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Blitz bricht aus

Blitz bricht aus

Titel: Blitz bricht aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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McGregor mit verschlossenem Gesicht schwieg, statt sogleich seinem Stolz und seiner Freude Ausdruck zu geben.
    »Es ist eine große Chance, die ich dir damit biete«, setzte er unbeholfen hinzu. »Im letzten Jahr haben über zehntausend Zuschauer den Rennen beigewohnt. Wenn du Leichtfuß zum Siege reitest, kannst du dir deine Ritte in Zukunft hoch bezahlen lassen—nicht nur von mir, sondern auch von andern Pferdebesitzern, die alle auf gute Jockeys aus sind. Wenn man Rennpferde reitet, kann man sehr viel Geld verdienen, Mac. Du kannst...« Er hielt unvermittelt inne, überlegte und fuhr fort: »Aber am Ende bist du genauso veranlagt wie ich und denkst gar nicht an Geld, wenn es sich um Pferde handelt. Das habe ich mir schon vorher gedacht. Deshalb möchte ich dir einen Vorschlag machen, der dir sicher gefallen wird. Wenn du mit Leichtfuß nächste Woche siegst, sollst du beim Aufbau meines Gestüts mein Teilhaber werden. Ich mag die Art, wie du reitest und mit Pferden umgehst. Nach dem Rennen werden wir dann Leichtfuß als Deckhengst nehmen und gute Fohlen heranziehen. Sie sollen dir und mir zu gleichen Teilen gehören, und du übernimmst es, sie zu trainieren und sie in Rennen zu reiten. Na, ist das ein Vorschlag, Junge?«
    Im Gesicht des Jungen änderte sich noch immer nichts. Er schwieg.
    Allen starrte ihn verblüfft an. Dann sagte er: »Hank hat mit Leichtfuß gearbeitet, daher ist mein kleiner Champion fit. Alles, was dir zu tun bleibt, ist, ihn in den nächsten Tagen hier ein wenig zu reiten, damit du mit ihm vertraut wirst. Du wirst ihn liebenlernen, Mac.«
    Die Lippen des Jungen bewegten sich kaum, als er antwortete: »Ich liebe ihn jetzt schon, Chef, aber reiten kann ich ihn nicht.« Er sah, daß Allens freundliche Miene sogleich verschwand. Es war, als ob eine Maske darüberfiel, die Enttäuschung und Verwirrung verriet. Aber er konnte den kleinen Hengst einfach nicht unter den Augen von zehntausend Zuschauern reiten. Einer von ihnen würde ihn sicher erkennen als das, was er war—ein Dieb. Und dann mußte er fliehen. Er fühlte, daß Allen ihn nicht zwingen würde, Leichtfuß zu reiten, denn für Allen bedeutete es ja einen großen Vorzug, den kleinen Hengst reiten zu dürfen. Einem widerwilligen Reiter würde er ihn nie anvertrauen.
    »Gut, dann nicht!« sagte Allen schroff und wandte sich ab. Die Sache war für ihn abgetan. »Falls jemand nach mir fragen sollte, ich fahre in die Stadt und komme erst am Nachmittag zurück«, fügte er kurzangebunden hinzu. Der Junge ging quer durch die Koppel zu seinem Hengst, der die Zunge weit aus dem Maul streckte, damit er daran ziehen sollte. Dieses Spiel hatten sie die ganze Woche schon miteinander gespielt, es war ihm wie dem Pferd altvertraut. Wann nur und wo hatten sie es früher schon miteinander getrieben?
     
    In Leesburg stand am selben Tag Goldie, das Maultier, am Zaun vor dem Gebäude, in dem sich das Handelshaus und die Post befanden. Es hielt die Augen geschlossen und ließ die langen Ohren hängen, und es kümmerte sich keinen Deut um die struppigen Indianerponies, die vor kleine zweirädrige und etwas größere vierrädrige Wagen gespannt waren. Auch das laute Gedudel der Musikbox, das aus dem einige Häuser weiter weg gelegenen Gasthaus kam, störte es nicht. Endlich tauchte Gordon aus dem Laden auf; er trug ein schweres Paket, das er vor Goldie niederlegte. »Da haben wir was zu lesen«, sagte er. »Ich will nur noch schnell eine Tasse Kaffee trinken; dann machen wir uns auf den Heimweg. Ich lade dir das hier noch nicht auf; aber paß darauf auf.«
    Goldie öffnete nicht einmal die Augen.
    Gordon ging die Straße hinunter bis zu dem Gasthaus und trat ein. Einige Männer saßen an der Theke. Er nickte ihnen im Vorbeigehen zu und ging zu einem der einzelnstehenden Tische; da sah er Cruikshank auf dem letzten Hocker an der Theke sitzen. Er nickte auch ihm zu, und der Pferdehändler nickte zurück.
    Als er seinen Tisch erreicht hatte, nahm er Platz. Jemand, der vor ihm hiergewesen war, hatte eine Zeitung liegenlassen. Gordon ergriff sie und stellte fest, daß es ein in Phönix erscheinendes Blatt und acht Tage alt war. An den Neuigkeiten war er nicht interessiert, aber er suchte auf den hinteren Seiten, ob sie nicht ein Kreuzworträtsel enthielten. Seine Augen leuchteten auf, als er eins entdeckte.
    »Was willst du haben, Gordon?« fragte der Gastwirt.
    »Kaffee und ein paar Spiegeleier. Kannst du mir vielleicht einen Bleistift leihen,

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