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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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gewähre.
    Gespräche mit einem Psychologen bringen nichts.
    Meine Tante Edith hingegen hat zwar kaum Erfahrung mit Kindern, aber sie besitzt genügend Weisheit und Geduld, um mir klarmachen zu können, dass Schuld einen Fehler voraussetzt und ein solcher Fehler eine Absicht. Auch auf meine irrationale Furcht geht sie ein und überzeugt mich mit der Zeit, dass ich keinen Grund habe, mich vor einem Klopfen oder einer Türglocke zu fürchten: Ich ziehe Monster nicht magnetisch an.
    Wie ihre Schwester, meine Mutter, lacht Edith gern, und von ihr lerne ich, dass Lachen unser Schwert und unsere Rüstung ist.
    Jahre später, als ich zwanzig bin und Edith im Sterben liegt, erzähle ich ihr, ich würde glauben, dass ich in jener Septembernacht
aus einem bestimmten Grund verschont worden sei - wegen etwas Wichtigem, zu dem ich eines Tages aufgerufen würde. Die Vorsehung habe mich in ihre Obhut gegeben, weil sie freundlich und klug genug gewesen sei, um mich zu heilen und auf meine noch unbekannte Aufgabe vorzubereiten. Ich sage ihr, sie sei der beste Mensch, auf den ich je getroffen sei und den ich jemals treffen würde; und in jeder Nacht meines Lebens würde ich an sie denken, bevor ich einschliefe.

45
    Penny schlief, Milo schlief, und Lassie saß da, schaute aus dem Fenster und seufzte ab und an, während ich über die Golden Gate Bridge nach Norden fuhr.
    Als ich die Hälfte der Brücke hinter mir hatte, nahm der Regen plötzlich rapide ab, und am anderen Ufer konnte ich die Scheibenwischer ausschalten.
    Über eine Stunde später - wir hatten Santa Rosa schon hinter uns gelassen - wachte Milo um vier Uhr morgens auf und sagte, er könne noch eine Stunde durchhalten, ohne Pipi zu machen. Dann kramte er in seinen Sachen, bis auf dem Rücksitz ein merkwürdig bleiches, blaues Licht aufleuchtete.
    Um Penny nicht aufzuwecken, fragte ich leise: »Was ist das?«
    »Das Ding«, erwiderte Milo ebenso leise.
    »Was für ein Ding?«
    »Das Ding, das es passieren lässt.«
    »Was lässt es denn passieren?«, bohrte ich nach.
    Der Hund seufzte, wahrscheinlich aus Mitleid mit mir, und Milo erwiderte: »Niemand würde glauben, dass es passieren könnte.«
    »Also, ich würde das eventuell schon glauben«, sagte ich. »Versuch’s mal!«
    »Au Mann«, flüsterte Milo, offenbar beeindruckt von etwas, das er gerade gesehen hatte, »das ist krass.«
    »Ich habe eine lebhafte, geschmeidige Fantasie«, erinnerte ich ihn.

    » Sooo geschmeidig ist die nicht.«
    »Komm schon, sag es mir!«
    »Es ist zu kompliziert, um es zu erklären«, meinte Milo.
    »Ich mag komplizierte Dinge.«
    »Dad, dein wissenschaftlicher Hintergrund reicht nicht aus, um es zu verstehen.«
    »Wenn du’s mir nicht sagst, stelle ich das Radio an.«
    »Mach doch!«
    »Ich finde einen von diesen Sendern, wo ständig ein Prediger das Jüngste Gericht heraufbeschwört.«
    »Dann sprenge ich das Auto in die Luft.«
    »Das tust du doch nicht.«
    »Abwarten!«, sagte Milo.
    »Du würdest doch deiner Mutter nichts zuleide tun, oder?«
    »Ich könnte ja einfach bloß den Fahrersitz in die Luft sprengen.«
    »Ha! Das geht gar nicht.«
    »Abwarten!«
    »Komm schon, Milo. Stundenlang am Steuer zu sitzen ist langweilig. Ich brauche etwas geistige Stimulation.«
    »Na schön. Was war als Erstes da, das Huhn oder das Ei? Denk mal darüber nach.«
    »So ein Unsinn. Da gibt es keine Antwort. Es ist ein Paradoxon.«
    »Es gibt eine Antwort.«
    »Dann sag sie mir doch!«
    »Wenn ich sie dir einfach sage, ist es keine geistige Stimulation.«
    »Ich will aber nichts über Hühner und Eier wissen«, protestierte ich.
    Auf dem Rücksitz pulsierte wieder das blaue Licht, und Milo sagte: »Wow!«

    »Ich will was über das Ding wissen, das irgendwas passieren lässt.«
    »Das was passieren lässt?«, fragte Milo.
    Penny war aufgewacht und hatte offenbar schon etwas von unserer Unterhaltung mitbekommen. »Sagt mal«, mischte sie sich ein, »welcher von euch ist eigentlich derjenige mit dem IQ, den man nicht messen kann?«
    »Das dürfte Milo sein«, erwiderte ich bescheiden.
    »Was ich gerade gehört habe, lässt nicht unbedingt darauf schließen«, meinte Penny.
    Milo sagte: »Autsch.«
    »Das hat gesessen, was?«, fragte ich.
    »Und wer von euch«, fuhr Penny fort, »müsste eigentlich ein Beispiel für erwachsenes Verhalten abgeben?«
    »Wie wär’s mit Lassie?«, fragte ich zurück.
    »Nicht schlecht, Dad«, sagte Milo. Das blaue Licht pulsierte, er kommentierte: »Echt krass!«, und fing

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