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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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brauchte sein Ich also nur jedes eigenen Wunsches zu entkleiden und ihm anschließend die Idee, sich etwas zu essen zu besorgen, ins Hirn zu pflanzen.
    Und tatsächlich verhielt sich ihr abgerichteter Hamster einwandfrei. Alles lief nach ihrem, Thias, Plan. Sobald Pork aufwachte, begab er sich zum Tor und passierte es, ohne dass die Schreitenden auch nur den geringsten Verdacht geschöpft hätten.
    Nun musste sie sich bloß noch einen Unterschlupf in der Nähe des Turms besorgen, in dem sie freilich niemand von denen entdecken durfte, die imstande waren, einen Funken zu spüren.
    Im Unterschied zu jüngeren Vierteln war die Hohe Stadt in den fünfhundert Jahren, seit Thia sie nicht gesehen hatte, unverändert geblieben. In diesem Teil Alsgaras fand sie sich mit geschlossenen Augen zurecht.
    In jenen fernen Tagen, als Rethar noch lebte, waren sie häufig hier spazieren gegangen und hatten den Park im südlichen Teil aufgesucht. Als die Straße schließlich in einen Platz mündete, wandte sie sich nach rechts. Die menschenleere Gasse führte zu einem Anwesen, das von einem niedrigen schmiedeeisernen Zaun gesäumt wurde. Dahinter erhob sich ein finsteres, über die Jahre grau gewordenes Haus. Die gigantischen Grohaner Eichen, die im Garten davor wuchsen, verstellten die Sicht auf das Gebäude fast völlig. Das hatten sie, diese unfreundlichen und bedrohlichen Bäume, auch vor fünfhundert Jahren schon getan …
    Im Haus fehlten die Fenster, und das Dach des Nordflügels war eingestürzt, obgleich dies Anwesen einst von den besten Schülern des Skulptors geschaffen worden war. Zu ihrer Ehrenrettung musste Thia jedoch einräumen, dass sich ein Haus, das über neunhundert Jahre leer stand, immer noch in einem ganz guten Zustand befand, wenn es nicht mehr zu bemängeln gab als ein teilweise eingestürztes Dach und zerschlagene Fenster. Da sahen jüngere Bauwerke ja häufig schlimmer aus, mehr noch, viele von ihnen bestanden mittlerweile nur noch in der Erinnerung. Dieses bedrohliche Trumm dagegen blickte noch immer mit den blinden Augen seiner Fenster auf die Stadt, die unter seinem mürrischen Blick zurückwich.
    Ganz Alsgara mied das Haus, weil die Menschen glaubten, in ihm liege ein Tor, das ins Reich der Tiefe führe. Dafür gab es eine schlichte Erklärung: Hundert Jahre nach dem Tod des Skulptors hatten einige Magier und Magierinnen versucht, sich den dunklen Funken gefügig zu machen. Die Geschichte endete in einem Desaster. Niemand überlebte. Der Turm erklärte das Anwesen daraufhin kurzerhand für verflucht, riss das Haus jedoch nicht ab, sondern ließ es stehen, als Mahnung für alle, die mit dem dunklen Funken liebäugelten. Bei jungen, unbedarften Magiern und Magierinnen zeigte diese besondere Form der Vogelscheuche tatsächlich eine überzeugende Wirkung. Thia war da keine Ausnahme gewesen. Mit stockendem Herzen hatte sie die grausamen Geschichten über diesen Ort vernommen und das Haus ebenso gefürchtet wie ein Gow den Duft der Girisblumen.
    Das änderte sich erst, als sie Rethar kennenlernte, denn er brachte ihr eine Wahrheit nahe, die ihr Leben fortan bestimmen sollte: Es sind unsere Ängste, aus denen wir Menschen uns unsere eigenen Ketten schmieden, oft genug sogar, ohne je in Erfahrung zu bringen, ob das, was wir fürchten, wirklich so schlimm ist. Deshalb schärfte er ihr ein: Lass dich nie durch deine Ängste fesseln …
    An einem verregneten Sommertag brachte Rethar, den das Ganze sichtlich amüsierte, sie, eine verängstigte junge Frau, dann zu diesem Anwesen, um sich mit ihr in den Schatten jener Grohaner Eichen zu stellen. Zu ihrer unsagbaren Verwunderung geschah nichts.
    Daraufhin nahm Rethar sie bei der Hand und führte sie ins Haus, durch alle Zimmer, damit sie sich selbst davon überzeugte, dass es hier außer ihnen niemanden gab. In einem großen, hellen Säulensaal, in dem die Marmorfliesen sie beide sogar noch durch die Schuhsohlen hindurch mit ihrer Kälte versengten, küssten sie sich das erste Mal …
    Vier Monate später fing Rethar an, sie darin zu unterweisen, wie sie den dunklen Funken anrufen konnte. Wie sie Zauber wirkte, von denen die meisten anderen nur träumten. Wie viel er ihr gegeben hatte …!
    Ein Teil ihres früheren Lebens war für immer in diesen grauen, von allen gemiedenen Mauern verblieben.
    Heute nun kehrte Thia an den Ort zurück, an dem sowohl ihre Macht als auch ihre erste und letzte Liebe in dieser Welt ihren Anfang genommen hatten. Sie blieb eine ganze Weile

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