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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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haben wir wieder festen Boden unter den Füßen.«
    Er nickte, um mir zu bedeuten, dass er mich verstanden habe. Nach einer Weile ließ er sich sogar noch zu einer Bemerkung herab: »Wenn bloß schon übermorgen wäre. Auf See fühle ich mich nicht besonders wohl.«
    »Du musst was essen. Dann geht es dir gleich besser.«
    »Was für eine Fürsorge. Ich kenne dich gar nicht wieder.«
    »Sei beruhigt, ich sorge mich nicht um dich, sondern um mich. Wenn du so ausgehungert bist, dass du nicht mehr gehen kannst, hätten wir ein Problem mehr.«
    »Hätte ich mir ja gleich denken können«, knurrte Shen und warf mir einen finsteren Blick zu. »Dass du nur an dich denkst, nicht an mich, meine ich.«
    Ich zuckte bloß die Achseln, um ihm klarzumachen, dass ich ihn nicht vom Gegenteil zu überzeugen beabsichtigte.
    »Was willst du eigentlich?«, fragte er dann, immer noch unfreundlich, aber nicht mehr feindselig.
    »Nichts weiter. Wenn du deinen Hungerstreik fortsetzen willst, geh ich wieder.«
    Er wandte sich schon ab, fragte dann aber noch: »Was ist mit Lahen?«
    »Sie ist aufgewacht.«
    Er sprang auf, als hätte ihn jemand mit einem Messer in den verlängerten Rücken gepikt. »Warum sagst du das nicht gleich?! Ist sie wohlauf? Hat sie Kopfschmerzen? Und was ist mit ihrer Gabe?!«
    »Was die Gabe angeht, das weiß ich nicht«, antwortete ich, überrascht von der Schnelligkeit, mit der er seine Fragen ausstieß. »Das musst du sie selbst fragen.«
    Shen ging auf wackligen Beinen über Deck hinunter zur Kajüte. Ich folgte ihm, aber als wir unten ankamen, schlief Lahen bereits wieder.
    Da Lahen die meiste Zeit schlief und meiner Hilfe auch nicht bedurfte, wenn sie kurz aufwachte, langweilte ich mich gewaltig.
    Dash wollte uns gegen Abend mit einem Beiboot an Land bringen. Bis dahin suchten Shen und ich uns ein ruhiges Eckchen an Deck und spielten ein Brettspiel. Der Herr Medikus stellte sich als gefährlicher Gegner heraus und knüpfte mir etliche Sol ab.
    Unser Spiel zog die Matrosen an. Kapitän Dash beobachtete das mit mürrischer Miene, sagte aber kein Wort. Wir hatten für die Überfahrt bezahlt – da würde er sich nicht wegen einer solchen Kleinigkeit wie eines Brettspiels zu uns bequemen und einen Streit anfangen. Nur wenn die Mannschaft allzu begeistert gaffte, stauchte er sie zusammen, damit sie wieder ihrer Arbeit nachging.
    An diesem Tag hatte sich auch endlich das Wetter gebessert und uns einen klaren Himmel, strahlenden Sonnenschein, warmen Wind sowie eine fast glatte See beschert. Sogar Shen blickte etwas freundlicher drein.
    »Warum habt ihr dieses Leben gewählt?«, fragte er mich unvermittelt, während er die weißen, schwarzen und roten Spielsteine neu aufbaute.
    »Du meinst die Gilde?«, fragte ich zurück, den Blick fest auf seine geschickten Finger gerichtet.
    »Ja.«
    »Warum sollte ich dir das beichten?«, knurrte ich. »Du bist schließlich kein Priester Meloths.«
    »Ist das denn ein so großes Geheimnis?«
    »Nicht unbedingt. Sagen wir es so: Wir haben dieses Leben nicht gewählt. Sondern das Leben selbst hat so für uns entschieden.«
    »Aha«, murmelte er. »Du musst zugeben, das ist selbst für dich eine fadenscheinige Erklärung. Du schiebst doch sonst auch nicht alles auf das Schicksal oder dein schweres Leben.«
    »Nicht?«, entgegnete ich, würfelte und machte meine Züge. »Du bist dir ja sehr sicher, mich schon ausgesprochen gut zu kennen. Aber glaub mir, manchmal hängt ein Mensch von den Umständen ab, nicht die Umstände von ihm. Bei mir war das der Fall. Mehr nicht. Deshalb beklage ich mich jedoch nicht über mein Leben, und schon gar nicht werde ich mich an deinem neuen Segeltuchumhang ausweinen. Da kann der noch so wasserundurchlässig sein.«
    »Du hältst es also für richtig, einen unbekannten Menschen für Geld zu töten?«, wollte er wissen, während er einen meiner roten Steine auf der rechten Seite schlug und dort die Oberhand gewann.
    »Hältst du es für richtiger, einen unbekannten Menschen unentgeltlich zu töten?«, hielt ich dagegen und glich aus, indem ich ihm eine schwarze Figur abnahm.
    »Spar dir die Wortklauberei.«
    »Jetzt pass mal auf! Wenn wir hier schon ein derart frommes Gespräch führen, dann solltest du eins wissen: Ich sehe keinen Unterschied zwischen einem Mord für Geld und einem Mord aus anderen Gründen. Mord bleibt Mord, unabhängig davon, ob jemand dafür Geld bekommt oder nicht. Das Ziel heiligt nie die Mittel, mein Junge. Wenn du jemanden

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