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Blitz in Gefahr

Blitz in Gefahr

Titel: Blitz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Wolfsmilch blühten in Fülle, und viele andere Pflanzen, die er nicht kannte. Dahinter stand tatsächlich ein Haus, beschattet und beschützt von hohen Bäumen und Sträuchern. Es war ein schlichter, bäuerlicher Bau, auf Pfählen errichtet, sicherlich zum Schutz vor dem in der Regenzeit aus dem Sumpf aufsteigenden Wasser. Beim Näherkommen stellte Alec fest, daß es sich um ein sehr sonderbares Bauwerk handelte. Das Dach stieg in der Mitte hoch an und wurde von einem Türmchen gekrönt. Seltsamerweise war es an der gegenüberliegenden Seite fast bis zum Boden hinuntergezogen. In seinem ganzen Leben hatte Alec noch kein merkwürdigeres Haus gesehen! Das Baumaterial bestand aus unbehauenen Zypressenstämmen. Der Erbauer mußte ein Sonderling gewesen sein. Wortlos ging der Hauptmann auf dem Weg voran, der um das Haus herumführte. Alecs Verwunderung über das verschrobene Haus schenkte er nicht die geringste Beachtung, sondern schritt auf einen kleinen Stall zu. Alec wartete in einiger Entfernung, bis der Hauptmann seine Stute hineingebracht hatte. Blitz war bitter enttäuscht, daß man sie ihm wegnahm, und wieherte entrüstet. »So, und für den Hengst habe ich noch eine andere Unterkunft. Folgen Sie mir!« sagte de Villa, als er allein aus dem Stall zurückkam und voranging, ohne Alec anzusehen.
    In diesem Moment hatte Alec doch etwas wie ein gruseliges Gefühl. Er schüttelte es ab und ging hinterher.
    Sie gelangten zu einem niedrigen Schuppen, der frisch getüncht war. Der Hauptmann öffnete die Tür, und sie befanden sich in einem ganz kahlen Raum, der ohne weiteres vorübergehend als Stall benutzt werden konnte. »Hier wird ihrem Hengst nichts abgehen«, sagte der Hauptmann. »Wir werden ihm noch Wasser bringen und ein wenig Heu.«
    Alec nickte. Blitz sollte ja nur die kurze Zeit hier verbringen, bis sie wieder nach Hause ritten.
    Nachdem er ihn versorgt hatte, schritt er neben dem Hauptmann zum Haus hinüber. Beide schwiegen. Wenn der gute Mann geglaubt hat, ich würde ihn mit neugierigen Fragen bedrängen, dann hat er sich geirrt, dachte Alec bei sich. Er war entschlossen, abzuwarten, bis der Hauptmann von selbst sprach.
    Sie stiegen die Stufen empor, die zum vorderen Eingang führten. Seltsame Symbole und Ornamente waren in die Eichenholztür geschnitzt. Im Inneren des Hauses war es kühl und dämmerig, denn die Läden der wenigen Fenster waren geschlossen. Als sich Alecs Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten, sah er, daß er sich in einem großen Wohnraum mit rohbehauenen Deckenbalken und einem Kamin befand, in dem ein Feuer flackerte. Der Geruch von brennendem Holz erfüllte das Zimmer.
    Draußen war es drückend heiß gewesen, hier drinnen fröstelte Alec. Er fragte sich, ob es von der klammen Kühle herrührte oder von seinem wachsenden Unbehagen.
    Die hohe Gestalt des Hauptmanns bewegte sich lautlos durch den Raum zu einer gegenüberliegenden Tür. Alec hörte ihn rufen: »Omar! Omar! Êtes-vous ici?«
    Alec verstand nur wenige französische Wörter, aber so viel begriff er, daß de Villa einen Mann namens Omar fragte, ob er im Hause wäre. Wer mochte das nun wieder sein?
    Nach kurzem Zögern folgte Alec seinem Gastgeber in den nächsten Raum, der sich als Küche erwies. Ein mit Holz zu heizender Herd, ein Spülstein, eine Handpumpe und ein Tisch waren vorhanden. Aber es war kein Mensch zu sehen. Der Hauptmann schritt weiter ins angrenzende Zimmer.
    Alec blieb im Türrahmen stehen und warf einen Blick hinein. Auch hier waren die Fensterläden fest geschlossen. Im Halblicht sah Alec einen alten Mann in einem hochlehnigen Stuhl sitzen. Der Hauptmann stand neben ihm und redete in französischer Sprache auf ihn ein.
    Alec machte keinen Versuch, zu verstehen, was er sagte. Er starrte nur den alten Mann an, dessen Erscheinung tatsächlich sehr merkwürdig war. Auf dem Kopf hatte er einen großen Hut, und in der rechten Hand hielt er einen langen Stock mit einer Speerspitze am einen Ende.
    Alec trat einen Schritt zurück, als sich der Alte erhob und einen Schritt auf ihn zukam. Er trug einen karmesinroten Kittel, dessen Kanten mit einer Goldborte verziert waren. Darunter kamen eine gewöhnliche Kordsamthose hervor, wie sie hierzulande die Farmarbeiter trugen, und kniehohe Stiefel. Der Alte starrte ihn unverwandt und nicht gerade freundlich an.
    Alec verharrte reglos, er war erschrocken von dem unheimlichen Anblick. Stand er einem Irren gegenüber? Seine Gedanken arbeiteten fieberhaft. Wo war er hingeraten?

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