Blitz bricht aus
Harry?«
»Gewiß! Hier, bitte.«
Nachdem der Wirt gegangen war, widmete sich Gordon dem Rätsel. Zwischendurch dachte er an Cruikshank. Also war er wieder frei. Es schien ihm erst wenige Tage her, seit er McGregor mit in die Stadt gebracht hatte und die böse Geschichte passiert war. Doch in Wirklichkeit war ja ein voller Monat seitdem vergangen. Nun, er hegte keinen Groll gegen Cruikshank, und der Grobian ließ ihn in Ruhe; somit war die Sache für ihn abgetan.
Sein Bleistift füllte die leeren Quadrate des Rätsels. Er fand, sie machten die Kreuzworträtsel heutzutage viel zu leicht; ein Kind konnte sie lösen. Er hätte gern gewußt, wie sich McGregor auf der Ranch machte. Sollte er hinausfahren, um nach ihm zu sehen? Aber Goldie würde es nicht gern haben; das Maultier war es gewöhnt, nach dem Einkauf sofort wieder heimzutrotten. Der Weg war lang, und diesmal hatte Goldie tüchtig zu schleppen, denn Lew Miller hatte ihm das Magazin »Vollblut und Turf« geschickt, den ganzen letzten Jahrgang und die neuesten Hefte. Das Paket war schwer, und er durfte Goldie nicht zu viel zumuten. Er würde die Hefte alle durchlesen; es konnte gut sein, daß er darin etwas fand, das ihn endlich daraufbrachte, wo und bei welcher Gelegenheit er McGregors Gesicht früher schon einmal gesehen hatte.
Er beendete die Auflösung des Rätsels und malte gedankenverloren mit dem Bleistift an den Rändern des Quadrats herum. Er dachte an die blutgetränkten Banknoten, die er immer noch daheim in einer Schublade verwahrte, und sein Gesicht verdüsterte sich. Ihm kam alles wieder in den Sinn, was der Junge in seinem Fieberdelirium erzählt hatte. McGregor glaubte, er wäre an einem Raubüberfall in Utah beteiligt gewesen und würde von der Polizei verfolgt. Es konnte sich zugetragen haben, konnte auch Fieberphantasie sein. Solange der Junge sein Gedächtnis nicht wiedergefunden hatte, konnte man in keiner Weise sicher sein.
Gordon drückte fester mit dem Bleistift auf und malte die Begrenzungslinien um das Rätsel immer dicker. Es war nicht seine Sache; er mußte sich davon fernhalten. Alles, was ihn interessierte, war, herauszufinden, warum ihm McGregors Gesicht so bekannt vorkam. Es war ein Spiel, das ihm spannender vorkam als alle Kreuzworträtsel.
Als er aufblickte, stellte er fest, daß Cruikshank immer noch auf seinem Hocker am Ende der Theke saß, und zwar jetzt halb zu ihm herumgewendet. Alle andern Gäste hatten das Lokal verlassen, und die Musikbox schwieg. Der Wirt kam und brachte das Bestellte. Gordon legte den Bleistift beiseite, während er aß. Dann ergriff er ihn wieder, malte an den Linien des Rätsels herum und versank erneut in Grübelei über den Jungen. Er hätte wirklich gern gewußt, ob er sein Gedächtnis inzwischen wiedergefunden hatte. War er noch auf der Ranch oder war er fortgegangen? Ach was, ihn ging es nichts an. Er drehte das Blatt mit dem Rätsel um und stieß auf die Nachrichten, die er rasch überflog. Mit einemmal hoben sich seine dichten Brauen, denn seine Augen wurden vor Überraschung groß. Eine Zeitlang starrte er die betreffende Notiz an, dann las er sie zum zweiten-und zum drittenmal. Unwillkürlich begann sich sein Bleistift wieder zu bewegen; er umrandete, in tiefe Gedanken verloren, die Notiz, die ihn so erregte.
»Hallo, Gordon!« Gordon sah hastig hoch und legte die Zeitung beiseite. »Hallo, Allen!« sagte er.
Allen trug eine Tasse Kaffee in der Hand, stellte sie auf den Tisch und setzte sich neben Gordon. Er mußte Cruikshank gesehen haben, aber er ließ nichts davon merken. Er begann zu sprechen. »Hör mal, aus deinem Freund, diesem McGregor, werde ich nicht schlau.« Mit gerunzelten Brauen sah er Gordon an, der sogleich die Hand hob, um ihn zu unterbrechen.
»Du irrst dich, Allen«, sagte er. »Der Junge ist nicht mein Freund. Ich kenne ihn nur ganz kurze Zeit und weiß gar nichts über ihn.« Um alles in der Welt wollte er nicht in die Angelegenheiten McGregors verwickelt werden. Am allerwenigsten, nachdem er eben die Zeitungsnotiz gelesen hatte.
»Na, das spielt keine Rolle«, erwiderte Allen. »Hör mal zu. Der Junge hat sich bei allen Arbeiten auf der Ranch ausgezeichnet bewährt, bis wir ihn vor einer Woche ins Gebirge schickten, um sich nach einem Wildhengst umzusehen, den ich dort vermutete. Ich war in Sorge wegen meiner Stuten, und...«
»Einen richtigen Wildhengst?« warf Gordon ein, jetzt sehr interessiert. Allen nickte. »Du mußt ihn dir ansehen, Gordon. Ein Mustang
Weitere Kostenlose Bücher