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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Urteil über euch fällt.« Dann wandte sie sich dem Dämonenbeschwörer zu. »Vielen Dank, dass Ihr Zeit für mich gefunden habt, Magister Giss. Ich bin mir sicher, Eure Darlegungen werden in den Herzen der Schreitenden aus dem Rat auf reges Echo stoßen. Jetzt würde ich mich mit Eurer Erlaubnis jedoch gern allein mit den Mördern einer unserer Schwestern unterhalten.«
    »Selbstverständlich, Mutter. Ich würde es nie wagen, Euch bei einem solchen Gespräch mit meiner Anwesenheit zu belästigen«, versicherte Giss und verneigte sich. Sobald die Schreitende nicht mehr auf ihn achtete, warf er uns abermals einen warnenden Blick zu, um sich dann gemessenen Schrittes zur Tür zurückzuziehen.
    Manche Menschen erstaunen einen doch immer wieder. Gut, die Geschichte in der Dabber Glatze und die gemeinsame Flucht vor den auferstandenen Toten hatten uns fest verbunden. Dennoch hätte ich nie damit gerechnet, dass er sich für uns verwenden würde.
    »Auch auf dich kann ich jetzt verzichten, Shen. Ich danke dir für deine Hilfe. Du darfst gehen.«
    »Herrin Asani«, begehrte Shen auf, »wäre es wirklich klug, euch mit den beiden allein …?«
    »Ich weiß, was du sagen willst«, fiel sie ihm sanft ins Wort. »Aber glaube mir, es besteht kein Grund zur Sorge. Also geh ruhig.«
    Als er noch immer zögerte, fügte sie mit stahlharter Stimme hinzu: »Geh, Schüler!«
    Shen wagte es nicht, sich dieser Aufforderung zu widersetzen, auch wenn sein Gesicht höchste Unzufriedenheit ausdrückte, und folgte Giss hinaus.
    Ich sah Lahen an und formte mit meinen Lippen das Wort »Schüler«. Daraufhin zog sie die Brauen kaum merklich hoch, um mir zu verstehen zu geben, dass diese Enthüllung für sie ebenso überraschend komme wie für mich. Wer hätte vor zwei Monaten schon ahnen können, dass der Medikus, der damals zusammen mit den drei Männern von Moltz in Hundsgras aufgetaucht war, sich zunächst als Heiler entpuppen würde, der die Verdammte Typhus beinahe umgebracht hätte, dann als Schreitender und nun als Schüler der Mutter selbst! Wie ein Lager der Ye-arre voller Stoffe steckte Shen voller Überraschungen.
    Ceyra Asani wartete, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, ehe sie uns wieder den Rücken zukehrte und zum Fenster hinausblickte. Obwohl sie zart und zerbrechlich wirkte, machte ich vorerst keine Anstalten, mich ihr zu nähern. Ein solcher Schritt wäre womöglich der letzte in meinem Leben gewesen. Also wollte er klug überlegt sein.
    Sie musste meine Gedanken gelesen haben, denn mit einem Mal gab sie in spöttischem Ton von sich: »Ich hoffe, du hast deinem Mann wenigstens ein paar Manieren beigebracht, Lahen? Mit den Fäusten auf die Mutter loszugehen, das wäre … ausgesprochen unklug.«
    Ich hatte den Eindruck, sie lachte – aber nicht über mich, sondern über Lahen.
    »Ein solch schändliches Verhalten käme uns nie in den Sinn, Herrin Asani«, versicherte Lahen. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, was es sie kostete, diese Leutseligkeit vorzutäuschen.
    »Genau davon gehe ich aus«, erwiderte die Mutter nach wie vor amüsiert. »Deshalb sind auch keine weiteren Ohren nötig, selbst wenn es die Ohren meines geschätzten Schülers sind. Shen ist hitzköpfig und glaubt, er könne mit dir fertig werden, Gijan, falls du dich dazu versteigen solltest … doch ein schändliches Verhalten an den Tag zu legen«, erklärte sie süffisant. »Aber mit jemandem, der im Sandoner Wald gewesen ist und dort die Hochwohlgeborenen getötet hat, wird niemand so schnell fertig. Was auch immer man über die Armee sagen mag, sie stählt die Soldaten auf eine unübertreffliche Art und Weise.«
    »Diese Worte schmeicheln mir, Herrin, aber Shen verfügt über die Gabe. Deshalb werde ich ihm nie etwas entgegenzusetzen haben, sollte es hart auf hart kommen.«
    »So, so.« Sie brach in schallendes Gelächter aus. »Hat deine Frau dir nicht erklärt, dass sich der Funke eines Heilers von den Funken anderer Schreitender unterscheidet? Oder von dem der Sdisser Nekromanten? Im Kampf richtet ein Heiler deswegen meist gar nichts aus. Meloth hat Menschen wie Shen für andere Zwecke geschaffen. Sie sollen heilen und etwas Neues aufbauen. Andere in ihrer Kunst unterweisen. Heiler sind nie als Kampfmagier in Erscheinung getreten. Das ist in ihrem Funken nicht angelegt. Nur der Skulptor stellte da eine Ausnahme dar. Das heißt, nein, für jene Heilerin und Verdammte, die im Volksmund Lepra heißt, gilt das ebenfalls. Auch sie vermag

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