere Leute sie besitzen, Grim. Was mich angeht … tja, ich hatte einfach immer eine Abneigung dagegen.«
    »Und nun?«
    »Ich bin gerade dabei, die zu überwinden.«

38
    Der Weg vom Hauptraum der Festung zum Waffenlager führte direkt durch Pennys altes Zimmer. Seit sie vor fünfzehn Jahren ausgezogen war, hatten ihre Eltern nichts darin verändert, so dass es noch genauso aussah wie früher, als Penny jeden Monat mit ihnen in den Untergrund gegangen war.
    Dass Grimbald und Clotilda das Arsenal nicht in Pennys Kinderzimmer ausgeweitet hatten, hatte nur teilweise sentimentale Gründe. Die beiden hofften auch, dass wir die Vorzeichen des nahen Weltuntergangs endlich erkannten und zu ihnen in ihre Festung zogen, bevor irgendein Politiker, ein manischer Mullah, ein durchgeknallter Diktator, eine Schar wütender Utopisten oder auch nur die Mühlsteine der amtlichen Bürokratie die Zivilisation zerstört hatten.
    Dass wir tatsächlich eines Tages bei ihnen Zuflucht suchten, wollte ich keineswegs ausschließen. Sollte es jedoch so weit kommen, dann würde ich darauf bestehen, dass vorher ein gewisses Poster aus Pennys Zimmer entfernt wurde. Es zeigte Jon Bon Jovi mit nacktem Oberkörper und hätte meiner Frau ständig vor Augen geführt, dass sie sich mit jemandem zufriedengegeben hatte, der nicht halb so sexy war wie ihr Teenie-Schwarm. Das war natürlich nicht in meinem Sinne.
    Das Arsenal befand sich neben dem letzten größeren Raum des unterirdischen Komplexes. Es enthielt eine atemberaubende Auswahl an Waffen samt einem Munitionsvorrat, mit dem es die Verteidiger des Alamo mindestens fünf Jahre ausgehalten hätten.

    Als Penny noch Brunhild geheißen hatte, war sie mit Waffen aufgewachsen. Seither hatte sie sich zwar meiner Abneigung, welche zu besitzen, gefügt, ihre Eltern jedoch zweimal jährlich auf einen Schießplatz begleitet, wo alle drei ihre Treffsicherheit in Form hielten.
    Es wäre mir lieber gewesen, bei Clotilda und Milo in der Küche zu bleiben. Aber wenn ich, um meine Familie zu verteidigen, meine Abneigung gegen Schusswaffen tatsächlich überwinden wollte, dann musste ich mir welche anschauen und früher oder später sogar in die Hand nehmen.
    Was die Wahl der für uns geeigneten Waffen anging, ergingen Penny und ihr Vater sich in technischen Details, die ich trotz ernsthaften Bemühens nicht besser verstand als die gälischen Sprüche, mit denen Clotilda meinen Sohn gesegnet hatte. Daher gelang den beiden bald, was ich für unmöglich gehalten hatte: Die Schießprügel kamen mir weniger furchterregend als langweilig vor.
    In Gedanken versunken, wanderte ich aus dem Arsenal in den letzten und größten Raum der Festung. Hier befand sich der Beweis, dass Grimbald und Clotilda nicht wahnsinnig waren, sondern nur exzentrisch bis zum Übermaß.
    Bei ihren Survival-Vorbereitungen ging es ihnen nicht nur darum, im Falle einer globalen Zerstörung ihr Leben zu retten. Sie hofften auch, die wichtigsten Werke der westlichen Kultur zu retten, aus denen sich - vorübergehend - die einzigen Gesellschaftsformen entwickelt hatten, in denen man an die Würde jedes Einzelnen und an ein verbrieftes Recht auf Freiheit glaubte.
    Bücher.
    Die klassischen Werke der griechischen Philosophie und Literatur, darunter Aristophanes, Aristoteles und Platon.
    Die Dramen des Euripides. Plutarch über das Leben mythischer
und realer Griechen und Römer. Herodot über die antike Geschichte. Hippokrates über Medizin. Euklid und Archimedes über Geometrie und Mathematik.
    Die Meisterwerke des Mittelalters, zum Beispiel Dante, Chaucer und Thomas von Aquin.
    Von Shakespeare bis zu Boswells Biografie seines Freundes Samuel Johnson, von Dickens bis zu Dostojewski.
    Im zwanzigsten Jahrhundert waren mehr Bücher erschienen als in jeder anderen Epoche, wovon hier weniger als hundert Titel eingelagert waren. Joseph Conrad, der mit seinem Herz der Finsternis die Zeiten überbrückt hatte. Saul Bellow, Winston Churchill, George Orwell, Flannery O’Connor, Boris Pasternak, Evelyn Waugh …
    Von jedem Buch waren drei Exemplare vorhanden. Zwei davon waren sorgfältig in Gefrierbeutel verpackt und mit einem für den Haushaltsgebrauch gedachten Vakuumiergerät versiegelt worden. Das dritte blieb jeweils offen, damit man darin lesen konnte.
    Ich hatte gehört, dass in den anderen Bunkern der Familie Boom ebenfalls Bibliotheken verwahrt wurden, darunter auch Bildbände mit

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