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Blitz in Gefahr

Blitz in Gefahr

Titel: Blitz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Teufel. »Aber das will etwas heißen, zwanzig Pferde zu lenken! Das mag wohl auch nicht wirklich so gewesen sein.«
    »Da irren Sie, er hat es tatsächlich fertiggebracht. Mein Urgroßvater hat ihn im Hippodrom in Paris gesehen, und zwar im Jahre 1860 .«
    Es gab viele Dutzende alter Drucke mit ähnlichen Motiven in der Mappe. Alle zeigten Pferdedressuren. Einige stammten von antiken Zeichnungen und zeigten Wettrennen von Quadrigen im römischen Circus Maximus etwa aus der Zeit um Christi Geburt. Für jeden wäre diese Sammlung faszinierend und wertvoll gewesen, ganz besonders aber für einen Pferdenarren wie Alec Ramsay. Nicht einmal im Traum hätte er zu hoffen gewagt, daß er so etwas zu sehen bekommen würde. Obendrein wußte de Villa so fesselnd von der Technik der Dressur zu berichten, daß die Stunden wie im Fluge dahingingen.
    Plötzlich rief ihn ein schweres fernes Donnergrollen in die Wirklichkeit zurück. Er sah auf seine Uhr und sprang erschrocken auf. »Ich hatte ja keine Ahnung, daß es schon so spät ist«, rief er, »vier Uhr vorbei! Ich muß fort, man wird mich auf der Ranch vermissen. Vielen Dank für die freundliche Bewirtung und die interessante Unterhaltung!« Er warf einen verlangenden Blick auf die Bilder. »Vielleicht darf ich noch einmal wiederkommen?« Er sagte es fragend, denn er hatte längst gespürt, daß der Hauptmann wie er selbst am liebsten mit seinem Pferd allein war.
    Eigentlich ist es sehr merkwürdig, daß ich den Wunsch verspüre, nochmals herzukommen, nachdem ich anfangs ein so bedrückendes Gefühl hatte, dachte Alec. Er blickte in die unergründlichen, starren Augen de Villas, der sich jetzt ebenfalls erhob.
    »Sie sind mir jederzeit willkommen«, antwortete er höflich. »Ich bedaure, daß Sie schon aufbrechen wollen. Eigentlich hatte ich gehofft, Sie würden mir noch ein Weilchen Gesellschaft leisten.« Noch immer schien die Sonne durch die kleinen Fenster, aber in der Ferne donnerte es wieder.
    »Ich möchte nicht in ein Unwetter geraten«, erwiderte Alec. »Ich muß schleunigst heimreiten, denn man wird sich auf der Farm Sorgen um mich machen.« Er öffnete die Haustür, und die Luft schlug ihm sengend heiß entgegen. Weit im Süden stand über der unendlichen Sägegrasfläche eine drohende Wolkenwand in bizarrer Beleuchtung.
    »Es wird nicht regnen, so nötig wir es hätten«, sagte de Villa und folgte Alec die Stufen hinunter. »Ein orkanartiger Sturm wird kommen, Blitze und Donner«, setzte er hinzu, »aber kein Regen — ich spüre nichts davon in der Luft.«
    Alec zuckte die Schultern. »Gerade die Blitze vertrage ich schlecht. Naß zu werden, macht mir nichts aus«, gestand er.
    »Wie denn — Sie sind doch wohl nicht furchtsam?« fragte de Villa erstaunt. »Sie, der den Mut hat, an Rennen teilzunehmen?«
    Alec mußte über den merkwürdigen Vergleich lächeln, während er eilig weiterlief. »Ein Unwetter und ein Galopprennen sind zwei sehr verschiedene Dinge, die auch verschiedene Arten von Mut erfordern, wenn Sie es so nennen wollen. Ich fürchte Gewitter, weil ich mehrmals gesehen habe, wie Tiere auf der Weide vom Blitz getroffen wurden. Ich habe mit meinem Pferd zweimal einen Flugzeugabsturz und einmal einen Schiffbruch infolge entsetzlicher Gewitter durchgemacht — so etwas vergißt man nicht so leicht.«
    »Dann bitte ich Sie dringend, hierzubleiben und das Unwetter abzuwarten«, sagte der Hauptmann schnell. »Wenn Sie jetzt aufbrechen, werden Sie direkt hineingeraten. Sehen Sie doch nur, die Gewitterwolken ziehen auf uns zu!«
    Alec betrachtete den südlichen Himmel, dann sah er de Villa an. Er empfand keine Furcht mehr vor ihm, konnte sich aber nicht verhehlen, daß die dunklen Augen des Hauptmanns unheimlich wirkten, als hätte er einen geheimen Wunsch, den er um keinen Preis verraten wollte. Kein Zweifel, de Villa wollte ihn hierbehalten! Vielleicht hatte er genau berechnet, daß Alec über den alten Pferdebildern Zeit und Weile vergessen würde... Es war ihm rätselhaft. Wenn dieser Mann nicht leidenschaftlich gern allein wäre mit seinem Pferd, hätte er sich doch nie und nimmer in diese weltabgeschiedene Einöde zurückgezogen. Wie konnte ihm dann ausgerechnet an Alecs Gesellschaft liegen?
    Da gab es noch eine Menge Fragen, auf die Alec gern die Antwort gewußt hätte; doch dafür war jetzt keine Zeit mehr. Vielleicht würde er wirklich an einem anderen Tag nochmals herkommen. Es müßte dann aber am hellen Tag sein. Jetzt wollte er nur schnell zu

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