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Blink! - die Macht des Moments

Titel: Blink! - die Macht des Moments Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Gladwell
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auf diesem Weg zu Craig Kallman, dem Vizepräsidenten von
     Atlantic Records. Das war ein überaus glücklicher Zufall. Kallman beschreibt sich selbst als Musik-Junkie und hat eine private
     Sammlung von rund 200 000 Platten und CDs. Im Laufe einer Woche landen zwischen ein- und zweihundert Stücke von neuen Musikern
     auf seinem Schreibtisch, und am Wochenende setzt er sich zu Hause hin und hört sich eines nach dem anderen an. Bei den allermeisten
     stellt er bereits nach den ersten Takten fest, dass sie nicht funktionieren, und wirft sie nach fünf oder zehn Sekunden aus
     dem CD-Player. Aber jedes Wochenende ist auch mindestens eine Hand voll von Künstlern dabei, bei denen er aufhorcht, und hin
     und wieder lässt ihn ein Musiker begeistert aus seinem Stuhl aufspringen. Kenna gehörte zu dieser letzteren Gruppe. »Es hat
     mich echt umgehauen«, erinnert sich Kallman. »Ich dachte sofort, ich muss diesen Typen treffen. Ich habe ihn gleich nach New
     York City fliegen lassen. Er hat hier in meinem Büro vorgesungen, buchstäblich von Angesicht zu Angesicht.« Kallmann zeigt
     mit den Händen einen Abstand von einem halben Meter.
    Das blieb nicht das einzige glückliche Zusammentreffen. Als Kenna mit einem seiner Freunde, einem Produzenten, ein Studio
     besuchte, um eine neue Aufnahme zu machen, traf er dort Danny Wimmer, einen Freund von Fred Durst, dem Sänger der seinerzeit
     überaus erfolgreichen Rockband Limp Bizkit. Danny hörte |150| Kenna und war begeistert. Er rief sofort bei Durst an und spielte ihm übers Telefon Kennas Song »Freetime« vor. Auch Durst
     war begeistert und rief: »Nimm ihn unter Vertrag!« Auch Paul Mc-Guinness, Manager von U2, einer der erfolgreichsten Rockbands
     der Welt, hörte Kennas Aufnahmen und ließ ihn nach Irland zu einem Treffen einfliegen.
    Wenig später bekam Kenna ein Angebot, für wenig Geld ein Musikvideo zu drehen. Er stellte das Video bei MTV2 vor, dem Kanal
     für weniger mainstreamige Musik. Plattenfirmen geben Hunderttausende von Dollar für Promotion aus, damit MTV ihre Videos ausstrahlt,
     und wenn das Video ein- oder zweihundertmal gezeigt wird, dann ist das ein Erfolg. Kenna klopfte selbst mit dem Video in der
     Hand bei MTV an, und MTV2 legte es in den kommenden Monaten 475 Mal auf.
    Schließlich nahm Kenna ein ganzes Album auf. Er gab es Kallman, und der gab es allen seinen Mitarbeitern bei Atlantic. »Alle
     wollten die Scheibe«, erinnert sich Kallman. »Das ist mehr als außergewöhnlich.«
    Kurz nach seinem Erfolg im Vorprogramm von No Doubt bekam sein Manager einen Anruf vom Roxy, einem bekannten Musikclub aus
     Los Angeles. Ob Kenna am kommenden Abend auftreten wolle? Natürlich sagte er zu und stellte eine Ankündigung auf seine Website.
     Das war um 16.30 am Tag vor dem Auftritt. »Am folgenden Nachmittag bekamen wir einen Anruf aus dem Roxy«, erzählt Kenna. »Das
     Konzert war ausverkauft, sie mussten schon die ersten Leute wegschicken. Ich hatte vielleicht mit 100 Leuten gerechnet. Aber
     der Laden war dicke voll, und die Leute vorn an der Bühne sangen bei allen Songs mit. Ich war total im Rausch.«
    Mit anderen Worten, Musikkennern und -liebhabern – Leuten, die bei Musiklabels arbeiten oder in Clubs gehen – gefällt die
     Musik von Kenna. Sie hören einen seiner Songs und sind schon nach wenigen Takten begeistert. Genauer gesagt, sie hören Kenna,
     und ihr Instinkt sagt ihnen, dass das genau der Künstler ist, den |151| auch andere mögen werden und der bei einem Massenpublikum von CD-Käufern gut ankommt. Aber genau an diesem Punkt beginnen
     Kennas Schwierigkeiten, denn jedes Mal, wenn er versucht, diese Vermutung zu bestätigen und seinen Erfolg tatsächlich auf
     das Massenpublikum auszudehnen, dann erlebt er eine Enttäuschung. Das Massenpublikum will ihn offenbar nicht.
    Kennas Album wurde in New York herumgereicht, von Entscheidern in der Musikbranche begutachtet und schließlich an drei verschiedene
     Marktforschungsunternehmen weitergegeben. Im Musikgeschäft ist dies eine Routinemaßnahme vor der Veröffentlichung eines neuen
     Albums. Um Erfolg zu haben, muss ein Künstler im Radio gespielt werden, und Radiosender spielen nur eine kleine Auswahl an
     Songs, denen Marktforschungsunternehmen einen sofortigen und überwältigenden Erfolg beim Publikum vorhersagen. Bevor eine
     Plattenfirma einem Künstler einen Vertrag anbietet und Millionen von Dollar investiert, gibt sie ein paar Tausend Dollar aus,
     um ihre Musik von

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