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Blitz in Gefahr

Blitz in Gefahr

Titel: Blitz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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wer Sie sind, nachdem ich Sie mit diesem herrlichen, einmaligen Pferd getroffen habe.«
    »Sie waren ja ebenso überrascht über unser Zusammentreffen wie ich, da ist es verständlich.« Alec hielt inne und fand es jetzt leichter, dem Mann in die Augen zu sehen. Es war wohl nun an der Zeit, eine Frage zu stellen. »Leben Sie hier in der Einsamkeit?« Der Hauptmann antwortete, ohne zu zögern. Es war, als wäre die Schranke zwischen ihnen schnell gefallen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Ich bin hier nur vorübergehend, meine Heimat ist Frankreich. Doch eigentlich...«, er zuckte die Schultern, »eigentlich ist bei unsereinem derjenige Ort die Heimat, wo der Zirkus, bei dem man engagiert ist, gerade sein Zelt aufgeschlagen hat. Eben jetzt habe ich einen Kontrakt mit dem Ringling-Zirkus. Da die Vorstellungen aber erst im April wiederaufgenommen werden, kann ich es mir im Augenblick erlauben, eine Erholungspause einzuschieben.«
    Jetzt konnte sich Alec einen Reim machen: Ihm war bekannt, daß das berühmte Zirkusunternehmen in Venice in Florida, ein Stück weiter nördlich der Everglades, sein festes Winterquartier hatte. Der Hauptmann befand sich hier also auf halbem Wege dorthin und hatte sicher einen triftigen Grund, auf diesem abgelegenen Hammock Ferien zu machen. Vielleicht ging es ihm ähnlich wie Alec — er wollte sich an einem Ort, an dem ihn keiner kannte und keine lästige Störung zu erwarten war, erholen und für sich und sein Pferd neue Kräfte sammeln, bevor die arbeitsreiche Saison begann. Alec zog aus dieser Überlegung den Schluß, daß die Begegnung mit dem seltsamen und ein wenig unheimlichen Mann mitten im einsamen Sumpfgebiet trotz allem nichts Beängstigendes hatte. Blitz drängte sich in diesem Moment erregt und fordernd an ihn. Es war zuviel verlangt von diesem temperamentvollen Hengst, in so großer Nähe einer Stute stillzustehen; es wurde höchste Zeit, ihn von hier wegzubringen. »Ich möchte mich nun lieber verabschieden«, sagte Alec mit einem bezeichnenden Blick auf sein Pferd.
    »Ach, nicht doch! Wir können die beiden bestimmt auseinanderhalten!« erwiderte der Hauptmann lebhaft, ja hastig und drängend; sein französischer Tonfall fiel dabei noch stärker auf. »Ich würde es sehr gern sehen, wenn Sie hierblieben und mir ein wenig Gesellschaft leisteten.«
    Es entstand eine lange Pause; Alec sah ihn forschend und unsicher an.
    »Bitte, Monsieur Ramsay, bleiben Sie! Kommen Sie mit in mein Haus, ich lade Sie zum Essen ein!«
    »Essen?« wiederholte Alec erstaunt. Er fand es sonderbar, hier inmitten des großen Sumpfes zum Essen eingeladen zu werden. Sie befanden sich weit entfernt von jeder Stadt, und nicht einmal das erwähnte Haus war zu sehen.
    »Es steht gar nicht weit von hier«, fuhr der Hauptmann in überredendem Ton fort. »Überdies müssen Sie doch auch müde und hungrig sein. Es wird Ihnen und Ihrem Pferd guttun, sich ein bißchen auszuruhen, bevor Sie zurückreiten. Wie ich schon sagte, gibt es der Pferde wegen kein Problem, wir sind ja beide Fachleute, nicht wahr?« Ohne auf Alecs Antwort zu warten, schritt er mit einer einladenden Handbewegung auf den Mangrovenhain zu. Alec zögerte. Was konnte er tun, ohne unhöflich zu sein? Die Einladung hatte sehr freundlich geklungen, so blieb ihn gar nichts weiter übrig, als zu folgen, und ehrlich gestanden — neugierig war er auch! Der seltsame Mann, die seltsamen Umstände, die seltsame Gegend — wer hätte da nicht gern Näheres erfahren? Es schadete sicher nichts, die Einladung anzunehmen. Außerdem hatte der Hauptmann recht mit der Vermutung, daß Alec und auch sein Pferd eine Ruhepause benötigten, ehe sie heimritten.
    De Villa bewegte sich mit derselben Gewandtheit, die er im Sattel bewiesen hatte. Sein geschmeidiger Gang ähnelte dem einer Großkatze. Ohne sich nach Alec umzusehen, schritt er durch das Mangrovendickicht. Anscheinend erwartete er, daß seine Wünsche befolgt wurden.
    Alec hielt Blitz eisern am Halfter fest. Er fand den Mann nicht gerade anziehend oder sympathisch, aber es reizte ihn, mehr über den Fremdling zu erfahren. Wenn er ehrlich war, mußte er sich gestehen, daß ihn eine leise Besorgnis beschlichen hatte. Zur Furcht bestand wohl kein Anlaß, aber auf der Hut mußte er sein, und er war sehr wohl imstande, sich zu beherrschen und, wenn nötig, seine Gefühle zu verbergen.
    Zu Alecs Überraschung lag ein gepflegter Blumengarten vor ihm, als er aus dem Mangrovendickicht hinaustrat. Hibiskus und

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