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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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ihre Gabe in eine Waffe zu verwandeln.«
    Ach was! Wenn ein guter Heiler es nur wollte, gab er einen ebenso guten Mörder ab. Und Lepra hatte das offenbar inständig begehrt …
    Und was Shen betraf, so sollte die Mutter uns besser auch nicht für dumm verkaufen. Ich hatte nicht vergessen, wie überzeugend sich dieser Milchbart – wenn auch rein zufällig – einer Verdammten in den Weg gestellt hatte: Seine Lichtlanze hätte Typhus beinahe ins Reich der Tiefe geschickt. Deshalb sollte die Mutter mir doch bitte schön keine Märchen über die Harmlosigkeit ihres Schülers auftischen. Selbst wenn er nicht jederzeit Kampfzauber einsetzen konnte – ungefährlich war er nicht. Und wie hatte Lahen es ausgedrückt? Alles ist eine Frage der Ausbildung. Folglich hatte Ceyra Asani offenbar nicht die Absicht (oder das nötige Wissen) gehabt, ihn in der Kampfmagie zu unterweisen.
    »Und jetzt nehmt Platz! Uns steht ein langes Gespräch bevor.«
    Sie wies auf zwei Stühle, die einem Lehnstuhl mit hohem, geschnitztem Rücken und Intarsien aus Mammutknochen gegenüberstanden. Lahen hatte offenbar beschlossen, das brave Mädchen zu spielen, und leistete der Aufforderung unverzüglich Folge. Ich dagegen ließ mir wie stets Zeit, wenn es darum ging, einen Befehl auszuführen, und blieb trotz der warnenden Blicke meines Augensterns stehen.
    »Du glaubst wohl, meine Bitte gelte nicht auch für dich?«, wollte die Mutter mit kalter Stimme wissen, wobei sie die hellen Brauen zusammenzog.
    »Danke, ich stehe lieber.«
    »Setz dich!«, verlangte sie in einem Ton, als schlüge sie mit einer Peitsche zu.
    Daraufhin loderte auf ihren Handtellern die Blaue Flamme auf, in den Stuhl kehrte Leben ein – und er rammte sich mir von hinten in die Kniekehlen. Sobald ich auf ihn gesackt war, presste mich eine unsichtbare Kraft derart gegen die Lehne, dass es im Holz knirschte und dieses jeden Moment zu zersplittern drohte. Zusammen mit meiner Wirbelsäule. Etwas in der Art hatte ich schon einmal erlebt. Vor zwölf Jahren, als mich das Schicksal mit den Hochwohlgeborenen, genauer gesagt, mit einem ihrer Magier zusammengeführt hatte. Auch der hatte diesen Trick eingesetzt. Mit demselben Ergebnis.
    Damals wie heute hätte ich mir Angenehmeres vorstellen können.
    Dann erlosch die Flamme auf den Händen der Mutter, ohne den Seidenhandschuhen irgendeinen Schaden zugefügt zu haben. Endlich bekam ich wieder Luft. So viel also zu Ceyra Asani und ihrem Verständnis gegenüber auch nur der kleinsten Unbotmäßigkeit.
    »Warum müssen einige Männer nur immer ihre Sturheit unter Beweis stellen?«, fragte die Mutter in den Raum, als sie im Lehnstuhl uns gegenüber Platz nahm. »Aus irgendeinem Grund hatte ich angenommen, dass du umgänglicher sein würdest als andere Vertreter deines Geschlechts. Schade. Wirklich sehr schade. Doch ich hoffe, damit sind sämtliche Missverständnisse zwischen uns ausgeräumt.«
    Meine Rippen schmerzten erbärmlich. Lahen warf mir tödliche Blicke zu.
    Aber hol mich doch das Reich der Tiefe, das hatte ich einfach tun müssen!
    »Wunderbar«, sagte die bleiche Ratte, als ich nickte. »Es freut mich, dass du schnell lernst, Gijan.« Wie redete die denn mit mir? Als wäre ich ein Hund. Ein dummer, dreckiger, verflohter, bissiger Hund. Auf den Handschuhen tanzte schon wieder die Blaue Flamme. Angespannt wartete ich auf einen weiteren Angriff. Diesmal galt der Zauber jedoch nicht mir. Stattdessen zitterten die Wände des Saals kurz, fast, als lägen sie hinter einem Feuerwall.
    »Jetzt kann uns niemand mehr hören«, erklärte Ceyra lächelnd. »Ehrlich gesagt wollte ich bis eben nicht glauben, dass es mir tatsächlich vergönnt sein würde, mit so … interessanten Menschen zu sprechen. Die sich jahrelang äußerst geschickt jeder Verhaftung zu entziehen wussten. Selbst ich habe irgendwann geglaubt, die Mörder jener Schreitenden seien tot. Oder hielten sich so weit entfernt vom Imperium auf, dass es keinen Sinn hätte, sie einmal zu mir einzuladen. Ihr malt euch meine Verblüffung nicht aus, als ich dann erfuhr, dass ihr noch am Leben seid und einen Unterschlupf in der Nähe von Alsgara gefunden habt. Übrigens war es eine liebreizende alte Bäckersfrau, die mir davon erzählt hat.«
    Moltz! Das hättest du besser nicht tun sollen! Ich werde dir die Leber aus dem Leib reißen, sie Stumpf in den Mund stopfen und ihn zwingen, sie mit dem bittersten seiner Weine herunterzuspülen.
    Die blauen Augen der alten Hexe musterten uns

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