Blitz in Gefahr
Schritten verließ er das Zimmer.
Alec setzte sich auf einen der hochlehnigen Stühle vor dem Kamin. Er hatte sich nun einmal festgelegt und konnte unmöglich vor dem Mittagessen davongehen. Er ließ seine Augen durch das Zimmer wandern. Es wirkte kahl, und man hatte den Eindruck, daß es noch nicht lange bewohnt wurde. Es gab sehr wenige persönliche Dinge, die ein Haus gemütlich machen. Ein Plattenspieler stand auf dem Tisch, und mehrere Schallplatten lagen daneben. Er wurde von einer Batterie betrieben, denn elektrischen Strom gab es hier noch nicht. Offenbar liebte der Hauptmann Musik, sonst hätte er kein Koffergrammophon mit hierhergenommen.
Von der Decke herab hing eine große Petroleumlampe, und auf dem darunterstehenden Tisch sah Alec einige Bücher. Er nahm eins davon auf; es handelte von der Reitkunst, und Hauptmann de Villa war der Verfasser. Es war in französischer Sprache geschrieben. Alec war zuwenig darin bewandert, um es lesen zu können; aber er war sehr beeindruckt. De Villa war demnach ein Mann von Bildung. Nach dem Klappentext auf dem Umschlag des Buches war er eine bekannte Persönlichkeit auf seinem Fachgebiet des Dressurreitens.
Alec kam sich lächerlich vor mit seinen Befürchtungen. Er war mit Menschen, die Pferde liebten wie er selbst, stets gut ausgekommen. Das gemeinsame Interesse an einem Gegenstand ist ein starkes Band, es wäre töricht von ihm, sich den Gedankenaustausch mit diesem interessanten Mann durch Furcht und Vorbehalte vergällen zu lassen.
Eins der anderen auf dem Tisch liegenden Bücher handelte von der Eroberung Floridas durch die Spanier im fünfzehnten Jahrhundert. Es war eine Übersetzung spanischer Dokumente ins Englische, um 1560 geschrieben. Der Hauptmann hatte sich offenbar intensiv mit dem Studium befaßt, denn überall waren Bemerkungen in französischer Sprache an den Rand geschrieben, die Alec zu seinem Leidwesen nicht entziffern konnte.
Ein wenig befangen legte Alec das Buch an seinen Platz zurück, als der Hauptmann mit einem Tablett ins Zimmer kam. Alec merkte erst beim Anblick der appetitlichen Fleischkonserven und Delikatessen sowie des frischen Obstes, wie hungrig er war.
De Villa forderte seinen jungen Gast freundlich auf zuzulangen. Er saß ebenso untadelig gerade bei Tisch wie vorher im Sattel. Nachdem sie einige Minuten schweigend gegessen hatten, konnte sich Alec die Frage nicht versagen, ob sich der Hauptmann für die Geschichte dieses Landes besonders interessiere, er schließe es aus den Büchern.
»Das kann ich nicht behaupten«, antwortete de Villa. »Mich interessiert das alles nur so weit, wie es sich auf meine Vorfahren bezieht. Ich habe von meinem Onkel Omar erfahren, daß sie in Freundschaft mit den Spaniern gelebt und bei der Eroberung Floridas Seite an Seite mit ihnen gekämpft haben. Sie waren zwar Sklaven, aber sie wurden offenbar freundlich behandelt, weil sie den Spaniern nützlich waren.«
Alec wartete neugierig, ob der Hauptmann fortfahren würde, denn immerhin betraf dies ein Gebiet, von dem er auch gern mehr erfahren hätte. Aber er hielt es für besser, sich mit Fragen zurückzuhalten.
Der Hauptmann fuhr nach einer Pause von selbst fort: »Einer meiner berühmten Vorfahren diente dem Konquistador Pedro Menendez de Aviles als Wegbereiter und Führer.«
Alec bemerkte, daß Stolz aus diesen Worten klang. »Menendez de Aviles war der Gründer von St. Augustin«, fuhr de Villa fort, »und er entdeckte und erforschte, was viele Historiker nicht wissen, auch die Everglades. Ohne Hilfe und Beistand meines Vorfahren, des karibischen Kriegers, hätte er seine Expeditionen sicher nicht durchführen können.«
Es gelang Alec nicht, seine Überraschung zu verbergen. Demnach war dies wohl der Grund, weshalb sich de Villa auf diesem Hammock in den Everglades aufhielt! Er versuchte den Spuren seines Ahnherrn zu folgen, der über vierhundert Jahre tot war! Alec studierte das Gesicht des Mannes; er stellte wieder eine Mischung negroider und indianischer Merkmale fest, auch andere Rassen mochten noch hinzugekommen sein.
De Villa gab Alecs Blick ebenso intensiv zurück. »Sie sehen überrascht aus, Alec«, sagte er ruhig, »beinah könnte man sagen, erschrocken! Aber glauben Sie bitte nicht, daß ein Mensch, dessen Vorfahren ihm Indianer- und Negerblut vererbt haben, ein Bösewicht sein muß...«
Alec machte eine abwehrende und entschuldigende Kopfbewegung.
De Villa fuhr fort: »Es beruht auf Wahrheit, daß die Kariben ebenso
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