Blitz der schwarze Hengst
ich
diesmal bezahlen.«
»Das ist nicht nötig, Henry. Vater will mir
einen regelmäßigen Lohn geben, weil ich mich verpflichtet habe, Hausarbeit zu
verrichten.«
Henry lächelte. »Fein, wir werden nämlich alles
Geld brauchen, was wir kriegen können. Es kostet ein ganz hübsches Sümmchen,
ein Pferd zu halten und es zum Rennen vorzubereiten; das wirst du bald merken.
Mit Futter dürfen wir nicht geizen. Darum wollen wir wie richtige Partner
miteinander arbeiten. Los, nimm das Geld und lauf zum Laden.« Damit drückte er
dem Knaben das Geld in die Hand.
Alec blickte von dem alten Jockey zu dem Hengst.
»Einverstanden, Partner«, sagte er lächelnd.
Am folgenden Tage ging Alec zum erstenmal wieder
zur Schule. Robert Sample und Bill Lee, zwei Klassenkameraden, schlossen sich
ihm an, als er um halb eins die Schule verließ.
»Sag, was ist eigentlich Wahres an dem
Schiffbruch und allem übrigen?« fragte Robert neugierig.
»Ja, es stand gestern in der Zeitung — du wärst
sogar mit einem Pferd heimgekommen«, ergänzte Bill.
»Es ist die Wahrheit«, antwortete Alec. »Kommt
beide mit, dann zeige ich euch mein Pferd. Ich gehe jetzt ohnehin zum Stall.«
Schon von weitem erblickten sie Henry beim
Stall.
»Du hast also Zuschauer mitgebracht?« bemerkte
er, als sie beim Stall ankamen.
Robert und Bill schauten über die Wiese, wo
Blitz in einem Winkel weidete. »Alle Wetter!« sagten beide zugleich.
Der Hengst hob den Kopf, als Alec ihn rief,
spitzte die Ohren und wieherte. Alec pfiff. Plötzlich galoppierte das Pferd auf
ihn zu. Robert und Bill blieben mit Henry zurück, während Alec auf die Mauer
zuging.
Blitz zögerte, als er die fremden Buben
wahrnahm. Er wieherte schrill und kehrte um. Henry brauchte Robert und Bill
nicht zu drängen, sich außer Sicht zu begeben. Sie liefen in den Stall; ihre
Augen strahlten vor Begeisterung. »Hast du das gesehen?« stieß Robert hervor.
»Mensch, das ist das größte Pferd, das mir
jemals zu Gesicht gekommen ist, und was für wütende Augen es hat!« antwortete
Bill. Sie schauten beide zum Stallfenster hinaus.
Blitz sprengte auf Alec zu, der ihm auf der
Wiese entgegenging. »Zurück, Alec!« rief Henry. »Wenn er nicht langsamer wird,
kann er dich verletzen!«
Alec ließ sich nicht beirren. Der Hengst
donnerte auf ihn zu. In fünf Meter Entfernung schwenkte er ab und sauste knapp
an dem Jungen vorbei. Er rannte zur Mauer, machte kehrt und galoppierte wieder
auf Alec zu. Wie zuvor schwenkte er ab. »Geh lieber dort weg, Alec!« warnte
Henry.
»Er will ja nur spielen«, rief Alec über die
Schulter. »Das haben wir auf der Insel immer gemacht. Es ist wie Fangenspielen.«
»Ja, wirklich, es ist lustig«, stellte Henry
fest und sah zu, wie Alec dem Pferd nachlief, bis er es in einem Winkel stellen
konnte. Blitz bäumte sich und stampfte den Boden. Er wich zur einen Seite aus,
dann zur anderen. Alec näherte sich ihm langsam mit ausgebreiteten Händen.
Blitz schnaubte; die lange Mähne fiel ihm über die Augen. Unvermittelt lief
Alec auf ihn zu. Blitz wirbelte herum und brach seitwärts aus. Alec holte aus
und versetzte ihm einen Klaps aufs Hinterteil. Das Pferd galoppierte zur Mitte
der Wiese, drehte sich um und blickte zurück, wobei es den Kopf schüttelte.
»Das sind zwei!« sagte Henry zu sich selbst.
Blitz griff Alec abermals an und schwenkte ab,
als er nahe daran war, ihn umzurennen. Zehn Minuten lang sah Henry dem
seltsamsten Spiel zu, das er jemals beobachtet hatte, und allmählich begriff er
das merkwürdige Verstehen, das sich zwischen dem wilden Hengst und dem Knaben
entwickelt hatte.
Kurz darauf kam Alec zu ihm. Sein Hemd war
feucht von Schweiß, und seine blauen Augen funkelten vor Freude. »Sehen Sie,
Henry«, sagte er, »er wollte nur spielen. Schauen Sie nur, gibt es wohl etwas
Herrlicheres?« Blitz galoppierte rings um die Wiese. Seine Mähne flatterte im
Winde, und als er sich ihnen mit kraftvollen Sprüngen näherte, erbebte der
Boden. Er sauste vorbei. Henry sprach kein Wort mehr, bis der Hengst am anderen
Ende der Wiese haltmachte, herumwirbelte und auf sie zurückblickte. »Nein«,
sagte er, »so etwas habe ich noch nie gesehen, nicht einmal bei Chang.«
Nach kurzem Schweigen fuhr er fort: »Ich habe
meinem Freund vom Jockeyklub geschrieben, ihm die Lage auseinandergesetzt und
ihn gefragt, ob es irgend eine Möglichkeit gibt, die Abstammung des Hengstes zu
ergründen. Er ist Vollblut, so wahr ich etwas von Pferden verstehe, und so
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