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Blitz der Hengst des Sonnengottes

Blitz der Hengst des Sonnengottes

Titel: Blitz der Hengst des Sonnengottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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nächste grelle Feuerblitz auf.
    Vorsichtig bewegte sich Alec Schritt für Schritt auf das Licht zu, das ihn hierhergeführt hatte. Er trat in einen kleinen Raum, dessen Decke viel höher war als die der andern Höhlen. In der Mitte des Bodens gab es eine Vertiefung, deren Rand von der Hitze des Feuers zerfetzt war. Gerade eben verstärkte sich das Glühen wieder, das Loch verwandelte sich in einen brodelnden Kessel und strahlte so durchdringend, daß Alec sich abwenden mußte. Wenig später fiel das Feuer in sich zusammen, und nun war Alec ganz sicher, daß er sich vor ihm nicht zu fürchten brauchte. Indianer mochten vielleicht glauben, daß nur Götter solche Feuer erschaffen konnten, Alec aber wußte, daß fast die ganze Landschaft um ihn herum vulkanischen Ursprungs war. Was er hier vor sich hatte, war ganz einfach eine Falte in der Erdkruste. Und ein Öl- oder Kohlelager, das dicht unter der Oberfläche brannte, mochte die Ursache des Feuers sein.
    Jetzt zweifelte Alec nicht mehr daran, daß er die heilige Stätte eines alten Indianervolkes betreten hatte. In die Wände der kleinen Höhle waren seltsame, phantastische Gestalten und Gesichter eingeritzt, und den Zugang auf der anderen Seite stützten gewaltige Pfeiler aus behauenem Stein.
    Der Weg dorthin war von vielen tausend Füßen ausgetreten worden. Und das war ein sicherer Hinweis darauf, daß dieser Gang in die Außenwelt führen mußte. So schnell er konnte, lief Alec darauf zu und hoffte von ganzem Herzen, daß er und sein Pferd nun bald befreit sein würden.
    Aber kaum hatte er einige Schritte getan, als er wie angewurzelt stehenblieb, weil er glaubte, draußen ein Geräusch zu hören. Er hielt den Atem an und lauschte. Da war es wieder. Ob seine Ohren ihm einen Streich spielten? Er hätte es schwören können, von weither eine schwache menschliche Stimme zu vernehmen. Langsam und unendlich vorsichtig schlich er weiter und fühlte, wie der Boden unter seinen Füßen anstieg, während das Licht vor ihm immer heller wurde. Dann beschleunigte er seine Schritte, denn der Gang verbreiterte sich und endete schließlich vor einer großen Öffnung.
    Vor dem Loch angekommen, blieb Alec erschrocken, stehen, denn er konnte kaum glauben, was er sah. Er schaute in einen Raum vom Umfang einer Kathedrale. Durch eine röhrenförmige Öffnung hoch über ihm fielen die leuchtenden Strahlen der Nachmittagssonne herein und durchfluteten den riesigen, ovalen Raum. Am meisten aber fesselten Alec die zahlreichen Felsenwohnungen in den gegenüberliegenden Wänden.
    Ein klarer Bach floß mitten durch die Felsenkammer. An seinen Rändern wuchs feuchtes Gras. Blitz schnaubte beim Anblick einer so üppigen Weide und bewegte sich rasch darauf zu.
    Alec bemerkte nicht, daß der Hengst nicht mehr an seiner Seite war, denn sein suchender Blick war auf einen alten Indianer gefallen. Dieser Indianer war ganz und gar lebendig und saß mit gekreuzten Beinen auf einem Lagerplatz. Er streckte Alec seine ausgebreiteten Arme entgegen, und in seinem Gesicht mischten sich große Freude und große Traurigkeit. Alec rührte sich nicht, denn jetzt traute er seinen Ohren nicht.
    »Mein ganzes Leben habe ich auf dich gewartet«, rief der alte Indianer. »Und nun endlich bist du gekommen!«

    FÜNFZEHNTES KAPITEL

Das auserwählte Volk

    Noch immer stand Alec an derselben Stelle, während der alte Indianer ihn mit seinen knorrigen Händen zu sich winkte und in einer tiefen Stimme verkündete: »Der Himmel hat sich geöffnet! Der Himmel hat sich geöffnet!«
    Alec starrte in das dunkle, verwitterte Gesicht, von der sonderbaren Begrüßung vollkommen überwältigt. Noch niemals hatte er ein menschliches Antlitz gesehen, das so von tiefem Schmerz gezeichnet war. Der alte Mann sah aus, als ob er hundert Jahre alt wäre. Sein langes, geisterhaft weißes Haar war mit Adlerfedern geschmückt, und sein Körper machte den Eindruck, jeden Augenblick zu zerbrechen. Dennoch glühten seine kleinen Augen von einem Gefühl der Erwartung, das das Erscheinen des jungen Weißen ausgelöst haben mußte.
    Alec schaute prüfend in die Augen des alten Mannes. Es fiel ihm auf, wie sehr sie denen des Indianerknaben ähnelten. War dies etwa Alphs alter Vater, der Häuptling seines Stammes? Und wenn, was tat er dann hier in der Tiefe der Felsenkammer?
    Der alte Mann winkte immer noch mit seinen dürren Armen und wiederholte die Worte: »Der Himmel hat sich geöffnet! Der Himmel hat sich geöffnet!«
    Langsam trat Alec

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