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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Dann richtete er den Blick auf das tobende Meer.
    »Ich habe meine Kräfte überschätzt, Grauer«, gestand er mit einer Stimme, die krächzend wie die eines alten Raben klang. »Ich habe dein Mitleid also nicht verdient, denn ich bin schuld am Tod dieses Jungen.«
    »Was ist geschehen?«
    »Eine Lappalie, im Grunde, ein kleiner Fehler im Zauber. Deshalb ist eine der Pyramiden der Stabilität geborsten. Aber diese Erklärungen sagen dir ohnehin nichts.«
    »Und der Junge?«
    »Das verzeihe ich mir nie«, stöhnte Giss. »Ich hatte angenommen, er habe sich in Sicherheit gebracht … aber Ashan ist in die Pyramide gerannt und hat den Riss gekittet, damit der Kraftstrom ungehindert weiterfließen kann. Er hat ihn durch sich hindurchgeleitet. Dergleichen würde nicht einmal jeder erwachsene Mann aushalten, geschweige denn ein Junge wie er …«
    Er verstummte. Ich fand keine Worte, ihn zu trösten. Shen winkte mir zu und deutete aufs Meer. Auf den Wellen schaukelte ein Schiff, andere stachen gerade in See.
    »Wir verlassen die Stadt«, wandte ich mich wieder an Giss. »Was ist mit dir?«
    »Ich bleibe«, sagte er und stand auf. »Ich bin dir für dein Angebot dankbar, aber … ich bleibe. Auf mich wartet hier in Alsgara noch Arbeit. Die Stadt braucht meine Hilfe.«
    »Und wer hilft dir?«
    »Ich schaffe das schon. Das muss ich einfach. Unsere Wege trennen sich also wieder einmal. Leb wohl, Grauer. Ihr solltet jetzt lieber schnell von hier verschwinden.«
    »Leb auch du wohl, Giss.«

Kapitel
13
    Einen Tag bevor Kapitän Dash mit seiner
Feuergeborenen
in See stechen wollte, zwitscherte irgendein verfaulter Hering dem Hafenmeister zu, an Bord des Schiffes befände sich Glücksstaub, mithin jenes Narkotikum, das aus den Tentakeln des Meeraffen gewonnen wurde.
    Tatsächlich spürte man das Schmuggelgut in dem bisher noch nie entdeckten Geheimversteck auf. Dash konnte noch so sehr versichern, der Glücksstaub sei ausschließlich für den eigenen Gebrauch bestimmt, es fruchtete nichts. Gegen seine Behauptung sprach schon allein die ungeheure Menge. Die Ware, die er eigentlich in Morassien verhökern wollte, wurde beschlagnahmt, obendrein musste er eine hohe Strafe zahlen. Weitere dreihundert Soren wanderten in die Hände des Hafenmeisters. Dank dieses Bestechungsgeldes entging der Kapitän immerhin dem Kerker und durfte sein Schiff behalten, das andernfalls verkauft worden wäre. So sah es das Gesetz im Imperium nun einmal vor.
    Damit hatte Dash zwar seinen guten Namen gerettet, musste aber im Hafen bleiben. Mindestens einen Monat lang, wie der Hafenmeister, nunmehr ein reicher Mann, erklärte. Auch dieser Aufforderung leistete der Kapitän Folge, denn lieber schlug er sich zusammen mit der Mannschaft an Deck die Zeit um die Ohren, als dass er im Kerker die Flöhe fütterte.
    Die beiden Passagiere, die für die Überfahrt bezahlt hatten, mussten von diesen Schwierigkeiten gehört haben. Vielleicht hatten sie es sich aber auch einfach anders überlegt. Jedenfalls tauchten der blonde Mann und seine Frau nicht auf, ja, sie verlangten nicht mal ihren Vorschuss zurück.
    Die Tage verstrichen einer um den anderen, doch der Hafenmeister dachte gar nicht daran, ihm, Dash, endlich die Erlaubnis zu erteilen, in See zu stechen. Wahrscheinlich wären die Matrosen versauert und die
Feuergeborene
bis zur Mastspitze mit Muscheln vollgewachsen – wenn nicht der Krieg über Alsgara hereingebrochen wäre.
    Die Glocken schlugen Alarm, das Dröhnen der Hörner trieb die Mannschaft an Deck.
    »Sieht so aus, als würd’s hier brenzlig werden«, brummte der Erste Offizier, der finster in den Regen hineinspähte.
    »Wenn wir mal bloß am Ende nicht alle unsere Seele Meloth überantworten!«, knurrte ein Matrose und spuckte über Bord.
    »Riuk!«, wandte sich Dash an seinen Ersten Offizier. »Die Männer sollen sich zum Ablegen bereit machen!«
    »Wollen wir die günstige Gelegenheit nutzen?«
    »Ja.«
    In dieser Sekunde kam ein Jüngling zum Hafen gerannt. Von Bord der
Feuergeborenen
aus ließ sich nicht genau erkennen, was er tat. Schließlich holte jemand ein Fernrohr aus der Kajüte: Der Junge zeichnete etwas in den Sand.
    Dann stürzte ein Mann zwischen den Speichern hervor, woraufhin der Junge ein Stück zur Seite lief. Schon im nächsten Moment kroch ein Untier auf den Mann zu, bei dessen Anblick Kapitän Dash beinahe das Fernrohr hätte ins Meer fallen lassen.
    Das konnte doch nur ein Albtraum sein! Kurz entschlossen verpasste er sich

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