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Blitz in Gefahr

Blitz in Gefahr

Titel: Blitz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Dieser seltsam gekleidete Omar — sein Gesicht war weder das eines reinblütigen Indios noch das eines Negers, trug aber Züge beider oder noch mehrerer anderer Rassen — war eine Gestalt zum Fürchten. Seine dunkle Haut war verrunzelt und verwittert von einem in der prallen Tropensonne verbrachten langen Leben; aber die Augen waren die eines Fanatikers und wirkten ganz und gar nicht alt, sie saugten sich förmlich an Alec fest.
    Was waren das bloß für Menschen?
    Der Alte stand mit gespreizten Beinen da, als wollte er sich auf den weißen Eindringling stürzen. Alec hielt den brennenden Augen ruhig stand, und plötzlich hob der Alte seine große braune Hand zur Brust wie in einer rituellen Begrüßungsgeste. Gleichzeitig erklärte der Hauptmann seinem Besucher, als hätte er auf dieses Zeichen gewartet: »Ich habe ihm klargemacht, daß Sie mein Gast sind. Sie brauchen sich nicht vor ihm zu fürchten, er ist nur uralt und sehr mißtrauisch Fremden gegenüber.« De Villas Augen blieben bei diesen verbindlichen Worten eiskalt.
    »Trotz seines Alters ist er noch sehr rüstig. Er geht und kommt, wann es ihm paßt. Natürlich ist er ein Sonderling und wünscht unbehelligt zu bleiben. Ich bitte Sie sehr, ihm die Hand zu reichen, es ist wichtig!« schloß de Villa eindringlich.
    Alec hatte Herzklopfen, der Greis mit seinem Speerstock war ohne Zweifel gefährlich. Er überwand sich und streckte ihm die Rechte hin.
    Omar ergriff sie, erwiderte aber den Druck nicht. Seine Haut fühlt sich schlaff und kühl an wie eine Leichenhand. Alec hatte das Gefühl, ein Gespenst berührt zu haben. Er hoffte bloß, daß man ihm seinen Widerwillen und sein Unbehagen nicht ansah.
    Sie verließen den Alten und gingen zurück in das Wohnzimmer. Der Hauptmann legte seinen Arm um Alecs Schultern und sagte mit Wärme: »Jetzt werden wir etwas essen und danach behaglich miteinander plaudern. Ich meine, wir haben viel Stoff — zwei Pferdefreunde aus so verschiedenen Bereichen, nicht wahr?« Seine starren, dunklen Augen blieben ausdruckslos.
    Es war alles so seltsam und unheimlich, daß Alec am liebsten auf der Stelle davongerannt wäre. Eine Gänsehaut lief ihm über den Rücken, als er sich klar wurde, daß er hier nicht nur einem undurchschaubaren Menschen gegenüberstand, sondern zweien. Der eine war vielleicht wegen seines hohen Alters unberechenbar; aber zweifellos mußte er am meisten vor de Villa auf der Hut sein.

Zwei Pferdekenner

    Alec hegte Befürchtungen, daß dem unbewegten, durchdringenden Blick des Hauptmanns seine Furcht und sein Verlangen, wegzulaufen, nicht entgangen waren. De Villa hatte es gewiß kommen sehen, daß seine undurchschaubare, dunkle Gestalt unheimlich wirken würde. Hatte er es in seine Pläne einkalkuliert? Denn das war Alec klar — irgendwelche Pläne oder Absichten verfolgte er!
    De Villa lächelte ihn plötzlich an, ein winziges Lächeln, fast nur ein Verziehen der Lippen, aber doch die Spur eines Lächelns. Das raubte Alec vollends sein Gleichgewicht. Er war ein Narr, sagte er sich, wahrscheinlich hatte er gar nichts zu fürchten, und er war nur ein Opfer seiner Einbildungskraft, die ihm in dieser äußerst sonderbaren Umgebung ein Schnippchen schlug. Der Hauptmann war zweifellos eine ungewöhnliche, exzentrische Natur, ein Mensch mit Launen und Marotten, aber er war nicht verrückt.
    »Dies ist kein fröhliches Haus«, sagte de Villa ruhig. »Es ist ursprünglich nur als Zufluchtsort gebaut worden vor den Unbilden und Stürmen dieses Landstriches und daher nicht auf Wohnlichkeit und Behaglichkeit eingerichtet. Aber wir werden jetzt die Sonne hereinlassen, dann wird es Ihnen gleich ein wenig angenehmer erscheinen!« Mit diesen Worten stieß er die große eichene Eingangstür auf und öffnete die Fensterläden.
    Tatsächlich gewann Alec durch das hereinflutende Tageslicht ein wenig von seiner Sicherheit zurück. Er konnte sich die Frage nicht länger verkneifen, wer eigentlich der alte Omar wäre.
    »Ein Verwandter von mir, ein Großonkel«, antwortete der Hauptmann so schnell, als ob er auf die Frage gewartet hätte. »Er stammt von den karibischen Indianern ab, nicht von den Seminolen. Die Kariben waren tapfere Krieger und kannten dies Land lange vor Christi Geburt.« Er fügte weiter nichts hinzu, und Alec hielt es für geraten zu schweigen.
    »Jetzt entschuldigen Sie mich aber bitte für eine kleine Weile, und machen Sie es sich bequem, während ich mich um den Imbiß kümmere.«
    Mit geschmeidigen

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