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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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behandeln?!«
    »Das fällt dir doch nicht schwer, oder?«, stichelte ich.
    »Doch, das tut es«, antwortete Lahen an seiner Stelle. »Sehr schwer sogar, mein Liebster. Wenn du deinen eigenen Funken nicht kontrollieren kannst, wenn du nicht weißt, ob du diesmal wirklich mit ihm in Verbindung treten kannst, dann verwandelt sich jede Heilung in pure Marter.«
    Shen schnaubte und machte ein Gesicht, als hätten wir ihn gezwungen, einen ganzen Schober bitteren Sauerampfers zu verspeisen.
    »Willst du etwa behaupten, das stimme nicht?«, fragte Lahen ihn.
    »Es können schließlich nicht alle so begabt sein wie du!«
    »Bist du jetzt auf mich wütend oder auf dich selbst? Weder das eine noch das andere wäre angebracht. Wenn du jemandem grollen solltest, dann denjenigen, die dich ausgebildet haben.«
    »Die haben damit gar nichts zu tun.«
    »Jetzt pass mal auf, mein Junge: Du bist ein
Heiler!
Du verfügst über einen Funken, der höchst selten ist! Da gibt es endlich wieder einen Mann, der dieselbe Gabe besitzt wie der Skulptor – und was bringen die Schreitenden einem solchen Mann bei?! Sie haben zu viel von dem vergessen, was niemals hätte in Vergessenheit geraten dürfen! Und wie sie einen männlichen Heiler ausbilden müssen, das haben sie ohnehin nie gewusst. Selbst die Heilerinnen, die ihre Ausbildung im Regenbogental genossen haben, bringen nur einen Bruchteil dessen zustande, was die Verdammte Lepra vermag. Ich will deine Lehrerinnen nicht anklagen. Sie haben getan, was in ihren Kräften steht. Nur reicht das für einen Heiler eben nicht aus. Widersprich mir nicht, ich weiß das genau. Ghinorha hat mir all das haarklein erklärt. Selbst ein Blinder sieht, wohin dich deine Ausbildung gebracht hat. Du bist auf halbem Wege stecken geblieben. Du bist mit der Nase gegen eine Wand gelaufen, die nicht einmal Ceyra Asani unter Aufbietung all ihrer Kräfte einreißen könnte. Du bist nicht imstande, zuverlässig über deinen Funken zu gebieten. Nie kannst du dir sicher sein, ob du mit deiner Gabe in Verbindung trittst, wenn du sie anrufst. Deshalb hängst du von ihren Launen ab. Und das tut mir aufrichtig leid.«
    Shen bot ein Bild des Jammers. Offenbar sprach Lahen nur aus, was er selbst schon mal gedacht hatte. »Aber den Skulptor muss doch auch jemand ausgebildet haben«, brachte er schließlich heraus.
    »Ja – im Gebrauch des lichten Funkens. Und genau wie du hat er in den ersten dreißig Jahren seines Lebens nicht allzu viel zustande gebracht. Was ist? Wusstest du das nicht?«
    »Nein.«
    »Das erstaunt mich kaum. Nach dem Dunklen Aufstand sind fast alle alten Chroniken und Abhandlungen zur Geschichte der Magie in unserer Welt einem Feuer zum Opfer gefallen. Ob das nur ein unglücklicher Zufall war oder ob jemand der Ansicht gewesen ist, die Biografie des Skulptors solle in Vergessenheit geraten, das wird wohl ein Geheimnis bleiben. Wie hat Ghinorha es immer ausgedrückt? Die Geschichte ist ein fragiles Gebilde. Du brauchst bloß die alten Chroniken zu vernichten, dann wird binnen hundert Jahren niemand mehr wissen, was sich in der Vergangenheit tatsächlich zugetragen hat.«
    »Du lügst.«
    »Weshalb sollte ich das tun?«, fragte sie barsch. »Der Skulptor war so lange ein durchschnittlicher Schreitender, bis er sich jener Form der Magie zugewandt hat, die im Imperium nur im Geheimen bestehen konnte. Du weißt, worauf ich anspiele?«
    »Ich bin ja kein Dummkopf! Aber dieses Geschwätz werde ich nie im Leben glauben. Der Skulptor soll über den dunklen Funken geboten haben?! Dass ich nicht lache!«
    »Es spielt keine Rolle, ob du mir glaubst oder nicht. Aber wenn du etwas Verstand hast, lässt du dir meine Worte in aller Ruhe durch den Kopf gehen. Ich bin mir sicher, dass du mir dann recht gibst.«
    »Nehmen wir einmal an, du sagst die Wahrheit«, brachte Shen zögernd heraus. »Nehmen wir einmal an, der Skulptor
hat
über die dunkle Gabe verfügt. Wer hat ihn dann darin unterwiesen?«
    »Das weiß ich auch nicht. Vielleicht hat ihn jemand unterstützt, dessen Name heute nicht mehr bekannt ist. Angeblich ist er aber selbst dahintergekommen.«
    »Und du willst also allen Ernstes behaupten, die Schreitenden von damals hätten nicht bemerkt, dass der Skulptor über den dunklen Funken gebietet?«
    »Über Jahre hinweg ist ihnen das tatsächlich nicht aufgefallen. Irgendwann hat der Skulptor jedoch versucht, was auch die Abtrünnigen beim Dunklen Aufstand fünfhundert Jahre später versucht haben: die Schreitenden

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