Blitz bricht aus
Er haßte sie alle für das, was sie ihm angetan hatten; den Sheriff, Gordon, den Jungen, am meisten aber Allen. Und es konnte sein, daß die Notiz ihm eines Tages die Möglichkeit geben würde, Allen schwer zu treffen, denn er hatte gehört, was dieser über den Jungen gesagt hatte. Vor sich hinmurmelnd verließ er das Restaurant.
Das zerrissene Zeitungsblatt blieb auf dem Tisch liegen. Auf einer anderen, nicht zerrissenen Seite stand ebenfalls eine einen jungen Burschen betreffende Notiz; sie war kürzer und betraf eine Sache, die längst keine Neuigkeit mehr war.
ENDE DER SUCHE NACH ALEC RAMSAY
Jackson Hole (Wyoming).—Die Suche nach Alec Ramsay und seinem berühmten Hengst Blitz wurde heute eingestellt, weil die Nachforschungen im ödesten und rauhesten Teil Wyomings, die länger als einen Monat fortgesetzt worden sind, nicht den geringsten Erfolg hatten. Es besteht leider keine Hoffnung mehr, den jungen Mann und sein Pferd lebend aufzufinden.
Der Wirt trat an den Tisch, um ihn zu säubern. Er nahm die alte Zeitung, knüllte sie zusammen und warf sie in den Papierkorb.
FÜNFZEHNTES KAPITEL
Der fliegende Schatten
Gordon stieg zu Allen in den Dogcart. Allen wendete und fuhr die Straße entlang. Sie waren längst außerhalb der Stadt, bevor er wieder zu sprechen begann. »Ich grüble immer noch darüber nach, warum der Junge Leichtfuß nicht reiten will. An sich ist es ja nicht wichtig, denn im Vorjahr habe ich ja auch einen mir bis dahin fremden Jockey genommen, und wir haben gewonnen. Aber ich habe immer jemand gesucht, der bei mir auf der Ranch arbeitete und dem ich dann Leichtfuß anvertrauen könnte. Larom ist als Rennreiter zu schwer. Der Junge hätte genau das richtige Gewicht; überdies ist er der geborene Reiter. In Gedanken sah ich ihn schon siegen. Wahrscheinlich trifft mich seine Weigerung deshalb so schwer.«
Gordons Augen ruhten auf den Pferden. Er glaubte zu wissen, warum McGregor nicht in Preston reiten wollte: er hatte Angst, von der Polizei erkannt zu werden. Gordon dachte wieder an die Zeitungsnotiz. Jetzt handelte es sich nicht nur um einen Raubüberfall, jetzt lautete die Anklage auf Mord. Der Junge hatte zwar für die Täter nur Schmiere gestanden, aber Beihilfe zum Mord war eine böse Sache. Und eine Anklage auf Mithilfe nach der Tat ebenfalls. Diese Anklage drohte ihm jetzt, wenn die Polizei erfuhr, daß er Bescheid gewußt hatte. Gordon rutschte unbehaglich auf seinem harten Sitz hin und her. Er wünschte dringend, er hätte die Zeitung nicht gefunden, und noch dringlicher, er hätte diesen McGregor damals nicht aufgelesen! Er wollte nicht in diese abscheuliche Geschichte verwickelt werden Doch wie in aller Welt konnte er sich jetzt noch draußenhalten, wenn er der einzige war, der den Aufenthaltsort des Jungen kannte. Warum fuhr er eigentlich mit zur Ranch? Warum wollte er McGregor sprechen? Wollte er ihm Zureden, sich der Polizei zu stellen? Ja, das hatte er im Sinn gehabt, als er zu Allen gesagt hatte, er wolle gern mit dem Jungen reden. Aber was nützte ihm das? Dann kam seine Rolle im Spiel sogleich zutage. Dann wäre es viel gescheiter gewesen, direkt zum Sheriff zu gehen und Anzeige zu erstatten.
»Du bist erstaunlich schweigsam, Gordon«, bemerkte Allen.
»Ich denke nur nach«, antwortete Gordon.
»Überlegst du, wie du den Jungen bereden könntest, doch für mich zu reiten? Immerhin ist er ja dein Freund und wird auf dich hören.«
»Er ist nicht mein Freund«, erwiderte Gordon ärgerlich, »ich habe dir doch gesagt, daß ich nichts von ihm weiß.«
»Nanu? Du brauchst doch nicht gleich gekränkt zu sein. Ich meine doch nur, du könntest ihn vielleicht dazu bewegen, seinen Sinn zu ändern. Immerhin hat er doch bei dir gelebt, bevor ich ihn einstellte.«
Gordon sah Allen nicht an. »Ich habe ihn hilflos in der Wüste gefunden. Er war durchs Land getrampt und hatte sich verirrt.«
»Die Wüste ist ein merkwürdiger Ort zum Trampen«, gab Allen zurück, »alles, was diesen Jungen betrifft, ist merkwürdig.« Er schnalzte, und die Pferde liefen gehorsam schneller, die sandige Straße entlang.
Allen sagte nichts weiter, Gordon war froh darüber. Er wünschte, daß andere Leute den Jungen erkennen würden, er wollte unbeteiligt bleiben. Wenn die Anklage nicht auf Beihilfe zum Mord lauten würde, hätte er die ganze Angelegenheit beiseite schieben können, um dem Jungen eine Chance zu geben, denn er hatte ihn gern. Aber so wie die Dinge lagen, mußte
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