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Blitz in Gefahr

Blitz in Gefahr

Titel: Blitz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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seinem Pferd gelangen und davonreiten. Später war dann immer noch Gelegenheit, darüber nachzudenken, ob es geraten war, zurückzukehren.

Das Unwetter

    Der aufgekommene Wind jagte die drohende Wolkenbank immer rascher auf den Hammock zu. Es donnerte in immer kürzeren Zeitabständen. Schon begannen die Wolken die Nachmittagssonne zu verdunkeln. Alec rannte auf den Schuppen zu, in dem er Blitz vor einigen Stunden abgestellt hatte. Er war nervös und wollte nach Hause; zu oft schon hatte er in einem Unwetter um sein Leben kämpfen müssen.
    »Bleiben Sie doch lieber hier, bis sich der Sturm gelegt hat«, riet ihm der Hauptmann, der neben ihm herlief.
    »Ich glaube, ich schaffe es noch bis zur Ranch«, sagte Alec hastig.
    »Nun dann, wie Sie wollen«, sagte de Villa.
    Im selben Augenblick, als sie sich dem Schuppen näherten, spaltete ein wildgezackter, greller Blitz den Himmel über ihnen. Beide fuhren zusammen, Alec wurde blaß.
    »Lassen Sie die Vernunft walten, und warten Sie hier. Vielleicht hat es sich in kurzer Zeit schon ausgetobt«, bat der Hauptmann.
    Es war tatsächlich aussichtslos. Der Wind heulte, die Blitze zuckten jetzt von allen Seiten über das Sägegrasmeer, der Donner rollte, und der Himmel verdunkelte sich, als sollte die Welt untergehen. Wenn er jetzt aufbrach und die Richtung verlor, geriet er in eine gefährliche Lage; blieb er, so war es zweifelhaft, ob er überhaupt noch am selben Tage zur Sugarfoot-Ranch zurückkommen würde, denn alles deutete darauf hin, daß sich dieses Unwetter nicht so rasch legte.
    Er kam gerade in der Sekunde zu dem Entschluß, doch lieber hierzubleiben, als aus einer Wolke genau über ihnen ein blendendweißer Blitz zuckte. Gleichzeitig donnerte es ohrenbetäubend — ein Einschlag! Ein kleines Stück rechts von ihnen stürzte eine riesige Eiche krachend zu Boden.
    Instinktiv rannten beide Männer auf den Schuppen zu, sogar de Villa schien von Panik ergriffen zu sein. »Vite, vite, Alec! Schnell hinein!« schrie er, riß die Tür auf und schlug sie rasch zu, nachdem sie den schützenden Raum gewonnen hatten.
    Blitz wieherte leise. Alec ging sofort zu ihm, denn er wußte, daß auch in seinem Pferd die Erinnerung an die vor Jahr und Tag überstandenen Gefahren nicht verloschen war. Jeder fand an der Gegenwart des anderen Trost. Alec ging immer zu Blitz in den Stall, wenn ein Gewitter aufzog. Er streichelte seinen Hals und liebkoste seinen Kopf.
    Draußen zuckten die Blitze immerfort, durch das kleine Fenster des Schuppens konnte man es sehen. »Wenn jetzt endlich Regen käme, wäre es nicht mehr so unheimlich«, murmelte Alec.
    Der Hauptmann starrte durch das Fenster hinaus. »Es wird nicht regnen, der typische Feuchtigkeitsgeruch der Luft fehlt. Ich spüre nur, daß sie mit Elektrizität geladen ist«, antwortete er.
    Ein Aufleuchten violetten Feuers erhellte den Schuppen. Sie sahen, wie eine hochgewachsene Kokospalme, in der Mitte gespalten, zu Boden stürzte. Man konnte die Blitze längst nicht mehr zählen, und der Donner war zu einem ununterbrochenen Grollen geworden. Himmel und Erde schienen sich vermählt zu haben in dem unaufhörlichen Flammen und Krachen.
    Alecs Finger krallten sich in Blitz’ Mähne; er fühlte sich versucht, ihm zuzuflüstern, er solle sich nicht fürchten, schlimmer als bei ihrem ersten gemeinsam überstandenen Unwetter könnte es nicht werden... Immerhin befanden sie sich heute nicht auf einem untergehenden Schiff und mußten nicht im Meer schwimmend um ihr Leben kämpfen 1 .
    »Ich habe Furcht vor Sturm und Donner nie gekannt«, sagte der Hauptmann. »Wir Zirkusmenschen sind mit allen möglichen Gefahren vertraut, weil wir ständig in der Welt umherreisen. Man muß ja dorthin gehen, wo man sein Brot verdienen kann, ob es einem behagt oder nicht.«
    Alec spürte, daß de Villas Worte freundlich gemeint waren und ihn davon abbringen sollten, nur immerzu an das Toben der Elemente und die drohenden Gefahren zu denken. Er schloß daraus mit Recht, daß man ihm seine Furcht sehr deutlich ansah. Er gab sich einen Ruck und antwortete ein wenig gefaßter: »Ihre Stute muß demnach das Reisen von jung auf gewöhnt sein und gut vertragen.«
    »Oh, oui, jaja, das hat sie lernen müssen! Allen Zirkustieren bleibt nichts anderes übrig, sonst taugen sie nicht für ihre Arbeit. Silberfee hat aber nie Schwierigkeiten gemacht, sie hat zum Glück gute Nerven. Wir sind tatsächlich weit miteinander in der Welt herumgekommen.«
    Blitz bewegte sich unruhig,

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