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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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hatte Thia auch niemals etwas einzuwenden gehabt. Ein geschlagener, stets unterwürfiger Hund – das war nicht nur langweilig, das widerte sie an.
    Sie drückte Farids Kinn mit dem blutigen Finger des Toten hoch und zwang ihn, ihr in die fahlen, leblosen Augen zu sehen.
    »Wenn man dir eines nicht absprechen kann, dann ist es deine Fähigkeit, wie gedruckt zu lügen. Niemand durfte von meiner Ankunft in Alsgara wissen, Schüler. Und jetzt steh auf! Auf uns wartet jede Menge Arbeit.«

Kapitel
6
    Ga-nor saß in einem Pavillon, der im Schatten hoher Girisbüsche stand. Diese Pflanze galt den Menschen in Syn als heilig. Der Duft der großen roten Blüten vertrieb sämtliche Gowen und andere Dämonen – was auch erklärte, warum es im Haus von Giss so viele von ihnen gab.
    Er flickte mit einer großen Nadel geschickt den zerrissenen Ärmel seines Hemdes, dabei die Melodie eines eingängigen, frivolen Liedchens, das er Luk abgelauscht hatte, vor sich hin pfeifend. Innerlich machte er seinem Freund jedoch die schärfsten Vorwürfe, weil dieser schon wieder durch die Hafenschenken zog. Schließlich beendete er seine Arbeit, zupfte den Ärmel zurecht und verließ den Pavillon.
    Über einen mit Kalksteinen ausgelegten Weg spazierte er ins Herz des kleinen, anheimelnden Gartens. Inmitten all der Girissträucher lag ein kleiner Springbrunnen, dessen Rauschen mit dem Summen der Bienen, die sich am Nektar der Blüten laben wollten, verschmolz.
    Ga-nor wusch sich das Gesicht. Als er den Kopf wieder hob, sah er Luk, der langsam auf ihn zukam.
    »Wo bei Ug bist du gewesen?«, fuhr er ihn an.
    »Da platzt doch die Kröte!«, empörte sich Luk. »Bist du meine Mutter, dass ich dir Rechenschaft schulde? Stell dir vor, ich hatte verschiedene Dinge zu erledigen!«
    »Deiner Leichenbittermiene nach zu urteilen hast du jede Menge Geld verloren. Hast du schon wieder gespielt?«
    »Falsch. Ich habe versucht, die neuesten Neuigkeiten in Erfahrung zu bringen. Indem ich mit den Soldaten gesprochen habe.«
    »Mit anderen Worten: Du hast dein Glück beim Würfeln versucht.«
    »Das ist nun mal der einzige Weg, etwas aus ihnen herauszukriegen«, erwiderte Luk. »Und wenn du dich nicht nur mit dem Geschwätz, das du auf allen Plätzen zu hören bekommst, begnügen willst, musst du eben mit den Soldaten reden. Sicher, morgen weiß jeder Provinzköter davon … Jedenfalls ist die Lage folgende: Nachdem uns die Ye-arre verraten haben, stehen die Dinge an den Fronten derart schlecht, dass ich nicht für alle Soren des Imperiums in diesen Krieg ziehen möchte. Die Nabatorer haben den Linaer Moorpfad genommen und belagern Okny.«
    »Das wussten wir bereits vor zwei Wochen«, erwiderte Ga-nor.
    »Das ist ja auch noch nicht alles! Die Hochwohlgeborenen mischen inzwischen ebenfalls mit – und zwar nicht auf unserer Seite. Das Krähennest ist dem Erdboden gleichgemacht.«
    Ga-nor stieß einen leisen Fluch aus. Eine der Festungen, die der Skulptor gebaut hatte, sollte vernichtet sein? Nicht vom Feind genommen, wie die Burg der Sechs Türme, sondern in Schutt und Asche gelegt? Aber das war diesen Spitzohren ja zuzutrauen. Schließlich hatten sie über Jahrhunderte ihren Hass auf alles, was dem Imperium gehörte, geschürt.
    »Okny hat kapituliert. Der dortige Statthalter hat dem Nabatorer König die Schlüssel der Stadt übergeben und ihm einen Eid geleistet. Die Einwohner sind angeblich verschont worden. Aber die Garnison sollte ihre Waffen abgeben. Einige Hunderte haben sich natürlich geweigert. Ein Teil von ihnen konnte den Belagerungsring durchbrechen und nach Norden fliehen, um sich dort der Armee anzuschließen.«
    »Möge Ug die Knochen jenes Verräters in Eis verwandeln, der dem Feind das Tor geöffnet hat!«, knurrte Ga-nor. »Wenn Okny sich hätte halten können, hätten sich unsere Leute am Adlernest und an der Treppe des Gehenkten ohne Frage völlig neu formieren können.«
    »Bis zur Treppe des Gehenkten braucht der Feind bloß knapp zwei Wochen. Und wir sollten uns nicht darauf verlassen, dass er sich die Zähne am Adlernest ausbeißt. Es geht nämlich das Gerücht, einer der Nabatorer Feldherren habe die halbe Armee von der Belagerung Gash-shakus abgezogen und gen Osten geschickt, damit sie die Burg angreifen. Ist das Adlernest erst gefallen, hat der Feind freie Bahn durch die Katuger Berge.«
    »Seh ich nicht so«, widersprach Ga-nor. »Dann gibt es immer noch die Treppe des Gehenkten. Und die nimmt niemand so leicht.«
    »Vergiss

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