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Blitz in Gefahr

Blitz in Gefahr

Titel: Blitz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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als der Schuppen im Nachhall eines besonders lauten Donners erbebte. Alec streichelte ihn beschwichtigend. Das Gewitter ließ seinen ganzen Zorn an ihrem Hammock aus; aber noch immer kam kein Regen.
    »Vielleicht fürchten Sie sich nicht, weil Sie bisher noch kein tropisches Unwetter erlebt haben«, sagte Alec.
    Der Hauptmann nickte. »Das kann sein. Wir reisen sonst nicht so weit in den Süden. Um diese Jahreszeit sind wir immer in Europa. Leider ist dort das Interesse für zirzensische Darbietungen gegenwärtig nicht sehr groß. Im letzten Jahr waren wir in Irland; dort allerdings fanden wir lebhaftes Interesse, vielleicht weil das Fernsehen noch nicht so allgemein verbreitet ist.«
    Alec hörte nur mit einem Ohr zu. Er beobachtete durch das kleine Fenster, wie das Wetter draußen weiterwütete. Es war unheimlich und erschreckend. Das unaufhörliche Zucken der giftiggrellen Blitze, das Brüllen des Donners! Mehrmals schlug es auch wieder in ihrer Nähe ein. Alec spürte die elektrisch geladene Luft prickelnd durch seinen Körper rieseln.
    Dann wurde ihm bewußt, daß der Hauptmann immer noch von seinem Beruf redete. »Glauben Sie, daß den Amerikanern mein Dressurakt gefallen wird?« fragte er eben.
    Alec bemerkte eine gewisse Unsicherheit in de Villas Stimme und zog daraus den Schluß, daß sich sein Gastgeber nur sehr gut beherrschte und im Grunde von den tobenden Naturgewalten ebenso geängstigt wurde wie er. »Daran zweifle ich nicht«, antwortete er. »Amerikaner sind große Pferdeliebhaber; sie werden Silberfees wunderbare Leistung bestimmt richtig einschätzen.«
    Alec hatte kaum zu Ende gesprochen, als ein tagheller Blitz das Innere des Schuppens mit phosphoreszierendem Licht erfüllte. Er hielt den Atem an, darauf gefaßt, daß gleich der Boden unter seinen Füßen aufbrechen würde. Unwillkürlich umklammerte er Blitz’ Hals. Das Dach des Schuppens bog sich in der Mitte durch, fiel aber zum Glück nicht auf ihre Köpfe, da zwei starke Balken es vor dem Hinabstürzen bewahrten.
    Alec sah angstvoll hoch: »Ein Baum muß draufgefallen sein.« Dieser Einschlag in nächster Nähe ließ nun auch de Villas Selbstbeherrschung zusammenbrechen. Er bemerkte mit bebender Stimme: »Der Mann müßte tatsächlich aus Eisen sein, den solche Gewalten nicht erschüttern könnten. Wir sind wohl wirklich in den Händen der Götter.«
    Alec beobachtete durch das Fenster, wie die riesenhaften schwarzen Sturmwolken über den Hammock dahinjagten. Hoffentlich prasselte nun endlich eine Regenflut hernieder; sie würde wie eine Erlösung wirken in der unerträglichen elektrischen Spannung und vor allem die Gefahr vermindern, daß sich irgendwo das zundertrockene Sägegras entzündete. Er duckte sich instinktiv, als wieder ein greller Flammenstrahl vorbeifuhr.
    Keiner von den beiden sprach, auch dem Hauptmann war das Reden vergangen. In ihrer Lage blieb ihnen nichts anderes übrig, als zu warten und zu beten, daß der Schuppen nicht getroffen wurde, damit sie das Unheil lebend überstanden.
    Die Elemente wüteten weiter; Alec verlor jedes Zeitgefühl. An sein Pferd gepreßt, harrte er stumm aus, bis sich nach endlos langer Zeit das Donnern in der Ferne verlor, das Blitzen aufhörte und ein Streifen klaren Himmels zum Vorschein kam. Er war viel zu erschlagen und mit seinen Nerven am Ende, um darüber nachzudenken, wo er sich befand und ob er gehen oder bleiben sollte. Im Augenblick war nichts wichtig, außer der Tatsache, daß er und sein Pferd mit dem Leben davongekommen waren. Mechanisch führte er Blitz aus dem Schuppen und auf der Lichtung hin und her, wobei er die umgestürzten Bäume vorsichtig umschritt.
    Der Hauptmann ging mit seinem gewohnten starren Blick an ihm vorüber. Alec konnte sich denken, wohin, und folgte ihm. Sie fanden das Haus unversehrt, auch den Stall, in dem Silberfee untergebracht war. Es schien kaum glaubhaft, weil dicht daneben so viel zerstört und so viele Bäume vom Blitz gefällt worden waren. Aber sie hatten wahrscheinlich als Blitzableiter gedient und die Baulichkeiten gerettet.
    Alec wartete mit Blitz in einiger Entfernung vor dem Stall, während der Hauptmann mit hastigen Schritten hineinging. Nach wenigen Minuten kam er sichtlich erleichtert wieder heraus — Alec sah es ihm an: Silberfee war unversehrt und wohlauf! »Gott sei Dank!« sagte er mitfühlend. »Auch ich habe mir Sorgen um die Stute gemacht.«
    »Mittlerweile ist es zu spät geworden«, sagte de Villa. »Jetzt können Sie unmöglich

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