Blitz bricht aus
ist es nicht, aber groß, unglaublich groß.«
»Demnach habt ihr ihn eingefangen?«
»Jawohl, aber das Sonderbare daran ist, daß der Junge ihn zuerst fand und es uns nicht wissen lassen wollte. Wir wären auch tatsächlich umgekehrt, wenn Hank nicht dabeigewesen wäre, der sofort erkannte, daß der Junge schwindelte, als er erklärte, der Hengst sei nicht mehr da.«
»Das ist doch aber seltsam, daß er wegen einer solchen Sache gelogen hat.«
»Sehr eigentümlich ist das, selbstverständlich. Aber die Geschichte geht noch weiter. Der Junge hat den Wildhengst gezähmt, ehe wir kamen. Als wir ihn mit seinen Stuten in der Falle hatten, ging Mac einfach hin zu dem Wildhengst, legte ihm einen Halfter an und führte ihn auf die Ranch.« Gordon starrte ihn an. »Kaum zu glauben! Klingt wie ein Märchen«, sagte er schließlich. »Hier und da bin ich mal oben im Gebirge einer kleinen Wildpferdherde begegnet, aber kein Mensch wäre imstande gewesen, dem Hengst auch nur nahe zu kommen.«
Allen schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Das meine ich auch. Aber Hank behauptet, es gäbe solche Fälle.«
Gordon schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich«, erklärte er. »Dabei sind andere Dinge im Spiel. Und der Hengst ist jetzt auf deiner Ranch?«
»Gewiß! Komm mit und überzeuge dich!« sagte Allen. »Übrigens ist da noch etwas, was mich noch mehr verwundert als die Geschichte mit dem Hengst. Ich habe dem Jungen die Möglichkeit geboten, Leichtfuß nächste Woche beim Rennen in Preston zu reiten, und er hat es abgelehnt! Rundweg! Klar und deutlich. Selbstverständlich hätte ich es ihm befehlen können, aber das mag ich nicht. Dafür ist mir Leichtfuß zu lieb. Ich nahm an, ich böte dem Jungen eine Riesenchance, die er mit Wonne ergreifen würde, und er hat mich abfahren lassen! Warum? Ich begreife es nicht. Ich hatte fest mit ihm gerechnet, sobald ich ihn reiten sah. Er ist der geborene Rennreiter, das sieht jeder an der Art, wie er auf einem Pferd sitzt.«
Gordons buschige Augenbrauen hoben sich wieder. »Schildere mir doch mal, wie er auf einem Pferd sitzt?«
»Mit kurzen Steigbügeln, jedoch nicht so kurz, daß er das Gleichgewicht oder die Kontrolle verlieren würde. Außerdem vorwärtsgelehnt, hinter dem Genick des Pferdes. Du weißt doch sicher, wie die meisten Jockeys reiten? Oder hast du nie ein Rennen gesehen, ehe du hierherkamst?«
»Doch, darüber weiß ich Bescheid«, erwiderte Gordon und sah Allen nachdenklich an. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Ich hätte gern einmal mit dem Jungen gesprochen.«
»Dann komm gleich mit mir, ich hab’ meinen Dogcart draußen; hernach kann dich dann jemand in die Stadt zurückbringen.«
Sie verließen beide das Gasthaus.
Sobald sie außer Sichtweite waren, schob Cruikshank seinen hageren Körper von dem Hocker und ging zu dem Tisch, an dem Gordon mit Allen gesessen hatte. Die Zeitung war liegengeblieben. Er nahm sie auf und las die Notiz, die Allens Bleistift wieder und wieder umrandet hatte. Cruikshank hatte die Veränderung, die beim Lesen in Gordons Gesicht vor sich gegangen war, genau beobachtet. Die Notiz lautete:
JUGENDLICHER VON DER POLIZEI GESUCHT!
HAT MÖRDERN GEHOLFEN!
Phoenix.—Die Suche nach dem Jungen, der an dem schon früher gemeldeten Raubüberfall auf eine Gastwirtschaft in Salt Lake City beteiligt war, wird in Arizona fortgesetzt , und zwar mit erhöhtem Einsatz da der bei dem Überfall verletzte Kassierer inzwischen verstorben ist. — Alle staatlichen und städtischen Polizeiposten sind alarmiert worden, da zu vermuten ist, daß der Junge versuchen wird, über die Grenze nach Mexiko zu entkommen. Die Personalbeschreibung lautet: Alter 16 bis 18 Jahre, etwa 1,70 Meter groß, rothaarig und schlank. — Die drei Verbrecher, für die der Bursche Schmiere gestanden hat, sind bald nach dem Überfall von der Polizei ergriffen worden und erwarten ihre Aburteilung. Die Anklage lautet jetzt auf Mord.
Cruikshank las die Beschreibung des Jungen noch einmal. Seine Augen waren wach und böse. Er wußte, warum Gordon erschrocken war, als er die Notiz las—er kannte den gesuchten Burschen, und er—Cruikshank—kannte ihn auch. Seine langen, knochigen Hände zitterten, als er die Notiz aus der Zeitung herausriß. Ein Stück des Kreuzworträtsels auf der Rückseite wurde mit herausgetrennt. Er schob den Papierfetzen in die Tasche, denn er wollte sein Wissen erst verwerten, wenn der Schlag seine Gegner am schärfsten treffen würde.
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