Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitz bricht aus

Blitz bricht aus

Titel: Blitz bricht aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
passiert?« Eine Antwort wußte er noch immer nicht. Er stand auf, hob die Plane hoch und starrte in die Dunkelheit hinaus, sah aber nur das weiße Band der Autostraße, zu deren beiden Seiten hohe Berge aufragten. Der Laster hielt jetzt an. Alec setzte einen Fuß auf die Schlußlatten und kletterte hinaus. Bei dieser Bewegung überfiel ihn der alte furchtbare Schmerz. Trotzdem hörte er eine Stimme sagen: »Er ist nicht flach, Joe, er hält noch eine Weile. Laß uns bis zur nächsten Tankstelle fahren; es ist sinnlos, das Rad hier zu wechseln.«
    Als Alec dies vernahm, schrie er. Noch an der obersten Latte hängend, wagte er nicht loszulassen, aus Angst, der Wagen könnte ohne ihn weiterfahren, und er würde wieder hilflos sein. Auf sein Schreien hin näherten sich ihm schwere Schritte; dann fühlte er Hände so schwer wie die Schritte, die ihn am Gürtel packten und zur Erde zerrten. Er stürzte zu Boden, und die Schmerzen im Kopf ließen ihn die Augen schließen.
    Als er sie wieder öffnete, sah er zwei Augenpaare auf sich gerichtet; dann stellten ihn zwei harte Hände unsanft auf die Füße. Es fiel ihm unendlich schwer, seine Augen offen zu halten, und noch schwerer, seine verschwollenen Lippen zu bewegen. Als er es endlich zuwege brachte, kamen seine Worte stammelnd und unzusammenhängend und ergaben keinen Sinn. Die beiden Männer zogen ihn nach vorn, um ihn im Licht der Scheinwerfer zu betrachten.
    Dieselbe Stimme, die er vorher gehört hatte, sagte sehr ärgerlich: »Wie lange fährst du denn schon heimlich mit? Wo hast du dich in den Wagen hineingestohlen? Etwa in Salt Lake City? Hast du keine Augen oder kannst du nicht lesen?! Hast du das Schild nicht bemerkt?« Der Fragesteller deutete auf die Windschutzscheibe, wo er ein Schild sah, ohne entziffern zu können, was darauf stand. »Mitfahren streng verboten! steht da, und so ist es auch gemeint, du verdammter Kerl.« Die Hände schüttelten ihn zornig. »Trotzdem fährst du heimlich hinten drin mit, und wenn das herauskommt, verlieren wir unsern Job, du Lump!«
    Die rohen Hände schüttelten ihn erneut; er konnte es nicht mehr ertragen und versuchte zu schreien, aber er war zu sehr geschwächt. »Ich—ich—brauche—Hilfe...« flüsterte er. »Ich möchte zur Polizei... Ich brauche sie...«
    Die beiden Männer lachten laut, dann setzten sie ihn an den Straßenrand. Er sackte sofort zusammen, merkte, daß er wieder allein sein würde und empfand es tröstlich.
    Aus der Dunkelheit hörte er die rauhe Stimme noch einmal: »Wenn ich so aussähe wie du, würde ich mich lieber von der Polizei fernhalten...« Die andre Stimme setzte hinzu: »Er hat nicht mal Schuhe an! Ein Landstreicher, den die Polizei bestimmt gern willkommen heißen würde!« Die Tür der Fahrerkabine wurde zugeschlagen, der Motor heulte auf, der Laster fuhr davon und überließ ihn mitleidlos seinem Schicksal. Aber es war ihm völlig gleichgültig.
    Wie lange er dort lag, wartend, daß die Schmerzen nachlassen möchten, wußte er nicht. Als er imstande war, sich wieder aufzurichten, fand er sich immer noch von Finsternis umgeben. Würde es denn niemals mehr Tag werden?
    Er saß bewegungslos, um die Schmerzen nicht erneut aufzuwecken. Nach dem, was er zuletzt vom Wagen aus gesehen hatte, befand er sich an einer Autostraße in einem Tal. Demnach würden bald andere Wagen vorüberkommen, und einer von ihnen würde vielleicht anhalten, um ihm zu helfen, und ihn zur Polizei bringen. Er würde ihnen sagen, daß ihn irgend etwas am Kopf getroffen hatte, und daß er sich an nichts erinnern konnte, weder an seinen Namen, noch wo er vor seinem Unfall gewesen war, und was er getan hatte. Dann würde ihm die Polizei sicher helfen und ihm bald sagen können, wer er war; vielleicht wurde er auch schon gesucht...
    Plötzlich kam ihm die grobe Stimme wieder ins Ohr: »Wenn ich so aussähe, wie du, würde ich mich lieber von der Polizei fernhalten...« Diese Stimme und diese Worte würde er nie vergessen. Wie sah er denn aus? Seine blutverkrusteten Hände fühlten sein geschwollenes Gesicht ab, fühlten die Lumpen, die einmal Kleider gewesen waren, fühlten überall das geronnene Blut an seinen unzähligen Wunden und Schrammen. Zum Schluß stockten sie bei der Berührung der Banknoten in seiner Tasche. Er zog das Päckchen heraus und blätterte es auf. Es waren viele Scheine... Wie war er zu soviel Geld gekommen? Er erinnerte sich, daß er durch einen Wald gekrochen war! Warum? Hatte er sich gefürchtet?

Weitere Kostenlose Bücher