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Blitz bricht aus

Blitz bricht aus

Titel: Blitz bricht aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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schleift es zu Tode!« schrie der Junge und rannte auf den Wagen zu. Gordon rief ihm etwas nach, aber McGregor rannte weiter.
    Er näherte sich dem Auto, ohne zu wissen, was er eigentlich tun wollte; er war nur einem Impuls gefolgt, den das gequälte Tier in ihm wachgerufen hatte. Er blieb mitten auf dem Weg stehen, bis das Lastauto nur noch wenige Schritte von ihm entfernt war, er hörte das Quietschen der scharf gebremsten Räder, dann mußte er sich zur Seite werfen, um nicht überfahren zu werden. Er stürzte auf Knie und Hände, sah ein zorniges Gesicht aus dem Führerstand blicken und hörte die Flüche, die ihm zugerufen wurden. Als das Auto wieder anfuhr, sprang er aus seiner Hockstellung hoch und bekam mit den Händen die Seitenwand des offenen Wagens zu fassen. Er hatte das Gefühl, daß ihm die Arme aus den Gelenken gerissen wurden, trotzdem hielt er fest, während der Wagen schneller wurde. Das unselige Pferd war jetzt wieder auf den Beinen, doch würde es nur ganz kurze Zeit dauern, bis es neuerdings stürzte und nachgeschleift wurde. McGregor wußte das, und der Mann am Steuer wußte es ebenfalls. Zweifellos wollte Cruikshank die arme Kreatur zu Tode schleifen!
    Der Anblick des gefolterten, naßgeschwitzten Pferdekörpers und der blicklosen Augen verlieh McGregor die Kraft, sich hochzuziehen und sich auf die Ladebrücke zu schwingen. Er lief nach hinten und löste den Knoten des Seiles—das Pferd war frei! Er sah es zu Boden gehen, und dann verschwand die Straße in einer Staubwolke.
    Abspringen konnte er nicht, das Auto fuhr viel zu schnell. Da es kein Fenster zum Fahrersitz gab, wußte Cruikshank nicht, daß ihm sein Opfer entrissen worden war... Noch wußte er es nicht, aber bald würde er es wissen.
    McGregor sah jetzt drei Reiter in vollem Galopp im Hintergrund auftauchen. Sie mußten auf das zu Boden gestürzte Pferd stoßen, und der Junge war froh, daß somit außer ihm und Gordon noch mehr Menschen gesehen hatten, was Cruikshank im Sinne gehabt hatte.
    Die ersten einzeln stehenden Häuser von Leesburg waren schon zu sehen, als der Laster plötzlich stoppte. McGregor wußte, aus welchem Grund—Cruikshank wollte nicht mit einem hinter seinem Auto herschleif enden Pferdekadaver in die Stadt hineinfahren.
    Der Junge sprang hinten vom Wagen hinunter, aber er rannte nicht davon. Er sah, wie die Tür der Fahrerkabine geöffnet wurde und ein Mann herauskam. Cruikshanks Blick suchte das Pferd; dann starrte er den Jungen an. Wilde, tief in den Höhlen liegende Augen, ein hagerer Körper in abgenutzten alten Kleidern, ein zorniges Gesicht und große, verarbeitete Fäuste, die ganze Gestalt staubbedeckt... Dies war sichtlich ein Mensch, der alle haßte und von allen gehaßt wurde—McGregor fühlte einen Anflug von Mitleid in sich aufsteigen.
    Doch dann brannte der Zorn wieder in ihm hoch. Ein hilfloses Tier auf so infame Weise umbringen zu wollen! Cruikshank starrte ihn an. Blinde Wut stieg in den Augen des Mannes auf. McGregor streckte unwillkürlich abwehrend die Hände vor, aber Cruikshank packte ihn, warf ihn zu Boden, riß ihn dann wieder hoch und hob die Hand zum Schlag. Doch plötzlich hielt er inne, denn auf dem Weg von der Stadt kam ein schnelles kleines Auto heran. Es verlangsamte seine Geschwindigkeit, als es sich dem Laster näherte, und hielt neben ihm an. Der Junge sah einen kräftig gebauten Mann aussteigen, der auf der Brust den glänzenden Silberstern des Sheriffs trug. Plötzliche Angst überfiel McGregor. Er riß sich von Cruikshank los, um wegzurennen, stolperte aber über einen Busch und schlug lang hin. Ehe er aufstehen konnte, packte ihn eine Hand, die ihn hochzog. Es war der Sheriff, der ihn festhielt und fragte: »Was ist mit dem Jungen los, Cruikshank? Was wollten Sie von ihm?«
    »Ich bin mit einem Pferd in die Stadt gefahren, um es zu verkaufen. Dieser Junge hat es losgebunden und laufenlassen.«
    »Hat es losgebunden?«
    »Das Tier war noch nicht ganz gezähmt; ich konnte es nicht auf den Wagen bekommen; deshalb hatte ich es hinten angebunden, und es lief hinterher.«
    »Und dieser Junge hat es mit Vorbedacht losgebunden? Warum? Wo ist denn das Pferd?«
    »Das weiß ich nicht. Natürlich ist es weggelaufen und für mich wohl verloren.«
    »Stimmt das, Junge? Hast du das Pferd befreit?«
    Der Junge antwortete nicht, und der Sheriff sah die Straße entlang in der Richtung, aus der Cruikshank gekommen war. McGregor fühlte sich von den bohrenden Augen des Pferdehändlers

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