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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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hässlich wie eine Vogelscheuche. Sie trat vor Lahen hin und sah ihr fest in die Augen, um anschließend ihrer Begleiterin zuzunicken.
    Alles klar. Sie hatte sich versichert, dass Lahen nach wie vor außerstande war, im Allerheiligsten der Schreitenden irgendeinen verhängnisvollen Zauber zu wirken.
    »Können wir dann gehen?«, erkundigte sich Shen bei ihr.
    »Ja«, antwortete sie und warf einen letzten Blick auf Lahen. »Benimm dich ja anständig, Mädchen.«
    Zahlreiche frei schwebende Wendeltreppen führten uns um durchscheinende Säulen herum, die aus einem mir unbekannten Stein bestanden. Im Licht der Sonne, deren Strahlen durch die Fenster fielen, funkelten sie zartrosa, fast wie das kostbare Bergkristall aus Urs. Diese Säulen waren hohl, und in ihrem Innern stiegen Luftbläschen zur Decke auf, um dort spurlos zu verschwinden.
    Irgendwann endeten die Treppen, doch die Säulen blieben. Das Ganze wirkte, als gingen wir durch einen Zauberwald. Oder liefen über den Meeresgrund. Dazu hätten nur noch Algen und Fische gefehlt. Einmal sah ich sogar nach oben, weil ich erwartete, dort eine glitzernde Wasserfläche zu sehen. Mein Blick stieß jedoch bloß auf eine schlichte Deckenbemalung.
    Dann kam noch eine Treppe, diesmal eine gerade. Wir stiegen sie hinauf, liefen durch eine Galerie und gelangten in einen Saal, dessen Boden unter unzähligen zartblauen Blumen versank. Diese wuchsen unmittelbar aus den Fliesen heraus und ließen nur einen schmalen Pfad frei, der mit gelben, abgetretenen Ziegeln ausgelegt war. Das Ganze nahm sich etwa so natürlich aus wie ein Krokodil in einem Nest der Ye-arre.
    »Das glaub ich nicht!«, rief Lahen. »Das sind echte Schneeglöckchen.«
    »Schneeglöckchen im letzten Sommermonat?«, fragte ich ungläubig zurück, musste dann aber erkennen, dass sie recht hatte. »Oh …! Das nenn ich mal originell.«
    »Soritha liebte diese Blumen«, erklärte Shen. »Dieser Saal ist ihr zu Ehren benannt.«
    »Wer kümmert sich denn um die Blumen?«, wollte Lahen wissen. »Ich meine, dass sie jetzt …«
    »Sie bedürfen überhaupt keiner Pflege«, fiel ihr Shen ins Wort. »Seit dem Dunklen Aufstand blühen sie ununterbrochen. Es heißt, der Turm selbst sei es, der für sie sorge.«
    »Angesichts all der Kraft, die diese Wände in sich aufgesogen haben müssen, nachdem hier an einem Tag einige Hundert Magier und Magierinnen gestorben sind, scheint mir das nicht weiter verwunderlich«, bemerkte Lahen.
    Schließlich blieben die Gardisten stehen – nur um dann schweigend und ohne noch einen Blick auf uns zu werfen in die entgegengesetzte Richtung abzuziehen. Die Schreitenden folgten ihrem Beispiel.
    »Ihr wartet hier«, verlangte Shen und wies auf eine Holzbank neben dem Pfad. »Ich bin gleich wieder da.«
    »Keine Sorge, wir hauen schon nicht ab«, beteuerte ich.
    »Als ob ihr das könntet«, blaffte er mich an. »Dieser Saal hat nur zwei Ausgänge, und vor beiden stehen Posten. Außerdem würdet ihr euch mit einer Flucht nur selbst schaden, denn wer sich hier nicht auskennt, kommt nicht weit. Das lässt der Turm nämlich nicht zu. Also setzt euch da hin, es dauert nicht lang.«
    Lahen und ich schwiegen, bis er aus unserem Blickfeld entschwunden war, dann beugte sie sich zu mir vor und flüsterte mir ins Ohr: »Ich glaube zwar nicht, dass uns hier jemand belauscht, aber trotzdem sollten wir besser leise reden. Unterbrich mich nicht. Ich habe immer Angst gehabt, über eine ganz bestimmte Sache mit dir zu reden. Auch wenn ich es vielleicht längst hätte tun sollen … Du weißt, wer zurzeit die Mutter der Schreitenden ist?«
    »Nein«, antwortete ich. »Um diese Dinge habe ich mich nie gekümmert.«
    »Das habe ich vermutet, deshalb lass es mich dir sagen. Ihr Name ist Ceyra Asani. Bevor sie Mutter wurde, hat sie die Schule der Schreitenden im Regenbogental geleitet. Das ist eine sehr gute Stellung. Die mit einer gewissen Macht einhergeht.«
    »Aber in dem Sessel hier im Turm sitzt es sich eben noch etwas weicher«, entgegnete ich.
    »Ganz genau«, sagte sie. »Vor sieben Jahren ist ihre Vorgängerin gestorben, woraufhin im Rat ein Kampf um die Blaue Flamme, das Insigne der Mutter, losbrach. Es gab zwei Anwärterinnen, die vom Rat etwa in gleichem Maße unterstützt wurden.«
    »Woher weißt du das denn alles?«, bemerkte ich.
    »Jemand hat mich in die damaligen Vorgänge eingeweiht«, antwortete sie. »Wer, das spielt keine Rolle. Denn dieser Jemand ist inzwischen lange tot.«
    Ich fragte sie

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