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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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Handtaschen auf dem Tisch erkenne ich ihre. Ich nehme einen Kamm heraus und kehre zu ihr zurück.
    Ihr Kopf ist herabgesunken, das Kinn liegt auf der Brust. Während ich überlege, wie ich den Kopf anheben soll, um ihr das Haar leichter kämmen zu können, kommt Tray aus dem Obergeschoss zurück.
    Er hat seine Waffe in der Hand, die mir nicht mehr magisch vorkommt, und ich warte ab, was er tun wird.
    Während er durch den Raum auf mich zugeht, weiß ich, dass ich mich fürchten sollte, doch das tue ich nicht.
    Er geht an mir vorbei, tritt zu Nicola, hebt ihren BH vom Boden auf und zerknüllt ihn in der Hand. Stirnrunzelnd blickt er auf ihre bedeckten Brüste hinab.
    Von seinen aufgesprungenen Lippen hängen kleine Hautfetzen, an denen er geistesabwesend kaut.
    Nach wenigen Momenten wirft er den BH beiseite und ruft »Clapper!«, während er ins Wohnzimmer geht.
    Ich warte bei meiner Mutter, den Kamm in der Hand.
    Alle drei Männer kehren zurück und starren auf Nicola, deren Pullover so ist, wie es sein sollte.
    Leise, aber rasch zieht Clapper seine Pistole und schiebt sich durch die Schwingtür in die Küche.
    Der Mann mit den Herpesbläschen verschwindet im Flur, Tray im Wohnzimmer.
    Ich warte bei meiner Mutter, den Kamm in der Hand.

    Von oben kommt das Geräusch eiliger Schritte. Im Keller fliegt krachend eine Tür auf. Wenige Minuten lang erzeugt jede Ecke des Hauses Geräusche.
    Die drei treffen sich im Flur. Ich kann nicht hören, was sie sagen - vielleicht will ich es auch nicht -, aber dem Ton ihrer Stimmen ist zu entnehmen, dass Tray wütend ist und die beiden anderen beunruhigt.
    Wieder Schritte. Die Stimmen werden leiser. Eine Tür geht auf und schlägt wieder zu. Ich bin ziemlich sicher, dass das die Tür mit den Milchglaswolken und dem klaren Mond ist, durch die mir Trays Auge zugezwinkert hat.
    Das Haus ist still.
    Draußen heult ein Motor auf. Ich lausche seinem Brummen, bis es verklungen ist.
    Dann greife ich mit einer Hand unter das Kinn meiner Mutter und hebe ihren Kopf an. Ich kämme ihr wunderschönes Haar.
    Als ihr Haar so ist, wie es sein sollte, küsse ich sie auf die Wange. Jeden Abend, wenn sie mich ins Bett bringt, tut sie das bei mir. Jeden Abend bis jetzt.
    »Leb wohl.«
    Ich lasse ihren Kopf wieder so sinken, wie es vorher war. Sie sieht aus, als wäre sie schlafend in sich zusammengesunken. Obwohl sie an einen anderen Ort gegangen ist, liebt sie mich immer noch, und obwohl ich hierbleibe, liebe ich sie.
    Nachdem ich den Kamm in ihre Handtasche zurückgesteckt habe, kann ich mir nicht vorstellen, was als Nächstes geschehen soll. Ich habe getan, was ich konnte, damit die Toten sich nicht schämen müssen, und nun werde ich nicht mehr gebraucht.
    Plötzlich bin ich erschöpfter, als ich es jemals zuvor gewesen bin. Als ich die Treppe hinaufgehe, um ein Bett zu suchen,
sinke ich fast auf dem Absatz in der Mitte nieder, um dort einzuschlafen.
    Ich zwinge mich jedoch weiterzugehen und wähle das Bett im Zimmer von Colleen, in das ich hineinklettere, ohne daran zu denken, die Schuhe auszuziehen. Als mir das auffällt, liegt mein Kopf schon auf dem Kissen, und ich bin zu müde, um mir Sorgen zu machen, man könnte mich deshalb ausschelten.
    Mitten in der Nacht wache ich auf und sehe einen milchigen Mond im Fenster. Nein, der ist weit hinter dem Fenster, und er ist echt.
    Nachdem ich die Toilette auf der anderen Seite des Flurs benutzt habe, gehe ich in Colleens Zimmer zurück und starre auf ihr Telefon. Ich habe das Gefühl, dass ich jemanden anrufen sollte, doch ich weiß nicht, wen.
    Vor einigen Monaten hat meine Mutter mit mir geübt, mir die Telefonnummer unseres Hauses einzuprägen, falls ich mich einmal verlaufen sollte.
    Ich bin im neuen Haus von Onkel Ewen, also habe ich mich nicht verlaufen. Merkwürdigerweise habe ich trotzdem den Eindruck, an einem Ort zu sein, an den ich nicht hingehöre, und ich fühle mich allein.
    Deshalb beschließe ich, zu Hause anzurufen, und nehme den Hörer ab. Kein Wählton.
    Ich habe keine Angst. Ich bin ruhig. Ich gehe ins Schlafzimmer von Onkel Ewen und Tante Nora. Dort versuche ich es an deren Telefon, doch das funktioniert ebenfalls nicht.
    Als ich die Treppe hinuntergehe, werde ich von der Erwartung auf eine große Entdeckung ergriffen. Ob die gut oder schlecht sein wird, weiß ich nicht, aber sie wird gewaltig sein. Auf dem Absatz in der Mitte zögere ich kurz, gehe dann jedoch weiter.

    Das Haus ist so still wie ein völlig lautloser Traum. In

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