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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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davon zu überzeugen, dass die Magie erneuert werden müsse. Das hat ihn dann das Leben gekostet!«
    »Unsinn!«
    »Man hat ihn umgebracht, Shen. Dieser Wahrheit musst du ins Gesicht sehen. Und das waren nicht die Nekromanten aus Sdiss, sondern die Schreitenden aus dem Imperium, die in ihm eine Gefahr für die lichte Magie sahen.«
    Daraufhin erzählte ihm Lahen die gleiche Geschichte, die sie vor Kurzem auch mir anvertraut hatte. Shen fauchte zwar unablässig wie eine wütende Katze, verbot ihr aber nicht das Wort.
    »Das ist Unsinn!«, wiederholte er am Ende trotzdem.
    »Wenn du meinst«, erwiderte Lahen völlig gelassen. »Von mir aus kannst du glauben, was du glauben willst. Nur wirst du deinen Funken dann nie zuverlässiger kontrollieren können. Du bist ein Heiler, genau wie der Skulptor. Der Heiler Shen ist heute keinen Deut besser als der Heiler Cavalar in seiner Jugend. Seine Meisterschaft konnte sich erst entfalten, als er die lichte
und
die dunkle Seite seiner Gabe gebrauchte. Erst danach wurde Cavalar zum Skulptor. Genauso war es mit Talki, auch wenn die beiden am Ende unterschiedliche Wege wählten. Genauso wird es mit dir sein, Shen. Solange du nicht auch Kraft aus dem Reich der Tiefe schöpfst, bleibt dir durchschlagender Erfolg versagt.«
    Shen wickelte sich in seinen Umhang ein und drehte sich der Felswand zu. Lahen und ich sahen uns an. Sie lächelte traurig.
    »Du hast dieses Gespräch aus einem bestimmten Grund angefangen, oder?«, flüsterte ich, damit Shen uns nicht hörte, und stocherte mit einem Ast in den glimmenden Kohlen.
    »Ehrlich gesagt, weiß ich nicht genau, warum ich davon angefangen habe. Er sollte die Wahrheit erfahren. Oder zumindest das, was ich für die Wahrheit halte.«
    »Und du hast dich nicht geschämt, die wunderbare Märchenwelt dieses Jungen zu zerstören?«
    »Vielleicht versteht er jetzt, dass die Welt kein Märchen ist. Kleine Jungen müssen erwachsen werden, sonst überleben sie nicht.«

Kapitel
16
    Die ganze Nacht suchten mich Albträume heim.
    Typhus wartet an den Piers auf mich. Ich spüre ihren sengenden Blick, weiß, dass ich fliehen muss, kann mich jedoch nicht vom Fleck rühren, weil um mich herum ein fürchterlicher Sturm tobt und …
    In der Ferne dräut ein dunkler, schwarzblauer Horizont. Schwere Wolken, die wie übergroße Schädel aussehen, bewegen sich auf Ceyra Asani zu. Sie stürzt barfuß über ein endloses Feld, auf dem hoher Wermut wächst. Über dem Haar der Mutter liegt ein schwerer weißer Schleier, statt der üblichen Tracht der Schreitenden trägt sie ein Bauernhemd, das ihr bis zu den Knöcheln reicht und auf dem unzählige rote Flecken prangen. Aus einem Mundwinkel rinnt ihr unablässig Blut.
    Der Wind geht so stark, dass sich der Wermut verängstigt zu Boden duckt. Als eine scharfe Böe Ceyra den Schleier vom Kopf reißt, sehe ich, dass ihr Haar die gleiche Farbe zeigt wie das der Verdammten Cholera: kupferrot. Und es ist auch genauso widerspenstig wie das von Ghinorha.
    Ein blendend weißer Blitz schießt vom Himmel und schlägt unmittelbar vor der Mutter ein. Ceyra fällt ins Wermutkraut. Die Wolken schieben sich vor die Sonne, dichtes Dämmerlicht liegt über der Welt. Dann hagelt es purpurrote Funken vom Himmel. Als ich genauer hinsehe, begreife ich, dass es keine Funken sind, sondern Milliarden feuriger Schneeflocken. Sie segeln auf den Wermut. Sofort züngelt eine Flamme hoch, die wie ein tosender Fluss über das ganze Feld rauscht, von Horizont zu Horizont, und den Körper der Mutter verschlingt. Mit einem Mal donnert es. Ich meine, in dem Grollen ein Lachen oder aber ein Weinen zu hören. Vielleicht auch beides zugleich. Aus irgendeinem Grund bin ich mir sicher, dass es von Typhus kommt und …
    Ich befinde mich in einem schlecht beleuchteten Raum. Auf einem massiven Tisch brennt ein Kerzenstumpen nieder. Er verströmt ein fahles Licht, das an die erste Morgensonne denken lässt. Doch mit einem Mal färbt sich die Flamme purpurrot, züngelt auf, beleckt die Decke. Jetzt erkenne ich, dass Yola am Tisch sitzt. Hinter ihr steht mein alter Bekannter Garrett.
    »Pass auf! Dir bleibt nicht mehr viel Zeit!«, krächzt die Ye-arre. »Finde sie! Und zwar schnell!«
    Wen?, will ich Yola fragen, bringe jedoch kein Wort heraus.
    Vor ihr sind Karten ausgebreitet. Der Schlüssel und der Wahnsinnige liegen in der Mitte. Die vielen Karten um sie herum sind bereits alle aufgedeckt. Doch die wichtigste von ihnen, die, von der Yola gesprochen hat,

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