Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitz in Gefahr

Blitz in Gefahr

Titel: Blitz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
kriegerisch gewesen sind wie die Konquistadoren. Denn auch sie waren ja Eroberer. Sie kamen ursprünglich aus dem Innern Guayanas und aus Brasilien und eroberten Haiti sowie die anderen Inseln des Archipels, ehe sie dann selbst von den Spaniern besiegt und zu Sklaven gemacht wurden. Die Eigenschaften beider Rassen glichen sich also. Wie Sie sicher wissen, holten die Spanier dann Negersklaven aus Afrika, weil sie Arbeiter für die Bergwerke brauchten.«
    Der Hauptmann stand auf und begann den Tisch abzuräumen; die Unterhaltung schien damit beendet zu sein. Doch plötzlich setzte er sich wieder hin. »Sehen Sie, daher kommt es, daß ich sowohl karibisches Blut in den Adern habe als auch afrikanisches, portugiesisches, französisches und haitianisches. Eine seltene Mischung, meinen Sie nicht?« Zum erstenmal sah Alec ihn breit lächeln. »Ganz sicher!« bestätigte Alec bereitwillig, um ja keine Spannung zwischen ihnen aufkommen zu lassen.
    »Sprechen Sie eigentlich Französisch?« erkundigte sich der Hauptmann.
    »Nur ganz wenig«, antwortete Alec.
    »Ich wette, daß es gar nicht so wenig ist. Sie sind sehr bescheiden«, sagte der Hauptmann warm.
    Alec half ihm das Geschirr in die Küche tragen. Seine Befürchtungen waren eingeschlafen, denn sein Gastgeber wirkte jetzt rückhaltlos freundlich. »Ihr Englisch ist vorzüglich«, bemerkte er, um auch seinerseits etwas Höfliches zu sagen.
    »Danke für das Kompliment. Vorzüglich ist es nicht, aber ich kann mich ganz gut verständigen; ich war oft in England. Das Zirkusleben macht es einem leicht, fremde Sprachen zu lernen.« Während des Plauderns spülte de Villa das Geschirr unter der Handpumpe.
    »Und Ihr Onkel Omar? Lebt er immer hier auf dem Hammock? Sind Sie hergekommen, um ihn zu besuchen?«
    De Villas Züge wurden wieder verschlossen, aber er war sichtlich bestrebt, freundlich zu bleiben. »Omar ist auf Haiti zu Hause, aber er kannte diesen Hammock, und so reisten wir hierher, und ich mietete das Haus.«
    Eine weitere Erklärung erfolgte nicht, und Alec beschied sich, so gern er Näheres gewußt hätte. Er stellte beruhigt bei sich fest, daß der Hauptmann nun nichts Erschreckendes mehr für ihn hatte, und der alte Omar war wohl sicher nicht ganz klar im Kopf, aber harmlos.
    Gemeinsam beendeten sie den Abwasch und gingen dann wieder in den Wohnraum, wo der Hauptmann Alec auf einen Stuhl neben sich nötigte. »Ich freue mich, einen Berufsgenossen, wenn auch von einer anderen Sparte, zur Gesellschaft bei mir zu haben«, begann de Villa wieder die Unterhaltung. »Von jeher habe ich Hochachtung vor Männern empfunden, die Rennen reiten, nicht so sehr der Schnelligkeit wegen, aber inmitten von anderen zu reiten, die ebenso leidenschaftlich an die Spitze streben wie man selbst, das erfordert Geschicklichkeit und Mut!«
    »Ein Jockey muß die Gefahr einkalkulieren, sie ist einfach unausweichlich mit seinem Beruf verbunden«, antwortete Alec. »Ich bin mit Leib und Seele dabei und habe mir noch nie gewünscht, etwas anderes zu tun.«
    »Nun ja, jedes Rennen bedeutet beinah eine ständige Herausforderung auf Leben und Tod. Daß das seinen Reiz hat, besonders für so junge Menschen wie Sie, ist verständlich. Wieviel wiegen Sie eigentlich?«
    »Ungefähr hundertfünfzehn Pfund.«
    »Ich wiege beinah das Doppelte! Mir würde Rennreiten nicht liegen.«
    »Sie haben andere Talente!« lächelte Alec. Beim Gespräch über sein Fach vergaß er alle Vorbehalte.
    »Ja, ich habe Freude daran, ein Pferd mit Liebe und Geduld für die Hohe Schule abzurichten, für euer Gewalttraining auf Schnelligkeit habe ich nichts übrig. Jedes Rennpferd hat ein Maul so hart wie das Eisen, das ihr ihm ins Gebiß legt...«
    »Nicht jedes!« erwiderte Alec schnell und zornig, über sich selbst erstaunt, daß er sich gleich so getroffen fühlte. »Blitz’ Maul ist gar nicht hart, er reagiert auf die leiseste Hilfe, und im übrigen benutze ich meine Beine und Hände genauso wie Sie! Vielleicht nicht so gekonnt, aber doch ähnlich.«
    Der Hauptmann lächelte über den temperamentvollen Ausbruch des jungen Mannes und sagte mit Wärme: »Wenn das, was Sie eben sagten, stimmt, Alec, dann dient Ihnen Ihr herrlicher Hengst auch nicht nur als Rennmaschine, sondern ist ein Teil Ihres Lebens.«
    Er wurde unterbrochen, weil der alte Omar stumm und ohne zu ihnen hinzusehen durch das Wohnzimmer und zur Tür hinausging. Alec bemerkte, daß er den roten Kittel mit den Goldborten nicht mehr trug, nur den Hut hatte

Weitere Kostenlose Bücher